Das Championsprinzip von Andreas Du-Rieux – Schi-Weltmeister Mathias Berthold (Teil 1)

Gesellschaft

Das neue Format „das Championsprinzip“ mit Moderatorlegende Andreas Du-Rieux zielt darauf ab, von Champions zu lernen. Was macht erfolgreiche Sportler wie Niki Lauda, Lindsey Vonn, Anna Gasser und Hans Krankl aus? Wie schaffen sie es, auf den Punkt ihre beste Performance zu liefern – und wie bereiten sie sich mental darauf vor? Du-Rieux analysiert mit seinen Gästen dieses „Championsprinzip“ und will damit allen Zusehern erfolgreiche Strategien für ihre persönlichen Ziele an die Hand geben.

In der dritten Ausgabe vom Championsprinzip begrüßt Moderator Andreas Du-Rieux die Schilegende Mathias Berthold. Mittlerweile als Mentalcoach bei Fußballvereinen tätig, feierte er bei den Schiprofis 1993 einen Weltmeistertitel und fungierte von 2010 bis 2014 als Cheftrainer des österreichischen Herrenteams des ÖSV.

In seiner aktiven Zeit war Berthold Teil einer überaus erfolgreichen Mannschaft des ÖSV. Er selbst hatte das Talent, große Erfolg zu feiern; aber damals, so sagt er selbst im Rückblick, war er mental eine Flasche. Nach Erfolgen als Schüler und im Europacup bleib er in seiner Entwicklung stecken – vor allem deshalb, weil er Weltmeister im Ausreden suchen war und für sein Versagen immer einen externen Grund fand, sich selbst aber nie hinterfragte. Mit 24 entschloss er sich, in die damals hoch angesehene amerikanische Profi-Skitour einzusteigen – und stand plötzlich in der realen Welt. Während man beim ÖSV als Teammitglied eine umfassende Unterstützung erfuhr und eigentlich „nur“ seine Leistung abrufen musste, war Berthold nun auf sich selbst gestellt: Training, Materialvorbereitung, Reiseplanung, Management; das alles musste er nun selbst erledigen. Somit gab es plötzlich niemanden mehr, auf den er sich rausreden konnte. Für ihn war das eine harte, aber sehr lehrreiche und erfolgreiche Zeit, die ihn schließlich zum Weltmeister machte. Ihm wurde klar, was es braucht, um erfolgreich zu sein; dieses Wissen konnte er dann während seiner Trainerkarriere an seine Schützlinge weitergeben – mit dem klaren Ziel, dass diese nicht solch negative Phasen wie er durchmachen mussten bzw sich schnell davon befreien konnten.

Vor seinem Umstieg in die USA war ihm schon klar, dass größere Veränderungen anstehen, denn sonst würde sich auch dort der Erfolg nicht einstellen, von dem er schon als kleiner Junge geträumt hat. Er setzte sich mit Wegen zur mentalen Stärke auseinander und las diesbezüglich zahlreiche Bücher, deren Erkenntnisse er in persönlichen Notizen zusammenfasste. So ein Notizbuch ist eines der wichtigsten Tools, um erfolgreich zu werden, so Berthold. Auch wenn einem viele Dinge klar sind, so kann man diese in Stresssituationen oft nicht abrufen. Wenn man sich die Fehler, aber auch die Erfolge, die man tagtäglich begeht, notiert, dann schreibt man sein eigenes Buch und kann daraus lernen und findet über kurz oder lang auch seinen eigenen Weg. Das selbst Geschriebene führt auch zu einer Verbindlichkeit: denn wenn man etwas aufgeschrieben hat, dann stammt das aus der eigenen Erfahrung und kann nicht ignoriert werden.

Im Rennen direkt vor seinem Weltmeistertitel war er sich nach dem ersten Durchgang des Finales dank eines großen Zeitvorsprungs schon so siegessicher, dass er sich während der Wartezeit mit nebensächlichen Fragen befasste – und das Rennens schließlich noch verlor. Diese Erfahrung war für ihn aber entscheidend für den darauffolgenden Titel: denn da war er in der gleichen Situation – nur diesmal konzentrierte er sich auch auf den zweiten Lauf und gewann.

Der Fokus auf den Moment wird im weiteren Verlauf dieses Gesprächs ebenso besprochen, wie die Erarbeitung einer best-performance-zone, die Gefahr extensiver Fehleranalysen, die Stärkung schon vorhandener mentaler Stärken, Bertholds Buch Positiv Denken allein hilft auch nicht, welches er mit Bardia Monshi verfasste, und vieles mehr.

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CP – 007 – Mathias Berthold-YOUTUBE-IPHP Wolfgang Müller CC BY SA 4.0