IICD-HUMANA

Die Volontäre
Soziales

Wie gut ich mich noch erinnern kann.. Ich befand mich im letzten Schuljahr und fühlte diesen Druck:

In welche Universität sollte ich mich nur einschreiben für das kommende Jahr?

Jeder wollte von mir wissen, ob ich mich schon irgendwie auf eine Studienrichtung spezialisiert hätte: meine Eltern, die Lehrer und natürlich auch meine Freunde. Zu meiner Überraschung schüttelte ich für sie immer wieder eine Antwort aus meinem Ärmel. Diese Lösung gefiel mir allemal besser, als simpel mit einem: „Ich weiß es nicht!“ zu antworten. Also gab ich einmal Architektur, dann wieder Ernährung, Tiermedizin bis hin zu Psychologie, und natürlich auch Jus als Interessensgebiete bekannt. Natürlich konnte ich mich in all diesen Bereichen vorstellen, aber insgeheim fühlte ich, dass es etwas ganz anderes werden sollte.

Eines schönen Wintertages wurde ich im Internet fündig: ein Volontär-Programm der IICD (Institute for International Cooperation and Development); es hörte sich zu gut an, um wahr zu sein:

Gegen die Armut kämpfen – Das 9 Monate Südamerika-Programm

Es würde 9 Monate lang dauern (wie der Titel schon besagt) und in drei Zeiträume aufgeteilt: 3 Monate Fundraising in den USA, das Team kennenlernen, portugiesische Sprachkenntnisse erwerben sowie Informationen über das Projekt der Humana People to People Organisation erhalten; 1 Monat lang Brasilien bereisen – zusammen mit dem Team, ein Thema nach Wahl durcharbeiten im Hinblick auf die politische/ökonomische Situation in Brasilien; und, zu guter Letzt, 4 Monate in den armen Gemeinden von Bahia verbringen, um beim Aufbau des Gebietes zu assistieren. Nach dieser Zeit würden wir wieder in die USA reisen und unsere Erfahrungen mit den Newcomern teilen, die sich selbst für Brasilien vorbereiten. All das würde sich auf einen Gesamtpreis von 4.000 USD belaufen.

Schön und gut. Es schien sich um eine komplexe, gut organisierte Unternehmung zu handeln, die einem das Gefühl verlieh, mit richtigen Profis zusammenzuarbeiten.

Nunja.. Ich machte tatsächlich tolle Erfahrungen – aber nicht dank der Organisation..

Zurück zur Story: Nachdem ich mir diese prächtige Präsentation gab, konnte ich mich schon als Teil dieses Programmes visualisieren. Ich hatte das Gefühl, das gesamte Programm wurde genau auf mich zugeschnitten. Ich konnte mich folglich nicht mehr halten und gab meinen Eltern Bescheid, welche Verrücktheit ich mir da ausgedacht hatte. Sie reagierten erstaunlich positiv darauf. Was ich an ihrer Reaktion besonders gern mochte war, dass sie nie sagten: „Geh nur“, nein sie sagten auch nicht „Geh nicht“, also musste ich die Entscheidung wohl selbst fällen. Sie blieben neutral. Sofort schob ich die Idee, auswärtig zu studieren, auf die Seite und investierte das gesamte Geld in dieses Projekt.

Ich war überrascht, dass die Schule (IICD), die sich in Williamstown, Massachusetts, befand, auf einem Hügel mitten im Wald situiert war. Das Stadtzentrum konnte man zumeist nur mit dem Auto erreichen. Da ich nämlich selber im Wald zuhause bin, fühlte ich mich dort natürlich gleich wie daheim. Andererseits konnte ich mich nicht daran gewöhnen, dass ich Mäuse bei mir im Zimmer zuhause hatte, die nachts nach Müll suchten oder sich bei mir besonders wohl fühlten, wenn es draußen kalt war. Weiters erinnere ich mich daran, dass ich mit Unmengen an Decken und immer sehr eingemummt schlief – und nicht mal meine Hand unter der Decke hervorscheinen lassen wollte. Doch das alles kümmerte mich letztendlich wenig, weil ich derart aufgeregt war, einfach hier zu sein.

Weiters empfand ich es als sehr unangenehm, dass das Internet hier so extrem langsam war. Am schlimmsten war es, wenn wir uns für das Fundraising vorbereiteten. Es war zugleich aber richtig cool, mit all den anderen diese Zeit zu verbringen – und wir legten einfach unsere Smartphones und Laptops zur Seite.Ich befand mich zum allerersten Mal in einem wirklich internationalen Umfeld. Die anderen Volontäre kamen aus China, Korea, Brasilien, Bolivien, MexiKo, Portugal, Deutschland, Japan und Kolumbien. Es war so wundervoll, zu spüren, wie gut wir alle miteinander auskamen, obwohl jeder aus einer völlig anderen Kultur stammte.

