Karma = Urinformation

DNA_com_GGN
Meinung

In der alten Sanskrit-Sprache gibt uns die Phonetik des Begriffs „Karma“ ein klares Verständnis dessen, was das Wort bedeutet:

K = Aktion

R = zeitliche Wirkungsverlängerung

M = Materie

Der Prozess innerhalb der Entwicklung des Karma ist simpel: Der Gedanke schafft die Handlung, die Handlung erzeugt die Wirkung, und die Wirkung führt zu einer Veränderung der Materie. Im Hinduismus und in vielen anderen indischen Kulten dreht sich die Grundidee der Reinkarnation um die Tatsache, dass ein Mensch durch viele Leben in der Lage sei, die Wirkung des Karmas zu brechen, um die Evolutionsstufe zu erlangen. Daher kann Karma als ein individuelles Ziel wahrgenommen werden.

Hierbei handelt es sich aber um ein Missverständnis. Das Karma birgt keine persönlichen Erfahrungen aus der Vergangenheit, sondern die Geschichte aller Vorfahren eines Menschen. Die Wirkung von Karma ist somit das Ergebnis einer kollektiven Absicht.

Gehen wir nun einen Schritt zurück und behalten eine größere Vision im Auge. Der Körper ist ein biologisches System, das mit eigener Energie versorgt wird. Wenn Spermatozoen in die Eizelle eindringen, erzeugt die Verbindung beider Energie, und es beginnt der Aufbau der neuen Materie. In den ersten drei Monaten geht es nur um die materielle Botschaft, nachdem der Geist in den Körper gelangt ist. Dies geschieht in der Regel im dritten Monat, kann aber auch länger dauern. Es gibt drei Arten von Informationen, die wir erben: materielle, primordiale und transzendentale.

  • Materielle Informationen geben physische Erinnerungen weiter, wie die Farbe der Augen und Haare, die Form der Nase, wie groß wir sind etc., und geben Aufschluss über das Äußere unseres Körpers.
  • Urinformationen geben die Erinnerungen an die Persönlichkeit weiter, wie zum Beispiel eine bestimmte Eigenschaft eines Vorfahren: hartnäckig, gutmütig, uneigennützig, großzügig oder gierig. Diese Eigenschaften eines Charakters können bei einem Menschen beobachtet werden, wenn er/sie noch ein kleines Kind ist – wenn diese persönlichen Eigenschaften also noch nicht erworben werden konnten.
  • Transzendente Informationen geben Instinkte weiter, die sich über Millionen von Jahren entwickelt haben. Das sind die Erinnerungen der gesamten Menschheit, beispielsweise wie frühe Menschen gelernt haben, Feuer zu machen. Es geht also um unsere Evolution als Spezies.

Das alles ist in unserer DNA manifestiert, genauer gesagt in unseren Genen ausgedrückt.

Das Karma hat sowohl positive Seiten – durch evolutionäres Verhalten gegenüber anderen Menschen dargestellt (wie in meinem vorherigen Artikel „Warum man sich selbst in den anderen sehen sollte“ erwähnt) -, als auch negative Seiten, die das gesamte egoistische Verhalten, aus persönlichem Interesse, bedeuten. In unserem Unterbewusstsein sind also nicht alle Erinnerungen, die uns persönlich gehören, sondern jene, die wir von unseren Vorfahren geerbt haben. Und so erklärt sich ein weiteres Stück im Mosaik des Lebens.

Wie können wir nun mit dieser Bürde umgehen? Die Phonetik des Sanskrit sagt uns alles, was wir wissen müssen: Handeln, nicht nur in der allgemeinen Bedeutung, sondern auch unter Berücksichtigung aller Auswirkungen, für die wir schlussendlich verantwortlich sind.

Warum? Weil „die zeitliche Wirkungsverlängerung“ bedeutet, dass die Auswirkungen, die sich aus dem Verhalten meiner Vorfahren ergeben, immer Folgen nach sich ziehen. Wenn eine Person beispielsweise eine geizige Person war, dann manifestiert sich die gleiche Tendenz in ihrem Leben, zumal sie diese Eigenschaft geerbt hat. Also muss man gegen diesen Instinkt kämpfen und lernen, bewusst zu handeln.

Der Knackpunkt ist der, die Balance zwischen dem Inneren und dem Außen zu finden. Das Innere ist der Geist, während das Äußere die Welt ist, die uns umgibt. Die Führung erfolgt durch die Stimme, die wir Gewissen nennen. Es ist eine Entwicklung, die aus einer inneren Quelle sprudelt, und das Äußere versorgt uns mit den Werkzeugen, die wir brauchen, um unser inneres Wesen zu wecken.

Unser mächtigstes Instrument ist die Vergebung, und wir sollten lernen, sie auch in eigener Sache zu nutzen. Es ist dann tatsächlich so, dass – sofern wir uns bewusst werden, dass ein bestimmtes Verhalten nicht zu uns gehört, weil wir es geerbt haben – wir somit aufhören, uns selbst zu verurteilen. Vergebung führt uns zu dem Bewusstsein: „ja“, wir haben ein bestimmtes Verhalten von bestimmten Vorfahren geerbt. Aber auch zu dem Bewusstsein, dass wir jetzt unsere Einstellung durch unterschiedliche Arten unseres Tuns ändern können. Vergebung führt uns zu einem neuen Leben, das dem Geist mehr Raum verschafft.

Jedes Mal, wenn wir uns eines kleinen Stückchens Karma entledigen, verbessern wir uns. In diesem Moment bringt es uns diese spezielle Energie, und gleichzeitig geben wir einen Teil dieser Energie an die Person weiter, die das Problem ursprünglich verursacht hat (unseren Vorfahren, einem Teil unseres Stammbaums). Die Energie bewirkt, dass diese Person zu einer größeren Vision gelangt. Wenn sich jemand verbessert, verbessern sich ebenso die Menschen, mit denen man verbunden ist.

Abschließend ist anzunehmen, dass Karma die Anwendung des Gesetzes von Ursache und Wirkung in der Welt der Moral bedeutet.

Übersetzung Englisch-Deutsch: Anna Dichen