Gesetz der Anziehung vs. Unterbewusstsein

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Meinung

Damals hatte man noch keine Vorstellung von einem Internet, das als offene Bibliothek mit allen möglichen Informationen dient, wie dies heute der Fall ist. „Damals“ ist übrigens noch gar nicht so lange her. Vor fünfzehn Jahren gab es eigentlich nur einen Weg, um sich zu informieren: Bücherlesen. Also las ich Unmengen an Büchern unterschiedlichster Natur. In meinen späten Zwanzigern erschien übrigens das Buch „The Secret“ in meiner Heimat Italien. Das war vielleicht ein Ereignis! Viele Leute unterhielten sich darüber und waren schon sehr gespannt darauf. Es machte den Anschein, als könnte dieses Werk dein Leben verändern.

Ich war dermaßen aufgeregt und zögerte nicht lange: Am Erscheinungstag ging ich direkt in eine Buchhandlung und kaufte das Buch. Ich war so wissbegierig, dass ich es in nur wenigen Tagen verschlang. Und inhalierte dabei den neuen Hauch positiver Energie – mein gesamter Körper hätte sich nicht mehr daran erfreuen können. Endlich sollte ich das erreichen, was ich im Leben wirklich wollte. In dem Buch wurde nämlich sehr gut erklärt, wie das Gesetz der Anziehung richtig anzuwenden sei.

Ja, das Geheimnis des Buches beinhaltet das Gesetz der Anziehung. Sie, lieber Leser, wissen aus meinen vorangegangenen Artikeln, dass ich des Öfteren über unterschiedliche Gesetze geschrieben habe, die für die Dynamik des Universums maßgeblich sind. Diese Gesetze haben materielle, aber auch spirituelle Auswirkungen. Damals wusste ich noch nicht viel darüber, war aber definitiv fasziniert von dem Konzept, dass die Quantenphysik Gott erklären könnte. Als ich während des Lesens das Wort „Frequenz“ entdeckte, war ich beeindruckt. Das ist nämlich ein sehr bedeutsames Wort, dessen tieferen Sinn ich erst viele Jahre später begreifen konnte. Weiters wurde das Konzept des Denkens behandelt. Bob Doyle, ein an dem Buch Mitwirkender, sagt:

Im Grunde genommen bedeutet das Gesetz der Anziehung, dass Gleiches wiederum Gleiches anzieht. Aber wir reden hier auf der Ebene des Denkens.

Ich war bereit. Ich hatte das Buch, und alles darin war toll beschrieben. Also begann ich mit meinem Projekt: Ich schrieb dem Universum meine gewünschten Forderungen – setzte also meine komplette Absicht in die Tat um. Es fühlte sich so an, als hätte ich mein Ziel schon erreicht. Ich stellte mir vor, das zu haben, was ich immer schon wollte und dadurch Glück und Freude zu erfahren. Jeden Tag versuchte ich, etwas Raum zu schaffen, um meine Vision mit den richtigen Gefühlen zu nähren. Eine Woche verging. Ein Monat verging. Sechs Monate vergingen. Aber nichts passierte. Somit begann ich, mich selbst zu fragen: Was lief bloß schief?

Damals konnte ich noch nicht wissen, warum es nicht funktionierte. Erst nach vielen Jahren bekam ich meine Antwort. Ein Teil des Themas wird tatsächlich im Buch selbst erklärt. John Assaraf – ein weiterer Mitwirkender – sagt: „Genau hier ist das Problem: Die meisten Leute überlegen sich, was sie nicht wollen, und dann fragen sie sich, warum genau das immer wieder auftaucht.“

In einem weiteren Buch mit dem Titel „Evolve your brain: the science of changing your mind“ erläutert der Autor Dr. Joe Dispensa dieses Konzept sehr anschaulich mittels eines einfachen und dennoch außergewöhnlichen Beispiels, nämlich des Phänomens des „rosa Elefanten„: Sobald es heißt, nicht an einen rosa Elefanten zu denken, erschafft das Gehirn blitzartig das Bild eines rosa Elefanten. Weiters beinhaltet das Buch eine gigantische Vision voller wissenschaftlicher Daten über das phänomenale Potenzial des Geistes. Mit anderen, spirituellen Worten: Das Universum denkt nicht negativ. Um ein Beispiel zu nennen: Wenn ich mit dem Trinken von Alkohol aufhören möchte und mir sage: „Ich will keinen Alkohol trinken„, dann liest das Universum die Botschaft ohne das Wort „nicht“ und wandelt das Ganze um in ein: „Ich will Alkohol trinken„!

