Eine Spezialtour mitten durch das Dolce Vita von Teheran

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Lebenswelten

Nun setze ich meine spezielle Führung fort durch einige meiner Lieblingsorte in Teheran (siehe meinen vorherigen Artikel: „Hedonismus in der iranischen Hauptstadt„), wir lassen Tajrish hinter uns und gehen in Richtung Süden zum Vali Asr Square …

Vali Asr Square oder Meydan-e Vali Asr ist im wahrsten Sinne des Wortes das Herz von Teheran: Der Platz ist auf den ersten Blick nicht wirklich attraktiv. Trotz seiner massiven (inmitten einer „sozial-urbanen Architektur der 70er-Jahre in bester Manier“) und imposanten Erscheinung ist dieser Ort auch ein guter Ausgangspunkt für Stadtrundgänge und ein brandheißer Einkaufsort voll von Designerläden, Buchhandlungen, Kunsthandwerksläden etc. Auch die wunderschönen Schals beispielsweise und die traditionell inspirierten Kreationen der Modedesignerin Parisa Tanpoosh (siehe unten) direkt auf dem Platz oder die gut sortierte Farhang-Buchhandlung mit einer großen Auswahl an CDs und Büchern (nicht nur auf Persisch) über Kunst, Musik, Literatur und Kunsthandwerk können sich sehen lassen.

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Vom Vali-Asr-Platz ausgehend geht man den Keshavarz-Boulevard ca. 1,5 km hinab, um den Laleh-Park, einen der schönsten Parks der Stadt, zu erreichen. Der Laleh-Park bietet alles, was das Herz begehrt: Bäume, Springbrunnen, Plätze zum Entspannen, Sport oder Picknick. Anschließend geht man gleich direkt zum Museum für Zeitgenössische Kunst in Teheran am anderen Ende des Parks und tut so, und tut so, als ob man die hijabfreien Mädchen und die jungen Paare, die sich hinter den Bäumen verstecken, um etwas Intimität zu finden, nicht bemerken würde.

An der nördlichen Ecke des Parks zwischen dem Museum für Zeitgenössische Kunst und dem Teppichmuseum sollte man sich den kleinen Basar (bazar-e če) nicht entgehen lassen, einen Markt, auf dem einheimische Künstler und Handwerker ihre Werke (zu vernünftigen Preisen) verkaufen. Im Zentrum dieses Open-Air-Basars befindet sich ein gemütliches čaykhuneh (Teehaus), in dem man sich gerne etwas Ruhe gönnt.

Unser nächster Spaziergang führt uns vom Laleh Park über die North Kargar Street zum Platz der Islamischen Revolution (Meydan-e Enghelab-e Eslami), und wenn noch keine Pause im kleinen Basar eingelegt wurde, dann ist jetzt Zeit, das nette und freundliche Ima Book Café in der North Kargar Street kurz vor dem Platz zu besuchen. Auf der kleinen Terrasse mit Blick auf den Platz lässt es sich zwischen all den Studenten und Teheraner Hipstern entspannen, während man Orangenblütentee (bahār narānj) schlürft.

Die belebte Enghelab-Straße beginnt am Platz und führt zum Stadttheater. Wenn man eine Buchhandlung nach der anderen und gleichzeitig die jungen Teheranis in ihren Outfits an der Allee entlang schlendern sieht, weiß man, dass man sich im Herzen des Universitätsviertels befindet. Enghelab ist überfüllt, laut und verschmutzt und verfügt über eine einzigartige und lebendige Energie, die in jedem Fall fesselt: Ist man dort, entscheidet man sich wahrscheinlich dazu, einige Stunden zu bleiben; also machen wir jetzt einen Zwischenstopp und laden unsere Batterien im Cake Studio, auf halbem Weg zwischen Enghelab Square und City Theatre, wieder auf; es sei denn, man möchte etwas Kuchen direkt von einer der vielen nānva-i (Bäckereien) holen, die sich an jeder Straßenecke befinden.

So, spätestens an diesem Punkt der kleinen Stadtrundfahrt durch Teheran wette ich, dass ihr bereits bemerkt habt, wie zuckerbesessen die Iraner sind. Und als Französin in meinen Vierzigern kann ich sagen, im Himmel gewesen zu sein: Die Pâtisseries sind gut, und man bekommt sie fast überall in der Stadt.

Fährt man den Enghelab hinunter zum Stadttheater, kommt man an einigen schönen und originellen Designerläden vorbei: Einer davon ist Chatre Phiroozeh, kurz vor dem Daneshjoo Park, wo es eine große Auswahl an ethnischem und kreativem Schmuck, Schals, Kleidern, Mänteln und bunten Ledertaschen gibt.

Unser kleiner Spaziergang (okay, es könnte ein paar Stunden gedauert haben, aber die Zeit ist doch wie im Fluge vergangen, nicht wahr?) endet am Daneshjoo-Park vor dem Stadttheater (Teatr-e Shahr). Das letzte Mal war ich Mitte November 2017 dort: Ich hatte ein Gläschen Granatapfelkerne von einem Straßenverkäufer gekauft, saß ein paar Stunden am Brunnen und genoss den Sonnenuntergang und das milde Herbstwetter. Ich sah Studenten, Arbeiterinnen, ältere Frauen, alle in Schwarz gekleidet, oder Frauen in den Fünfzigern mit bunten Tüchern … Einige unterhielten sich, einige tranken Tee, andere hörten Musik, andere ruhten sich nur aus, ein Buch oder ein tasbih (Gebetsperlen) in den Händen, wieder andere beobachteten die Passanten …

Dies ist die Art eines Moments, in dem die Zeit stillsteht, und deine Augen und deine Seele sind vollkommen zufrieden mit dem, was sie erhaschen. An jenem Tag Mitte November 2017 hatte ich die Idee, nach meiner Rückkehr ein paar Worte über die besondere Kunst des Hedonismus à l’iranienne zu schreiben.

Mit der Hoffnung, dass sie euch einen Einblick in die geheimen Schönheiten geben, die zwischen den Mauern und auf den Straßen von Teheran versteckt sind.

Das Stadttheater