Hör auf zu denken

Stop Your Thought
Lebenswelten

Mit Meditation kam ich ganz unerwartet in Berührung. Ich zeigte nie großes Interesse an dieser Art der New-Age-Übung … Nun, ich war davon überzeugt, dass Meditation eine Erscheinung der neuen Zeit sei; bis zu dem Zeitpunkt, da ich recherchierte und herausfand, dass es sich hierbei um eine uralte Übung handelt:

Ihr Ursprung liegt in der Zeit zwischen ca. 5.000 bis 3.500 vor Christus. Die genaue Entstehungszeit ist unbekannt, aber Archäologen sind sich darüber einig, dass es irgendwann in diesem Zeitraum gewesen sein muss. Die Veden (die ältesten erhaltenen Schriften in Sanskrit aus der Zeit um 1.500 vor Christus) sind die ersten Dokumente, in denen man Referenzen zur Praxis der Meditation fand.

Die Vorzüge der Meditation sind wissenschaftlich und medizinisch erwiesen:

Senkung des Risikos von Herzerkrankungen; Stärkung des Verdauungssystems; Senkung des Blutdrucks; günstige Auswirkungen bei Schlafproblemen durch Erhöhung der Produktion von Melatonin (Schlafhormon); Erhöhung der Produktion von Endorphinen (Chemikalien, die euphorisch und ruhig stimmen) und von Serotonin (ein natürlicher Stimmungs-Stabilisator); Erhöhung des neuronalen Botenstoffes GABA (Gamma-Aminobuttersäure ist ein Neuro-Transmitter, der chemische Botschaften durch das zentrale Nervensystem sendet; bei Menschen, die an diversen Süchten – wie z.B. Nikotin, Alkohol, Drogen etc. – leiden, ist sein Anteil niedrig); es unterstützt das menschliche Wachstumshormon sowie das Hormon DHEA (Dehydroepiandrosteron), senkt die Produktion des Stresshormons Cortisol u.v.m.

Einer meiner Freunde führte mich in die Welt der Meditation ein. Ich nahm es zu Anfang nicht ernst, aber im Prinzip war ich davon gleich angetan. Ich brauchte ein bisschen Zeit, um zu lernen, wie ich meinen Verstand entleere – es ist nämlich besonders schwierig, nicht zu denken. Doch das Hirn kann man mit einem Muskel vergleichen, der wie alle anderen Muskeln im menschlichen Körper seine Zeit und seine Übung braucht, um „in Form“ zu kommen.

Während der Meditation gerät man in den Zustand der Ruhe, der im Grunde einen Prozess des Nicht-Denkens ist. Alles, was der Gedanke produziert, trägt auch die Grenze des Gedankens selbst in sich; entleert man aber seinen Verstand, wird alles grenzenlos. Der Gedanke selbst endet immer am Horizont, doch der meditative Verstand hat so etwas nicht.

Der Gedanke muss innehalten, um einen weiteren entstehen lassen zu können. Es mag sich vielleicht etwas eigenartig anhören, aber der Prozess des Nicht-Denkens lässt uns bewusster werden als der Denkprozess, und zwar deshalb, weil er das Gewicht los wird, das der unbewusste Verstand uns aufbürdet.

Die Meditation führt unseren Verstand durch einen Zustand des natürlichen Friedens. Das Wort kommt vom lateinischen Begriff „meditatio“, was „Reflexion“ bedeutet. Wenn du ganz auf dich fokussierst, wirst du dein Verhalten durch dein gesamtes Leben bewusster steuern können.

Der Verstand ist ein Werkzeug, und es ist wichtig, zu lernen, wie man Gebrauch von ihm machen kann. Die meisten Menschen wenden ihn wie einen Hammer an, mit dem sie auf ihren Finger schlagen, anstatt den Nagel zu treffen. Der Meditationseffekt führt dazu, dass das Gehirn kohärent zusammenarbeitet, da sich die beiden zerebralen Hemisphären synchronisieren. Jeder Part fügt sich wie in einem Orchester ein und agiert nicht mehr als einzelnes Instrument – das ist der Zeitpunkt, an dem das Experimentieren mit der Bewusstwerdung beginnt.

Der Verstand wird immer ruhiger und klarer. Der Körper erfährt Wohlbefinden. Das Gehirn erhöht seinen mentalen Anteil. Der IQ steigt. Die Erinnerungsfähigkeit wird stärker. Und der Intellekt höher.

Aus persönlicher Erfahrung weiß ich, dass ich mir die gesamte Theorie über Meditation durchlesen könnte, aber verstehen würde ich es erst, wenn ich es selber probierte. Die Erfahrung ist dabei das Schlüsselwort. Natürlich verlangt es Zeit und Mühe, aber das ist in jeder Disziplin nötig. Die praktische Anwendung ist es nämlich, die meine Wahrnehmung vollendet, und das wiederum stimuliert den Wandel, und mein inneres Selbst verändert sich in der Tiefe.

Ab diesem Zeitpunkt ist die Erfahrung zu meiner eigenen Realität geworden, weil ich es selber angewendet und es nicht nur aus einem Buch gelernt habe.

Meditation ist nicht dafür bestimmt, eine Vision zu haben, denn ich möchte nicht „mystisch“ sein. Es geht vielmehr darum, in sich selbst hineinzuhören und während dieses Vorgangs eine natürliche Wahrnehmung der Realität zu erreichen und daraus ein richtiges Verständnis dafür, wie die Dinge tatsächlich funktionieren.

Im Zustand der Meditation realisiere ich die pure Essenz der Dinge, ich löse mich im materiellen Sinne von mir und erhöhe dadurch meine Wahrnehmung für die Realität.

Übersetzung Englisch-Deutsch: Anna Dichen

Credits

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Stop Your Thought Stop Your Thought Bianca Traxler CC BY-SA 4.0