Die Schule selbst basierte auf einem System der Selbsterhaltung. Daraus ergab sich, dass wir alle selbst für uns kochten, alles reparierten, putzten, Nahrungsmittel einkauften, und es gab einen Plan dafür, wer genau für welchen Bereich zuständig war. Ich fand das extrem lustig und lernte so viele neue Dinge, v.a. Kochen, zumal ich zu diesem Zeitpunkt erst 18 Jahre alt war und plötzlich 20-30 Personen bewirtet werden sollten …

Das erzähle ich Euch, damit Ihr Euch von der Atmosphäre hier ein Bild machen könnt. Nach zehn Tagen begannen wir nun mit dem Fundraising. Mein Team bestand aus 8 Personen – inklusive mir. Wir kamen also aus China, Portugal, Korea, Deutschland und Rumänien. Unser erster Fundraisingstandort war Boston – zwei Wochen lang; leider wurde daraus fast ein ganzes Monat. Was bedeutet nun Fundraising? In unserem Fall, dass wir uns vor großen Supermärkten platzierten, ganze zehn Stunden lang, und Menschen auf der Straße um Spenden baten. Wir gingen auch in die Offensive und hielten Menschen auf der Straße an (das nennt sich street fundraising), oder gingen von Tür zu Tür und präsentierten unser Programm fundme.com. Das Essensbudget pro Tag für eine Person belief sich auf vier USD, und unsere Schlafplätze ergatterten wir bei couchsurfing.com (eine Website, auf der Menschen ihre Schlafplätze kostenlos zur Verfügung stellen).

Gleich zu Anfang verlangte unser Vorgesetzter gemeinsam mit dem Teamleader, dass wir bis zum Ende des ersten Programmteiles eine Fundraisingsumme über 3.000 USD pro Person schaffen sollten. Das bedeutet also 24.000 USD insgesamt. Empfohlen wurde uns, die erste Hälfte dieser Summe in der ersten Fundraising-Session zu erreichen.

Tja, das schafften wir nicht.

Wir brachten insgesamt ca. 7.000 USD zustande.

Nach ganzen zehn Stunden auf den Beinen schafften mein Teamkollege und ich in Gemeinschaftsarbeit 100 USD. Wir waren ganz schön erschöpft. Die Amerikaner sind nett und der Erfolg hing ganz davon ab, wo genau man platziert war. Die größte Summe, die wir auf einen Schlag von einer Person erreichten, waren 20 USD. Am ersten Tag verlief es also gar nicht mal so schlecht. Im Idealfall konnten wir also 150 USD pro Tag und Person erreichen. Es war ziemlich schwer, überhaupt auf die Menschen zuzugehen und dabei das Gefühl des Bettelns zu unterdrücken. Ich musste mir immer wieder sagen:

Du bittest nicht um Geld für dich selbst, du machst es für andere, und jene, die ein Problem damit haben, tangieren dich nicht. Nimm eine Ablehnung nicht persönlich. Es hat nichts mit dir zu tun.

Die peinlichsten Momente waren die, wenn wir abends Restaurants und Pizzerias aufsuchten und um Essensreste baten. Ich versuchte es noch am Vortag und wurde dabei richtig rot, also verzichtete ich lieber auf das Essen, bevor ich mir das antat. Glücklicherweise retteten mich meine Teamkollegen. Ich wollte diese Hürde aber überbrücken:

Wieso um Himmels willen fürchtete ich mich so davor, um Essen zu bitten?

Es geht doch schließlich um Nahrung, um eine Notwendigkeit, um zu überleben – um Essen, das Menschen vielfach einfach so wegwerfen. Weiters sehe ich diese Menschen sowieso nie mehr wieder in meinem Leben. All das betete ich mir jedes Mal vor und diese Einstellung half mir, meinen Kopf immer wieder aus dem Sand zu ziehen.

Boston, 18. Oktober 2014

Unsere erste Pizzaspende

Heute ist übrigens das erste Mal seit Ende des Programms, dass ich mein Tagebuch lese; mit Vergnügen bemerke ich, wie sehr mich diese Erfahrung doch veränderte.

Nein, heute würde es mir kein Problem mehr bereiten, wenn ich um Essensreste bitten würde, hätte ich nichts zum Essen.

