„Ja“ oder „Falls“

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Meinung

Es gibt Momente im Leben, da bin ich fest davon überzeugt, die Antwort zu kennen. Damit meine ich konkret, zu glauben, die Richtung zu kennen, die ich einschlagen muss. Also ist das dann die Entscheidung, die ich fälle, um den vermeintlich richtigen Schritt zu tun. In diesem Moment bin ich wirklich im vollen Glauben, und alles scheint kristallklar in meinem Kopf. Dann klopft mir die Zeit aber gerne auf die Schulter und zeigt mir, dass ich falsch lag. Und schließlich gehen Enttäuschung und Frustration mit mir Hand in Hand. Und ich frage mich immer und immer wieder, warum ich mir ursprünglich so sicher gewesen bin und wie ich dieses kleine Puzzle des Bildes nur übersehen konnte, das mich sonst zu mehr Umsicht veranlasst hätte?

Mein „Ja“ zu einer bestimmten Entscheidung ist also die Antwort, die aus einem wirklich starken Gefühl entsteht, das ich innerlich sehr stark wahrnehme. Unglücklicherweise beweist die Realität oft das Gegenteil: Dann muss ich bemerken, dass das, was ich für Intuition hielt, definitiv nicht Intuition war. Es handelte sich eher um eine impulsive Entscheidung aus dem Kopf heraus. Im Grunde genommen kann ich sagen, dass das, was ich für den richtigen Weg hielt, genau das Gegenteil davon war.

Um mich in Zukunft davor zu bewahren, ständig schlechte Entscheidungen zu treffen, fand ich es besser, die „Falls“-Option in Betracht zu ziehen. Statt eines „Ja“ scheint es wohl günstiger zu sein, mehr „Falls“ für die Entscheidungsfindung heranzuziehen. Eine Reihe von bewussten „Falls“ führt in der Folge zu einem logischeren „Ja“. Wenn man also die Situation bewertet, also falls man mehr Optionen in Betracht zieht, ist dann die Konsequenz ein Ergebnis klügerer Entscheidungen. Das Problem dabei ist immer nur der Verstand, der uns die Realität nicht als das zeigt, was sie wirklich ist, sondern als das, was unser Wunsch ist.

Das „Falls“ verbessert unsere Situation aber und beseitigt Risiken. Das „Falls“ verwandelt die vielen Bewertungen der möglichen Optionen in ein „Ja“ und befindet sich an einer Stelle zwischen Geist und Herz. Das Herz versteht sich nämlich nicht sehr gut mit dem aggressiven Geist – aber es tut sich leicht mit dem intelligenten Geist; und dort finden dann die „Falls“ einen freien Weg für ein verlässliches „Ja“.

Viele Menschen sagen „Ja“ zu bestimmten Entscheidungen und stellen später fest, dass diese eigentlich alle „Neins“ waren. Das sollte uns zu denken geben, und wir sollten uns fragen: Wohin führt mich diese Entscheidung am Ende? Was passiert genau, falls ich diese Aktion durchführe? Eilige Entscheidungen geschehen immer impulsiv. Diese Bedingung muss ich wirklich akzeptieren. Doch das Gewissen akzeptiert niemals Bedingungen, und eine Handlung erweist sich als eine Auferlegung. Da ich Auferlegungen nicht ertrage, kann meine Entscheidung gar nicht dazu führen, etwas Gutes zu tun. Und weil ich nicht auf meine Intuition höre, befinde ich mich nun also in Schwierigkeiten.

Die „Falls“ liefern eine Argumentationslinie für die Zukunft. Es ist sehr wichtig, den Denkprozess mit einer logischen Vision zu verbinden. Es ist klug, die Dinge logisch anzugehen, weil die Logik das Fundament der Gedanken bildet – sie ist ihr Ursprung. Logisch zu sein, bedeutet nicht, ein Gelehrter oder Philosoph sein zu müssen; tatsächlich hängt die Philosophie von der Logik ab und nicht umgekehrt. Deshalb wird alles Logische natürlich philosophisch. Wenn ich logisch bin, bin ich gezwungen, meine Bedürfnisse zu respektieren und einen angemessenen Weg zu finden, sie zu befriedigen.

Leider hat die Art und Weise, wie wir alle heute leben, einen Teil des logischen Verstandesprozesses zum Verschwinden gebracht. Der Verstand ist voller Informationen, die uns dazu bringen, uns die ganze Zeit den Kopf zu zermartern. So viele Probleme sind ständig mit unserer allgemeinen Aufmerksamkeit verbunden, dass sie gefährlich sinkt und sich von unseren wahren Bedürfnissen entfernt. Unsere Wahrheit, unser Glaubenssystem wählt jedes persönliche Gesetz des Lebens – eine Realität, die von der Logik getragen wird.

Wir bauen unsere Realität durch persönliche Erfahrungen auf. Je mehr wir aber in der Lage sind, uns des Bildungsprozesses bewusst zu sein, indem wir kluge Entscheidungen treffen, desto mehr werden wir die Logik der Dinge begreifen. Während wir also einen feinen Verstand aufbauen, definieren wir die Vision der Realität, die folglich konkreter ist und nicht vom Unterbewusstsein kontaminiert wird.

Das Äußere zerstört das Innere und damit unsere Logik und unsere Realität. Es ist wichtig, sich eine Auszeit zu nehmen und über die wesentlichen Entscheidungen nachzudenken, die wir treffen sollten, um uns ein besseres Leben zu ermöglichen. Wenn wir aber nicht auf die Logik hören, führt unser Handeln zu einem „Ja“, das aber dann eher ein „Nein“ ist. Das wertvollste Geschenk ist es, etwas Raum für wertvolle Gedanken zu schaffen. Wenn wir die Dinge nicht beobachten, ist unser Raum begrenzt. Dann existieren weder Vision noch Realität; aber falls wir auf den gegenwärtigen Moment hören, schaffen wir ohne Zweifel eine produktive Zeit und einen produktiven Raum. Verschwende also nicht diese wichtige Gegenwart. Denn in einem einzigen Atemzug wird sie zur Vergangenheit. Und ist diese verschwunden, wird sie nie wieder zurückkehren.

Übersetzung Englisch-Deutsch: Anna Dichen

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