Das barbarischste Fest Nepals

Titelbild-Khokana-Das barbarischste Fest Nepals
Meinung

Beim letzten Mal führte ich euch in den Bara-Distrikt in Nepal, wo das größte Tieropferfest der Welt auf eine Art stattfindet, die von großer Grausamkeit und brutaler Wildheit geprägt ist.

Auch diesmal geht es um ein Opferfest in Nepal. Es heißt „Deupokhari“ – und wenn man den Ablauf dieses Festes kennt, dann kocht das einem das Blut in den Adern und alle Teile des Körpers platzen fast vor Wut. Ja, ihr habt richtig gehört! Ich spreche vom barbarischsten aller Feste, das im Dorf Khokana im Distrikt Lalitpur in Nepal gefeiert wird.

Khokana ist ein winziges traditionelles Newari-Dorf, das im Gemeindebezirk Karyabinayak in Lalitpur liegt, rund acht Kilometer südlich der Hauptstadt Nepals, Kathmandu. Es heißt, es sei das älteste Dorf Nepals, und wegen seiner Ursprünglichkeit ist es zur Aufnahme in die Welterbeliste der UNESCO nominiert. Khokana ist seit alters her berühmt für die Produktion eines reichhaltigen Senföls, und es war auch das erste Dorf, das in Nepal elektrisches Licht erhielt, im Jahr 1911. Das Traurigste über Kokhana ist jedoch, dass – obwohl es als erster Ort in Nepal elektrifiziert wurde – die Bewohner noch immer in Dunkelheit leben, weil ihr Verstand von einem Aberglauben vernebelt wird, der in ihrer religiösen Tradition begründet liegt.

In Nepal werden die Newari als die Gemeinschaft betrachtet, die in Bezug auf Kultur und Traditionen am reichsten ist. Kein anderes Volk feiert so viele religiöse Feste und „Jatras“ wie sie.

Deupokhari ist eines dieser vielen Feste. Im Nepalesischen bedeutet „Deu“ „geben“ und „Pokhari“ ist ein Teich. „Deupokhari“ bedeutet also, etwas „in den Teich zu geben“. Deupokhari ist ein traditionelles Fest, das seit 900 Jahren von den indigenen Newari von Kokhana begangen wird. Während dieses Festes wird eine lebende junge Ziege von neun jungen Männern mit den Zähnen und bloßen Händen gewürgt und in Stücke gerissen, bis sie tot ist. Es gibt drei mythische Überlieferungen über den Ursprung dieses Festes:

  • Im 12. Jahrhundert fielen immer wieder Kinder in einen Teich und ertranken darin. Als die Zahl dieser Fälle stieg, dachten die Menschen, ein Dämon lebe in diesem Teich. Um das Leben ihrer Kinder zu schützen, warfen die Menschen ein lebendes weibliches Zicklein in diesen Teich, um den darin wohnenden Geist zu besänftigen. Daraus wurde eine Tradition, um die göttliche Macht im Teich zu erfreuen.
  • Die zweite Überlieferung besagt, dass die Opferung der Ziege zu Ehren der Göttin Rudranayani durchgeführt wurde, deren Tempel neben dem Teich liegt.
  • Drittens heißt es, dass während des Rana-Regimes ein örtlicher Verwalter in Kohana namens „Dawarea“ eine lebende Ziege in den Teich warf. Danach sprangen einige Einheimische in den Teich und brachten ihm die Ziege zurück, um ihm einen Gefallen zu tun.

Soweit also die Mythen über den Ursprung des Deupokhari-Festes. Sprechen wir nun über das Hauptthema dieses Artikels: Darüber, wie das brutale, grausame und barbarische Fest in Kokhana abläuft. Deupokhari findet jedes Jahr im August statt am Tag nach „Gai Jatra“. Das Kokhana Festival Committee erledigt die Vorbereitung. Das Dorf Kokhana gehörte früher zu einem einzigen V.D.C. (Village Development Committee), wurde dann aber in neun Bezirke unterteilt; daher werden die neun mutigsten Männer aus diesen Bezirken gewählt, um in einem Wettbewerb gegeneinander anzutreten, bei dem es das Ziel ist, das Zicklein zu töten. Der Mann, der die Ziege als Erster und auf die schlimmste Art tötet, wird zum Sieger des Spiels und zum „Helden“ erklärt.