Nach dem Boston-Trip kehrten wir wieder zum IICD zurück. Wir blieben zehn Tage lang in der Schule für unser Training. Weiter ging es zum Fundraising nach New Jersey. Das war übrigens der längste Fundraising-Trip. Denn wir schafften die gesamte Summe nicht binnen zwei Wochen. Deshalb mussten wir länger bleiben. Nach einer weiteren Woche waren wir immer noch nicht so weit und wir fragten trotzdem, ob wir wieder zurückkehren könnten. Die Schule reagierte streng und erlaubte uns die Rückkehr erst, wenn wir ans vereinbarte Ziel gelangten. Also machten wir uns erst nach weiteren zehn Tagen, als wir endlich unser Fundraisingziel erreichten, auf den Weg weiter nach Washington.

Nach zwei Monaten Fundraising erreichten wir unser Endziel. Leider verließen uns am Weg zwei Teammitglieder. Jetzt sind wir nur noch zu sechst, um gemeinsam nach Brasilien aufzubrechen.

Wir fuhren wieder zurück zur Schule, absolvierten dort eine Woche lang unser Training und waren nun bereit für Brasilien.

Ich fragte mich:

Warum mussten wir bei dieser Fundraisinggeschichte überhaupt mitmachen? Oder besser: Warum mussten wir auch noch dafür bezahlen?

Wenn wir die Fundraisingsumme und die Programmgebühren zusammenzählen, dann sind wir bei 7.500 USD pro Volontär Erfolg für die Schule. Wenn wir die Ausgaben hinzuzählen, dann ist das insgesamt viel zu viel. Unseren Kalkulationen zufolge würden 3.000 USD pro Person übrigbleiben, die jedoch nirgendwo aufscheinen; irgendwie hat sich diese Summe seltsamerweise im Nichts aufgelöst. Ich habe nichts dagegen, wenn das Geld für Zwecke, die nichts mit den Volontären zu tun hatten, für die Organisation aufgebracht wird. Das einzige was ich nicht mag, ist angelogen zu werden, indem behauptet wird:

Das gesamte Geld kommt dem Volontär zugute: für Unterkunft, Essen, Training und Reisen.

Der Zeitpunkt, um nach Brasilien wieder zurückzukehren, rückte näher, und ich schaffte es, meine Gedanken darüber ganz einfach beiseite zu schieben. Und befand mich einfach in einem Zustand der positiven Vorfreude. Als ich zusammen mit Eunji, meinem Teamfreund, mit dem ich reiste, in Sao Paolo ankam, konnte ich es einfach nicht glauben: Wir hatten es geschafft! Nach all dieser harten Arbeit waren wir nun endlich am Ziel angelangt. Das Gefühl dabei war atemberaubend.

Brasilien zu bereisen, war ein erstaunliches Erlebnis. Wir begegneten so vielen wunderbaren Menschen, verliebten uns in ihre Kulturen, und am allerbesten war der Part, eben diese Erfahrungen mit meinem geliebten Freund Eunji zu teilen.

In Brasilien arbeiteten wir als Volontäre für Humana – das ist eine riesige ONG mit laufenden Projekten in unterschiedlichen Ländern: in Brasililen, China, Mozambique, Zambia, Zimbabwe, Malawi, in Indien etc. Die IICD Schule kooperiert mit Humana People to People und sendet Volontäre, um Projekte für Humana zu unternehmen. Es gibt zahlreiche Schulen in Europa und ein paar in den USA. Und jährlich werden Volontäre für sämtliche Projekte gesendet.

Als wir in einer kleinen Stadt ankamen, in der sich die Büros der Humana People to People befanden, war ich sehr verblüfft, nicht in einer der Gemeinde platziert worden zu sein. Die Humana-Leute meinten bloß, sie seien überrascht gewesen, uns schon so bald hier zu haben (obwohl doch alles per eMail vereinbart wurde) und teilten uns mit, dass wir doch erst in einer Woche beginnen könnten. Und zwar dann, wenn sie alles organisiert hätten. Wir stimmten dem zu, denn so schlecht empfanden wir es gar nicht, sich vor der Action eine Woche lang auszuruhen. Dann erreichte uns die Hiobsbotschaft, dass es kein Projekt für uns geben würde, weil es sich beim Farmers Club um ein neues aber noch nicht ausgereiftes Konzept handelte. Wir blieben flexibel und rechneten mit einem Training für die letzten drei Monate.