Auch die Autorin Rhonda Byrne erklärt das Konzept:

Der einzige Grund, warum Menschen nicht das haben, was sie wollen, ist der, dass sie mehr darüber nachdenken, was sie nicht wollen, als darüber, was sie wollen. Man höre auf seine Gedanken und auf die Worte, die man ausspricht. Das Gesetz ist absolut und ohne Fehler.

Hier ist also der Fehler! Der einzige Grund, warum Menschen nicht das bekommen, was sie wollen, ist der, dass sie mehr darüber nachdenken, was sie nicht wollen. Das hat sicherlich eine mitverursachende Wirkung, ist aber bestimmt nicht der Hauptgrund für das Versagen. Die Erklärung ist nämlich im Gehirn selbst enthalten. Dr. Bruce Harold Lipton, ein Zellbiologe, meint in seinem Buch „The Biology of Belief“ (übersetzt: „Die Biologie des Glaubens„) auf brillante Weise, dass das Unterbewusstsein der eigentliche Grund für das Problem sei. Einfacher ausgedrückt sieht Dr. Lipton den Geist als in zwei sehr unterschiedliche Teile gespalten: Zum einen in den bewussten Geist, der im gegenwärtigen Moment aktiv ist. Er wird durch jeden Gedanken aktiviert, den ich bewusst auf das abziele, was ich verstehen und lernen möchte. Dieser Geist ist sehr elastisch. Zweitens: In das Unterbewusstsein – der sogenannte methodische Verstand; gemeint ist jener Verstand, der sich durch wiederholte und unaufhörliche Gedanken strukturiert. Denn: Wiederholung schafft Gewohnheit.

Gemäß Dr. Liptons Schätzung beschränkt sich die tägliche Arbeit des Bewusstseins auf etwa 5%, während dem Unterbewusstsein die restlichen 95% eingeräumt werden. Laut einiger Forscher gehen einem Durchschnittsmensch etwa 60.000 Gedanken pro Tag durch den Kopf, während andere Forscher sogar von höheren Zahlen sprechen: 80.000. Ist uns denn überhaupt klar, wie viele unbewusste Gedanken wir am Tag produzieren?

Ich persönlich sehe den Grund, warum das Gesetz der Anziehung für die meisten von uns nicht funktioniert, genau in diesen Zahlen enthalten. Das Unterbewusstsein ist es nämlich, das immer gegen uns arbeitet.

Es ist der Verstand, der sich einschaltet, wenn ich z.B. einen Jobwechsel anstrebe, weil mich mein Vorgesetzter ausbeutet, etwa durch ein zu niedriges Gehalt. Und darüber ist man dann unglücklich und ärgert sich ständig. Dann versucht man einen ersten Schritt, um die Lage zu verändern – und sogleich schaltet sich die Stimme dazu: „Du bist nicht gut genug, einen anderen Job zu finden“, „Du hast schon so viele Jobs gewechselt, weil du nirgendwo gute Arbeit leistest“, „Niemand wird dich einstellen, weil du nicht ausreichend qualifiziert bist“! Diese Stimme kommt aus der Vergangenheit, als dein Vater dir nämlich vorwarf, undiszipliniert zu sein, oder als dein Lehrer behauptete, du seist faul etc. Sie ist unsere Unsicherheit und wird besonders laut, wenn man Veränderungen in seinem Leben anstrebt.

Das Gewicht des Unterbewusstsein, das ständig auf uns drückt, ist nämlich der Grund für die Schwierigkeiten, die wir bei der Anwendung des Gesetzes der Anziehung haben.

Übersetzung Englisch-Deutsch: Anna Dichen

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