qtalk: Wunderwaffe Blockchain – FairCoin

Titelbild-Alton-Kainz
Wirtschaft

Veranstaltungsdaten

Datum
28. 11. 2017
Veranstalter
quintessenz
Ort
Museumsquartier
Veranstaltungsart
Vortrag
Teilnehmer
DI Dr. Roland Alton, Informatiker, Lehrbeauftragter der FH Vorarlberg, Vorstand FairCoin
Mag. Georg Markus Kainz, Präsident quintessenz

Kryptowährungen wie Bitcoin, Ethereum & Co. sind schon länger in aller Munde. Die digitalen Währungen basieren auf der sogenannten Blockchain-Technologie, durch die weltweit Transaktionen frei, anonym und ohne Bank ermöglicht werden. Um die vielen Zahlungsvorgänge auf deren Gültigkeit überprüfen und die Systemsicherheit gewährleisten zu können, wird ungeheuer viel elektrische Energie aufgewendet. Darüber hinaus sind Währungen wie Bitcoin ein beliebtes Spekulationsobjekt, was zu enormen Kursschwankungen führt. Deutlich freundlicher im Energieverbrauch und spekulationsresistenter präsentiert sich hier die in Dornbirn (Vorarlberg) beheimatete Blockchain FairCoin, deren Verwendung und Verteilung auf Kriterien der sozialen Gerechtigkeit und Gleichheit beruht. Das Konzept hinter FairCoin stellte der Informatiker & FairCoin-Vorstand DI Dr. Roland Alton unter der Leitung des quintessenz Präsidenten Mag. Georg Markus Kainz im Rahmen eines qtalks vor.

Wie und wann wurde das Projekt FairCoin ins Leben gerufen?

Begonnen habe alles am Linuxday 2015 in Dornbirn, wo Thomas König von LinuxIT erstmalig an Roland Alton mit der Bitte herangetreten sei, ihn beim Blockchain-Projekt FairCoin in Sachen Kommunikation zu unterstützen, da sich Alton schon seit Langem mit alternativen Währungs- und Tauschkreissystemen wie z.B. dem Dornbirner Regionalgeld VTaler beschäftige. König war es damals schon ein zentrales Anliegen, das sogenannte „Proof-of-Work“-Protokoll, das beim „Mining“ (Validieren von Transaktionen) riesige Mengen an Energie verbrauche, gegen ein deutlich sparsameres „Proof-of-Cooperations“- Protokoll auszutauschen. Um einen ressourcenschonenden Kreislauf sicherstellen zu können, werde hier gerne das Konzept der Permakultur als Vorbild herangezogen.

Ein bisschen sehen wir uns bei FairCoin auch als die Permakultur-Freaks der Blockchain-Welt.

FairCoin sei mittlerweile ein Teil eines ganzen Ökosystems rund um die FairCoop, eine von dem Spanier Enric Duran 2014 gegründete Initiative, die sich – basierend auf Kooperation, Ethik und Solidarität – für ein alternatives globales Wirtschaftssystem einsetze. Um Projekte zu finanzieren und weitere Kooperativen zu gründen, habe er vor Jahren 10 Mio. FairCoins aufgekauft. Die Marktkapitalisierung liege gegenwärtig bei etwa 50 Mio. Euro. Dies ist einer der Gründe, die ausufernde Spekulationen mit FairCoins weitestgehend ausschließen und FairCoin zur aktuell stabilsten Kryptowährung machen. Menschen, die den FairCoin nutzen, kämen vorwiegend aus kooperativen, gemeinschaftlichen Bewegungen, aus der Landwirtschaft und aus dem Baubereich. Am häufigsten fänden FairCoins derzeit in Spanien und Griechenland Verwendung. Am liebsten wäre es Alton, wenn FairCoins in erster Linie von den Marktteilnehmern genutzt würden, anstatt auf den Börsen gehandelt zu werden.

Wie funktionieren Kommunikation, Validierung und Management?

Die Kommunikation rund um FairCoin, die zum Zeitpunkt des Vortrags noch über den Instant-Messaging-Dienst Telegram stattfinde, werde in naher Zukunft mit einem eigenen Programm namens FairChat möglich sein. FairCoin sei ein Bitcoin-Fork, der den „Proof-of-Work“-Mechanismus gegen einen „Proof-of-Cooperations“-Mechanismus ausgetauscht habe. Eine Blockchain-„Fork“ (engl. für „Gabelung“) beschreibt auf dem Gebiet der Kryptowährungen ein Ereignis eines Projektes, das durch Modifizierung des Quellcodes eine neue Blockchain von der ursprünglichen abspalte. Somit stelle diese Blockchain die aktuell ökologischste dar. Um den „Proof-of-Cooperations“-Mechanismus stabil gewährleisten zu können, habe man sich zum Ziel gesetzt, mindestens 30 Corporate Validation Nodes (CVN) zu etablieren, die die Blockchains bestätigen würden. Nur speziell ausgesuchte Personen/Institutionen dürften so einen CVN dann auch betreiben. Die Blockchain werde in einem sogenannten Round-Robin-Verfahren validiert und verbrauche auf diese Weise deutlich weniger Strom, da keine Tausenden Mining-Computer zum Lösen eines Rätsels benötigt würden. Die Bestätigungszeit der Blockchain sei außerdem auf maximal drei Minuten begrenzt und könne auch von sogenannten Chain-Admins bei Bedarf individuell eingestellt werden. Alle Entscheidungen würden einmal im Monat in einem sogenannten „Assembly“ basisdemokratisch gefällt. CVNs hinzufügen und löschen, Admins-Listen adaptieren, Transaktionsgebühren und technische Parameter anpassen – all dies seien Aufgaben der Chain Admins.

Das FairCoin Kern-Team besteht aus dem österreichischen Java-Entwickler Thomas König, dem katalanischen FairCoop Initiator Enric Duran, dem kanadischen PR-Strategen Neil Haran und dem Vortragenden Roland Alton.

Ethisch leben und wirtschaften ist der Wertekanon, der für die FairCoin Community gilt.

Und hier geht es nun zum vollständigen Video:

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Credits

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Titelbild-Alton-Kainz Titelbild-Alton-Kainz Idealism Prevails CC BY-SA 4.0
Videobild-Roland Alton Videobild-Roland Alton Idealism Prevails CC BY-SA 4.0