Was ist bitte damit gemeint, dass es kein Projekt für uns gibt? Wieso hat uns niemand darüber vorinformiert? Wieso funktioniert die Kommunikation zwischen Humana und IICD denn nicht?

Wenn man weiß, wieviel Arbeit und Zeit man in ein Projekt steckte mit mäßigem Erfolg und nichts dafür kriegt, nicht einmal einen Platz, an dem man arbeiten kann, und wenn man die Humana-Leute dabei beobachtet, wie sie Volontäre ignorieren, weil sie wohl bessere Dinge zu tun haben, dann ist es wohl mehr als verständlich, dass sich ein Gefühl von Frustration breitmacht … Und was ich am allerwenigsten an der Geschichte mag, ist, dass beide Organisationen uns Hoffnungen machte; genau das war das Problem. Wäre man darauf vorbereitet gewesen, in so eine Situation zu schlittern und hätte man vorher gewusst, dass die Kommunikation innerhalb der Organisationen nicht funktioniert, wäre alles ganz anders. Aber man kann nicht von den Schülern erwarten, für alles selbst verantwortlich zu sein und im vorhinein alles über das Team und das Projekt wissen zu können. Wenn man gewarnt würde, dass man in der Community selbst nach Arbeit suchen müsste, die Sprache selber erlernen sollte und dass das Training an zweiter Stelle stünde, das Geld aber an erster, und dass man in der Gemeinde ohne Leitung und Projektführung allein gelassen würde, dann hätte man völlig andere Schritte in der Vorbereitung auf dieses Projekt eingeleitet. Die lächerlich hohen Erwartungen würden minimiert und man hätte nicht dieses Gefühl der Demotivation und der Wut.

Unser Projektleiter holte uns vier Stunden später als geplant ab. Normalerweise hätte er uns in der Gemeinde vorstellen sollen, uns die Schule zeigen müssen, die Gärten, alles erklären sollen, was zu tun wäre und was die Leute brauchten und um welches Gemeindeprojekt es sich handelte.

Aber all das fand nicht statt.

Ich sagte:

Sie kommen einfach daher, holen uns ab, stecken uns in die Gemeinde und wollen uns nur loswerden!

Und genau so war es. Wir kamen in der Nacht an – und der Projektleiter verließ uns mit der Ausrede, ein „wichtiges Meeting“ zu haben. Was er übrigens stets zu sagen pflegte.

Tatu, Brazil, 1. Jänner 2015

Die Stimmen anderer Volontäre:

„Die NGO sollte (zumindest meiner Erwartung nach) Unterstützung, Schutz und Sicherheit dafür bieten, da wir uns auf ein unbekanntes Terrain begeben. Dafür zahlte ich. In Wirklichkeit fand genau das Gegenteil statt. Die positiven Dinge, die ich erlernte, kamen von Seiten meiner Kollegen und seitens der Gemeinde. Die NGOs wiederum spielten dabei eine völlig gegensätzliche Rolle.“

-Jose, Portugal, Brazil Team-


„Ich denke, dass es am allerwichtigsten wäre, Qualifikationen eines Entwicklungsleiters zu ergattern, um in Afrika oder anderen Entwicklungsländern Effizientes tun zu können. In der Schule gibt es so viele Nationalitäten, unterschiedliche Generationen, unterschiedliches Wissen, es gibt Vorschullehrer, Designer, Sänger und Schreiner. Jeder hat seine speziellen Fähigkeiten. Wenn jemand Kommunikation mag, dann sollte er/sie sein Geheimnis der besseren Kommunikation mit den anderen teilen. So würden sich die Fähigkeiten eines Entwicklungsleiters verbessern. Und das empfinde ich als sehr wichtig.“

-Taiki, Japan, Africa Team-


„Aus organisatorischer Sicht dachte ich nicht daran, dass man derart wenig Fokus auf die Vorbereitung der Vonontäre legen würde. Das Leben dort allgemein, die Kurse und Klassen waren gut organisiert, wohingegen die Studienstrukturen ein wenig komplex – besonders für nicht-Englisch-Sprachige – gestaltet waren. Das hätte man besser machen können. Das Projekt in Afrika war toll strukturiert aber überhaupt nicht gut organisiert. Sie pflegten stets zu sagen, dass wir eine Familie wären, aber es gab keine Ansprechperson, an die wir uns wenden konnten. Die Entscheidungen wurden stets vom Leiter getroffen. Und die Kommunikation zwischen der Schule in Amerika und den Afrikaprojekten war nicht vorhanden. Mein sicherer Ratschlag ist, dass die Volontäre in Zukunft durch effizientes Training in den Schulen einen Anhaltspunkt erwerben, was in den Projekten zu tun ist.“

