Univ. Prof. Dr. Peter Kampits: Endliche Freiheit – Schwierigkeit der Entscheidung

Gesellschaft

Veranstaltungsdaten

Datum
31. 8. 2019
Veranstalter
Waldviertelakademie
Ort
Rathaus Weitra

Für Univ. Prof. Dr. Peter Kampits ist der Philosoph Jean Paul Sartre einer der radikalsten Verfechter eines Freiheitsgedankens, der implizit auch die Grenzen dieser Freiheit mitbedacht hat. Seit der Renaissance rückte der Mensch (v.a. im Zuge des Humanismus) immer mehr in den Mittelpunkt der Betrachtung, die Schöpfungsgeschichte dagegen verblasste allmählich. Sartre transformierte diesen Humanismus zum Existentialismus: Mensch sein bedeutet für ihn handeln, nicht nur denken oder besondere Fähigkeiten (z.B. die Vernunft) zu haben. Der Mensch ist Freiheit, und jeder Humanismus hat diese Freiheit zu bedenken.

Dagegen sehen die modernen Gehirnforscher die Freiheit drastisch beschränkt: viele Handlungen sind das Ergebnis von Verknüpfungen im Gehirn und Neuronenschaltungen. Der Mensch ist quasi sein Gehirn.

Der Transhumanismus geht davon aus, dass der Mensch durch technologische Möglichkeiten (IT, Genetik) unendlich verbesserungswürdig wäre. Die grundsätzliche Frage, die sich nicht nur im Sport stellt (Ist höher, weiter, schneller tatsächlich wünschenswert?), wurde bisher aber nur am Rande diskutiert.

Transhumanisten sind vor allem Philosophen, Physiker und Techniker, die die „Fehler der Evolution“ mittels technischer Hilfsmittel ausgleichen und menschliche Fähigkeiten optimieren und ausdehnen wollen. Dies erinnert an Nietzsche‘s Übermenschen, der allerdings nicht den technischen Aspekt betonte, sondern die Weiterentwicklung durch das über-Bord-werfen jeglicher moralischer Zwänge.

Durch die technologische Veränderung könnte der Mensch möglicherweise auch Unsterblichkeit erlangen (ersetzbare Organe etc). Ob man das will und was man dann mit dieser Fülle an Menschen macht, wäre eine Diskussion für sich.

Kampits zitiert einen französischen Kritiker des Transhumanismus: „Die Menschen stellen intelligente Maschinen her oder denken sich solche aus, weil sie heimlich an ihrer Intelligenz verzweifeln oder unter der Last einer monströsen und nutzlosen Intelligenz zusammenbrechen (Jean Baudrillard, Transparenz des Bösen).“

Die Frage was Freiheit ist, ob diese endlich ist und wie wir als Menschen zu Entscheidungen kommen wird uns in jedem Fall weiter beschäftigen.

Credits

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Wavak – Univ.Prof. Dr. Peter Kampits Wolfgang Müller CC BY SA 4.0