Die Welt im Umbruch – Wird die Krise nicht umsonst gewesen sein?

Gesellschaft

Veranstaltungsdaten

Datum
18. 6. 2020
Veranstalter
BSA

Die neu gegründete Website www.umbruch.at steht im Zentrum dieser vom BSA Döbling initiierten Veranstaltung und wird von Mag. Adel-Naim Reyhani, Jurist und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Ludwig Boltzmann Institut für Menschenrechte, vorgestellt. Ziel des Projektes ist es, Visionen für die Zukunft zu entwickeln: wie die Corona-Krise gezeigt hat, sind wir alle voneinander abhängig; somit sollte auch eine möglichst große Zahl an Personen in diese umfassende Diskussion eingebunden werden. Über den Standard wurde ein Aufruf gestartet, Utopien und Ideen für eine lebenswerte Zukunft einzusenden; diese werden auf der Website veröffentlicht.

Für den Politikwissenschaftler Dr. Gerd Valchars ist es offen, ob sich die Welt nach Corona verändert oder nicht, und ob dies zum Positiven oder zum Negativen geschieht. Die Krise wirkt aber als Brennglas für die Probleme, die schon davor bestanden, und die jetzt diskutiert und gelöst werden sollten. Als Experte für Demokratieprozesse stellt Valchars eine breite Solidarität während der Krise und eine konstruktive Zusammenarbeit sowohl innerhalb, als auch außerhalb der Parlamente fest. Kritisch sieht er die Instrumentalisierung der Angst, vor allem in Staaten, die diese als Mittel für den Demokratieabbau genutzt haben.

Das Projekt habe nicht zum Ziel, ein Regierungsprogramm zu formulieren, so der Volkswirt Adib Reyhani, MSc. Viel wichtiger ist es zB, sich zu überlegen, wie kollektive Entscheidungen getroffen werden und wie man gesellschaftlich mit Komplexität umgeht, da ja die meisten der heutigen Herausforderungen nicht einfach zu verstehen und zu lösen sind.

Das „Projekt Europa“ hat in der Krise einerseits gelitten, da viele Probleme auf eigene Faust von den Nationalstaaten bekämpfts wurden. Die EU ist weder rechtlich, noch auf der Ebene der politischen Kooperation so weit fortgeschritten, um mit solchen Herausforderungen umgehen zu können. Andererseits zeigt sich, dass es gerade in solch schwierigen Zeiten einer internationalen Koordination bedarf – und somit die EU langfristig gestärkt aus der Krise hervorgehen könnte.

Im Bezug auf die wirtschaftliche Abhängigkeit von China und anderen Ländern (Masken, Medikamente etc) wollen die Gründer die viel grundsätzlichere Fragen stellen, wie wir künftig Wirtschaft organisieren wollen. Ein wenig an den Stellrädchen drehen sei zu kurz gegriffen; der gesamte globale Wirtschaftskreislauf müsse in Frage gestellt werden.

Corona hat uns als Gesellschaft gezeigt, dass wir mit komplexen Problemen umgehen und relativ kurzfristig darauf reagieren können. Dies sollte uns auch den (politischen) Mut geben, andere große Herausforderungen, wie den Klimawandel oder den Bildungsnotstand, gemeinsam zu lösen. Das Herunterbrechen auf einfache Maßnahmen muss auch für diese Fragen gelingen, damit man möglichst die gesamte Gesellschaft mitnehmen kann.

Die vierte Mitbegründerin von umbruch.at, die Kulturwissenschafterin Judith Kohlenberger, mußte leider kurzfristig absagen.

Unter der Leitung von Moderator Mag. Maximilian Eberl wird weiters über Themen wie die Möglichkeiten und Probleme beim online-learning, Migration und Fluchtbewegungen, die Rolle der Medien, die Veränderung stereotyper Menschenbilder und warum die Krise (aus Sicht der Notwendigkeit für Veränderung) nicht umsonst war, diskutiert.

Credits

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Die Welt im Umbruch Wolfgang Müller CC BY SA 4.0