Die Vorwahlen der Demokraten in South Carolina

Politik

Im dritten Teil zu den amerikanischen Präsidentschaftswahlen geht es um die heute stattfindenden Vorwahlen der demokratischen Partei im Bundesstaat South Carolina.

Nach dem Iowa Caucus, der New Hampshire primary und dem Nevada Caucus ist South Carolina nun der vierte Bundesstaat, in dem die Anhänger der Demokraten die Möglichkeit bekommen, zur Urne zu schreiten, um zu entscheiden, welcher Ihrer Kandidaten Donald Trump im November 2020 herausfordern soll.

Wir analysieren die wahlpolitische Ausgangslage der einzelnen Kandidaten, werfen einen Blick auf die Chancen der einzelnen Bewerber in South Carolina und geben eine Prognose ab, wer die erste Vorwahl in einem südlich gelegenen Bundesstaat – in dem die Mehrheit der Wähler Afroamerikaner sind – gewinnen wird.

Dabei wird rasch klar, dass Bernie Sanders nach seinem überlegenen Sieg in Nevada, bei dem er 47% errungen hat – in absoluten Zahlen waren dies aber nicht einmal 7000 Stimmen – in South Carolina dieses Ergebnis nicht einmal annähernd wird wiederholen können. Der Hauptgrund dafür ist die wahlpolitische Stärke des ehemaligen Vizepräsidenten Joe Biden in diesem Bundesstaat, dessen Wahlkampagne South Carolina als seine „firewall“ bezeichnet, also als jenen Staat, in dem Obamas früherer Vizepräsident fix damit rechnet, zu gewinnen.

Für den 2019 in nationalen Umfragen fast durchgehend in Führung gelegenen Biden ist nach seinem schwachen Abschneiden in Iowa und New Hampshire ein Sieg in South Carolina jedenfalls Pflicht, und seine Kampagne spricht daher auch von einem „must win state.“ Unmittelbar nach dem überlegenen Sieg von Sanders in Nevada hatten die Prognosemärkte kurzfristig sogar Sanders favorisiert, doch spätestens mit einem respektablen Auftritt bei der CBS Democratic Presidential Debate am letzten Dienstag und der Wahlempfehlung („endorsement“) des in South Carolina sehr mächtigen und in seiner community sehr einflussreichen schwarzen Abgeordneten und House majority whips James Clyburn am vergangenen Mittwoch ist Biden der klare Favorit auf den Wahlsieg in South Carolina.

Die Umfragen in South Carolina sind wie man so schön sagt „all over the place“, der Vorsprung von Joe Biden auf Sanders beträgt demnach zwischen 4 % – 20%.

Neben Sanders und Biden spielt auch noch der Milliardär Tom Steyer eine nicht zu unterschätzende Rolle in South Carolina: ihn sehen die Meinungsforscher auf Rang drei und genau an der Schwelle der für die Vergabe der Delegierten notwendigen 15% Marke. Steyer hat zahlreiche Millionen Dollar in seine Wahlkampagne in South Carolina investiert, und sein weiterer Verbleib im Präsidentschaftsrennen der Demokraten hängt von einem Ergebnis über 15% ab.

Kaum eine Rolle in South Carolina spielen Elizabeth Warren, die demokratische Senatorin aus Massachusetts, Pete Buttigieg, der Ex-Bürgermeister von South Bend (Indiana), und Amy Klobuchar, die demokratische Senatorin aus Minnesota. Alle drei finden wenig Unterstützung bei afroamerikanischen Wählern und werden die notwendige 15% Marke wohl nicht erreichen.

Für Sanders droht sich die Geschichte des Vorwahlkampfs 2016 zumindest in Teilen zu wiederholen, als er im „deep south“, also dem südöstlichen Teil der Südstaaten der Vereinigten Staaten, von Hillary Clinton wahlpolitisch vernichtend geschlagen wurde und damit jene Delegierten verlor, die er für einen Sieg 2016 benötigt hätte. Im Wissen um diesen Umstand bemüht sich die Sanders-Kampagne seit Monaten intensiv um die Stimmen schwarzer Wähler, hat aber vor allem bei älteren Afroamerikanern im Vergleich zu Biden deutlich das Nachsehen. Für den demokratischen Sozialisten Sanders geht es also 2020 darum, ein erneutes „blow-out“ zu verhindern, und den Rückstand gegenüber Biden irgendwie in Grenzen zu halten. Dabei hilft Sanders das noch immer völlig zersplitterte Feld der demokratischen Bewerber und seine Stärke bei schwarzen Wählern unter 30 Jahren.

Das Wahlergebnis in South Carolina ist vor allem auch deswegen so bedeutend, weil am kommenden Dienstag der sogenannten „Super Tuesday“ ansteht und der Sieger in South Carolina massiv von der damit verbundenen positiven Medienberichterstattung profitieren wird.

Wir legen uns fest und prognostizieren, dass Joe Biden in South Carolina heute klar gewinnen wird und damit das Rennen um die Nominierung des demokratischen Präsidentschaftskandidaten wieder teilweise offen ist und aus unserer Sicht auf einen Zweikampf zwischen Sanders und Biden hinauslaufen wird – mit Vorteilen für Sanders, der im Gegensatz zu Biden über eine hoch motivierte Schar von freiwilligen Helfern in allen US-Bundesstaaten verfügt und der einzige Kandidat 2020 ist, der in jedem Bundesstaat auch on the ground mit Aktivisten präsent ist.  

Der amerikanische Milliardär und Oligarch Michael Bloomberg, der in South Carolina nicht am Wahlzettel steht, und vor allem auf einen Zusammenbruch der Biden-Kampagne spekuliert hat, um am „Super Tuesday“ dessen Wähler einzusammeln, wird rückblickend feststellen müssen, dass es seinerseits ein schwerer Fehler war, nicht früher in den Wahlkampf eingestiegen zu sein, um in South Carolina doch antreten zu können und dort er einen überlegenen Sieg Bidens zu verhindern.

Für Joe Biden, dessen Kampagne on „life support“ war, bedeutet der heute zu erwartende Sieg neue Hoffnung und – man glaubt es kaum – eine Premiere: denn noch nie zuvor in seinem Leben hat Joe Biden eine Vorwahl der Demokraten in einem Bundesstaat gewonnen….

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