Yoga für einen gesunden Geist

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Lebenswelten

1948 definierte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Gesundheit als einen Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur als das Fehlen von Krankheit. Allein, wie viele von uns sind denn tatsächlich ganzheitlich gesund?

Psychische Gesundheit war schon immer ein Thema, das mich faszinierte, da es extrem interessant und wichtig ist. Wenn es uns in unserem Geist, in unserer Psyche „nicht gut“ geht, dann wird alles andere ebenso nicht hundertprozentig funktionieren; denn unser Geist beeinflusst unseren Körper und vice versa. Das Motto „in einem gesunden Körper wohnt ein gesunder Geist“ unterstützte mich dabei, zwei Halbmarathons und einen ganzen Marathon zu bestreiten und mich auch fit für schwierige Asanas-Übungen zu machen.

Gesellschaftlich nehmen die Probleme, die durch psychische Krankheiten hervorgerufen werden, jedoch zu, da Stress bei fast jedem Menschen allgegenwärtig ist. Alles muss schnell und perfekt sein. Dabei bleibt wenig oder gar keine Zeit mehr dafür, mal sein Gehirn komplett abzuschalten bzw. eine Pause einzulegen. Die WHO sieht psychische Erkrankungen als die Hauptursache für Krankheiten und Behinderungen weltweit: Jeder vierte Mensch sei irgendwann in seinem Leben von einem psychisch gesundheitlichen Problem betroffen.1 Weiters leide einer von 13 Menschen weltweit aktuell an Angststörungen sowie mehr als 300 Millionen Menschen an Depressionen.2

Zahlreiche Menschen mit verschiedensten Berufen leisten oftmals Überstunden und erreichen einen Punkt der Erschöpfung. Besondere Aufmerksamkeit sollte man den sogenannten „sitzenden Tätigkeiten“ schenken, bei denen die geistige und nicht die körperliche Kraft im Einsatz ist; ich glaube, dass Menschen, die solche Jobs ausführen, anfälliger für diverse psychische Erkrankungen sind.

In den 70er-Jahren kreierten die Menschen in Japan – in einem Land, das für seine intensive Arbeitskultur bekannt ist – das Wort „Karoshi„, was so viel bedeutet wie „Tod durch Überarbeitung„. 3,4 Während meines Japanbesuchs erlebte ich Menschen, die in ihren Anzügen auf den Trottoirs schliefen, während andere Alkohol im Übermaß tranken oder der Computerspielerei in komplett überfüllten Spielhallen verfielen, um so ihre Spannungen loszuwerden.

In den letzten Jahren bemerkte ich bei immer mehr Menschen aus meinem nahen und fernen Umfeld psychische Probleme – Hauptursache: Stress. Dadurch hat sich um eines mehr für mich bewahrheitet, dass Probleme psychischer Natur am Wachsen sind und es deshalb umso wichtiger ist, entsprechende Maßnahmen dagegen zu ergreifen.

Laut WHO würden zwei Drittel der Menschen mit psychischen Gesundheitsproblemen nie professionelle Hilfe aufsuchen, zumal dieses Thema in Teilen der Gesellschaft stigmatisiert und diskriminiert behandelt wird. Es wird also vernachlässigt und kein Verständnis dafür erbracht. In ärmeren Ländern gelten Menschen mit schweren psychischen Gesundheitsproblemen sogar vorwiegend als „von bösen Geistern“ besessen – und die Betroffenen werden von ihren Verwandten sogar angekettet oder eingesperrt.5

Wie kann Yoga helfen?

Yoga bedeutet Vereinigung von Geist, Körper und Seele, ist eine ausgezeichnetes Tool, um Stress zu bewältigen und eignet sich perfekt, um diverse psychische Probleme zu behandeln. Wer täglich achtsam Yoga betreibt –  15-30 Minuten lang -, der kann mit einem großen positiven Effekt auf sein Wesen rechnen. Und wir wissen: Prävention ist immer besser als jede Behandlung danach.

Es fanden verschiedene Forschungen darüber statt, wie Yoga unser geistiges und körperliches Wohlbefinden fördern könnte. Am Yoga Institute beispielsweise – dem ältesten organisierten Yoga-Zentrum der Welt seit 1918 in Mumbai, Indien – sowie an der Harvard Medical School. Die Resultate des Forschungsprojektes zu PTBS-Patienten (PTBS = Posttraumatische Belastungsstörung) beweisen, dass mehr als die Hälfte der Teilnehmer reduzierte Symptome aufweisen und Yoga aktuell sogar von den US-Streitkräften eingesetzt wird, um die Heilung und Rehabilitierung der Rückkehrer zu fördern.6

Es gibt wissenschaftliche Belege dafür, dass Yoga durch das synchronisierte Atmen den Sinn für Kollektivität zwischen den Gruppenmitgliedern verfestigt, die GABA-Neurotransmitter-Rezeptoren (Gamma-Aminobuttersäure), die bei Angstzuständen und psychiatrischen Störungen hilfreich sind, in unserem Gehirn erhöht, ein Bewusstsein für den Geist und den Körper schafft 7 und die Stressreaktion reduziert, wodurch wiederum der Spiegel des Stresshormons Cortisol sinkt.