Nachdem die traditionellen Rituale von den Mitgliedern des Khokana Festival Committee durchgeführt wurden, wirft ein Mitglied dieses Komitees eine 5-6 Monate alte weibliche Ziege in den Deupokhari-Teich. Gleich darauf springen die neun wilden jungen Männer raketengleich hinterher, um sich die wehrlose Ziege zu greifen. Von neun Seiten wird mit aller Kraft an dem Tier gezerrt, als ob es ein Spielzeug sei, es wird von diesen Männern mit Zähnen und bloßen Händen gebissen, zerrissen und gewürgt.

Diese Szene ist so grausam, so teuflisch und so unerträglich, dass einem die Augen in einem Teich aus Tränen ertrinken. Diese 5-6 Monate alte Ziege, die weder sprechen noch ihren intensiven Schmerz ausdrücken oder ihren Lebenswillen erklären kann, versucht ihr Bestes, um sich gegen diesen grauenvollen Tod zu wehren. Während des Wettkampfs wird die Ziege wie ein Stein hin und her geworfen und mehrmals fast ertränkt, und die Teilnehmer versuchen, sie wie ein Stück Stoff in Stücke zu reißen. Die Ziege wird auf eine Art behandelt, als hätte sie keinerlei Gefühle, als sei überhaupt kein Leben in ihr. Erinnern wir uns daran, dass diese Grausamkeiten von der intelligentesten Art auf dieser Welt ausgeübt werden, den Menschen, nur für ihren Hunger nach teuflischer Befriedigung! Die Tötung der Ziege ist so gewalttätig, dass es hundertmal schlimmer erscheint als ein Rudel Löwen, das sich auf ein Beutetier stürzt. Die hilflose Ziege stirbt nach einem rund 40 Minuten langen Kampf einen qualvollen Tod.

Sobald die Ziege tot ist, wird der Mann, der sie getötet hat, zum Sieger erklärt und für das folgende Jahr als „Held“ angesehen. Es wird auch geglaubt, dass es ein sehr glückliches und erfolgreiches Jahr für ihn sein wird. Der Sieger führt nun den feierlichen Shinkali-Tanz an, der auf das grauenhafte satanische Spiel folgt. Während des Festes singen und tanzen die Menschen fröhlich und segnen sich gegenseitig.

Die Verantwortung für die Veranstaltung des nächsten Deupokhari-Festes geht an den Bezirk, aus dem der Sieger stammt. Auch die tote Ziege geht an die Bewohner des Siegerbezirks, die ein eigenes, kleineres Fest veranstalten, bei dem sie den Sieg feiern und das Fleisch der so gewaltsam getöteten Ziege verspeisen. Außerdem bereiten die Mitglieder des Siegerbezirks ein Schauspiel vor, mit dem sie darstellen, wie ihr Mann die Ziege getötet und den Wettbewerb gewonnen hat, und führen dieses Schauspiel beim nächsten Dashain-Fest vor, Nepals größtem Fest.

So feiern die Wilden von Kokhana das barbarischste Fest Nepals. Können wir heute, im 21. Jahrhundert, davon ausgehen, dass die Leute gar nichts wissen über die Rechte der Tiere? Ich denke, sie wissen es sehr wohl. Dieses Fest scheint nur gefeiert zu werden, um eine hilflose junge Ziege zu foltern. Ich bin daher der Überzeugung, dass es so bald wie möglich verboten werden sollte! Doch obwohl das Ereignis von Tierrechtsaktivisten wie Animal Welfare Network Nepal (A.W.N.N.), Animal Rights Club Nepal, Animal Recovery Mission und international bekannten Organisationen wie PeTA heftig angeprangert wird, ist das Khokana Festival Committee noch immer nicht bereit, es abzuschaffen.

PETA hat zusammen mit A.W.N.N. bereits eine Petitionskampagne gegen dieses Fest gestartet, die es als „barbarisch“ bezeichnet. PETA nennt das Deupokhari-Fest „einzigartig unzivilisiert und ekelhaft“ („uniquely savage and disgusting“) und konstatiert: „Ein so grausames und brutales Vorgehen gegen ein Tier hat keinen Platz in einer zivilisierten Gesellschaft und muss umgehend verboten werden!“ Wie können wir als intelligente und achtsame Menschen erlauben, dass ein Festival dieser Art in unseren Gesellschaften fortbesteht? Ich sehe das als eine Schande für uns alle an. Seien wir also verantwortungsbewusste Bürger und starten wir eine Kampagne zum Verbot dieses Festes!

Übersetzung Englisch-Deutsch: Martin Krake

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Titelbild-Khokana-Das barbarischste Fest Nepals Titelbild-Khokana-Das barbarischste Fest Nepals Dinesh 2016 CC BY-SA 4.0