Die Meditationsforschung zeigt, dass Meditation die „graue Substanz“ erhöht, die wiederum für Gedächtnis, Sehen, Hören, kognitive Kontrolle, Impulskontrolle, Emotionen und Sprache verantwortlich ist; somit ist sie ein großartiges Werkzeug in einer Welt wie heute, in der der medizinische Begriff „digitale Demenz“ (= laut Neurowissenschaftler Manfred Spitzer: die übermäßige Verwendung digitaler Technologien, die zum Abbau kognitiver Fähigkeiten führe) entstand, und in einer Welt, in der Smartphones uns „dumm“ machen.8

Darüber hinaus ergab eine in Harvard durchgeführte Forschung, dass 2.209 Gene bei Langzeitmeditierenden und 1.561 Gene bei Kurzzeitmeditierenden (in einem durchgehenden Training von acht Wochen) unterschiedlich aktiviert würden, was zudem einen Anti-Aging-Effekt bewirken würde.9

Hier möchte ich euch einige der Techniken zeigen, die ich während meiner Lehrerausbildung im Yoga-Institut lernte und die unser geistiges Wohlbefinden begünstigen. In Bezug auf Asanas (Übungen) kann alles hilfreich sein, da der Schlüsselpunkt darin liegt, den Atem mit dem Körper zu verbinden und im Moment präsent (achtsam) zu sein. Will man sich aber bloß entspannen, empfehle ich erholsame/entspannende Asanas, wie z.B.:

Videos:

Chanting Mantras: Om
Gesungene Mantras: OM
Meditative Asanas mit verschiedenen Mudras
Meditative Asanas mit verschiedenen Mudras
Yoni Mudra
Yoni Mudra: eine Technik zur Übung der Abstraktion
Anitaya
Anitya Bhavana & Reflektion: eine Technik, um Achtsamkeit zu üben
Pranayamas (Atemübungen): wechselnde Nasenlochatmung (Pranayama 9), Bhramari (Bienenatmung), Bauchatmung (Pranayama 4)
Pranayamas (Atemübungen): wechselnde Nasenlochatmung (Pranayama 9), Bhramari (Bienenatmung), Bauchatmung (Pranayama 4)
Nispandbhava
Nispandbhava: eine Technik zur Ausübung der Objektivität

Übersetzung Englisch-Deutsch: Anna Dichen

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1 https://www.who.int/whr/2001/media_centre/press_release/en/

2 http://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/depression

3 https://en.wikipedia.org/wiki/Kar%C5%8Dshi

4 https://www.theguardian.com/world/2017/oct/05/japanese-woman-dies-overwork-159-hours-ove

5 https://www.bbc.com/news/magazine-24539989

6 https://greatist.com/fitness/military-uses-yoga-cure-ptsd-121712

7 https://www.apa.org/monitor/2009/11/yoga.aspx

8 https://www.psychologytoday.com/us/blog/mind-change/201507/digital-dementia

9 https://www.huffpost.com/entry/how-meditation-affects-th_b_751233

 

Credits

Image Title Autor License
Trataka Trataka Isabel Scharrer CC BY-SA 4.0
00_Cover_Yoga-for-mental-wellbeing 00_Cover_Yoga-for-mental-wellbeing Isabel Scharrer CC BY-SA 4.0
Supta Baddha Konasana (Schneidersitz) Supta Baddha Konasana (cobbler´s pose) Isabel Scharrer CC BY-SA 4.0
Balasana (Kinderpose) Balasana (child´s pose) Isabel Scharrer CC BY-SA 4.0
Savasana (Leichenpose) Savasana (corpse pose) Isabel Scharrer CC BY-SA 4.0
Pranayamas (Atemübungen): wechselnde Nasenlochatmung (Pranayama 9), Bhramari (Bienenatmung), Bauchatmung (Pranayama 4) Pranayamas Isabel Scharrer CC BY-SA 4.0
Anitaya Anitaya Isabel Scharrer CC BY-SA 4.0
Yoni Mudra Yoni Mudra Isabel Scharrer CC BY-SA 4.0
Meditative Asanas mit verschiedenen Mudras Meditative Asanas and Mudras Isabel Scharrer CC BY-SA 4.0
Chanting Mantras: Om Chanting Mantras: Om Isabel Scharrer CC BY-SA 4.0
Nispandbhava Nispandbhava Isabel Scharrer CC BY-SA 4.0