-Izadora, Brazil, Africa Team-


„Ich fange mal damit an, dass ich das IICD System dahingehend als misslungen erachte, Volontäre auf ihre Projekte vorzubereiten. Das Studiensystem besteht aus einer Database. Also sind die Studenten dazu verdonnert, ganz alleine und isoliert zu Hause zu studieren und so ihre Aufgaben zu lösen. Ich denke mir, dass die Lehrer einfach nicht willens sind zu lehren. Weiters glaube ich, dass die Vorbereitungszeit, also die ersten 6 Monate, nicht intensiv genug gestaltet ist. Ich kochte, putzte und machte sehr viele Präsentationen, aber das hatte alles nichts mit einem echten Training zu tun, welches nützlich für das Projekt hätte sein können. Andererseits kann ich behaupten, dass die Leute bei der HUMANA in Afrika besser als die in der IICD organisiert sind. Meine Zeit in Afrika war wertvoll. Das kann ich von meiner Zeit in Amerika nicht behaupten. Mir wäre es lieber gewesen, ich wäre gleich nach Afrika gegangen. Da hätte ich mir nicht so viel wertvolle Zeit verschwendet.“

-Tiago, Brazil, Africa Team-


„Ich glaube, dass die Volontäre nur dazu da sind, um Geld zu scheffeln. Ich hätte nichts einzuwenden gehabt, hätten sie uns genau das Service geboten, das sie uns vorab angeboten hatten. Sie verkaufen Träume und Lügen – und das ist wirklich frustrierend.“

-Gabriella, Bolivia, Africa Team-


„Es war nicht das, was ich erwartet hatte. Zwischen der Organisation und den Volontären verlief die Kommunikation grauenvoll – und mit uns wollte überhaupt niemand reden. Sie behaupteten, sie würden mir Portugiesisch beibringen, bevor ich nach Brasilien gehe – aber es gab gar keinen richtigen Portugiesischlehrer dafür. Wofür sie sich einzig interessierten: Dass wir für das Fundraising viel Geld sammelten. Ihnen war es egal, was wir an Nahrung zur Verfügung hatten, wie wir lebten oder ob wir bei Gesundheit waren. Selbst wenn wir das Geld auf kriminelle Weise aufgetrieben hätten, wäre ihnen das gleichgültig gewesen. Hauptsache wir hatten die Summen beisammen! Zwischen Humana und IICD funktionierte die Kommunikation ebenfalls nicht. Und auch nicht zwischen den Arbeitern, den Schulen und der Gemeinde. Wann auch immer wir versuchten, uns zu beschweren oder etwas Besseres vorzuschlagen, wurden wir einfach nicht angehört. Ich denke, Volontäre sollten viel besser behandelt werden. Sie sollten das Recht eingeräumt kriegen, sich auch ausruhen zu dürfen. Und gesunde Nahrung zu sich zu nehmen. In einem anständigen Bett zu schlafen. Und falls Probleme beim Fundraising auftauchen sollten, so müsste ihnen korrekte Hilfe angeboten werden. Ein Plan B wäre gut, um Volontären zu zeigen, wie man sich im Fundraising verbessern könnte. Ich weiß immer noch nicht, wohin genau die großen Gelder flossen, die aus unseren gesammelten Spenden sowie dem Geld, das wir für die Einschreibung zahlten, bestanden. Wenn sie so ein großes Unternehmen führen, brauchen sie sicher sehr viel Geld. Aber ich denke, im Gegenzug nicht korrekt dafür behandelt worden zu sein – für all die Mühe und meine Investition in das Projekt. Zu guter Letzt möchte ich anmerken, dass die Community-Angestellten mit Sicherheit auch nicht entsprechend von den Organisationen unterstützt werden.“

-Eunji, Koreea, Brazil Team-


Würde ich mich auf so etwas noch einmal einlassen?

Doch, aber ich würde mich vorab viel besser über die Organisation selbst informieren und mich mit anderen Volontären beratschlagen. Und ich würde es sehr zu schätzen wissen, wenn mir jemand die Dinge verraten könnte, die ich weiter oben beschrieben habe. Damit ich nämlich weiß, was mich erwartet. Das ist der Grund, warum ich überhaupt diesen Artikel schreibe. Ich möchte keineswegs negativ rüberkommen oder irgendjemandem in seine eigenen Erfahrungen reinpfuschen, aber was mir besonders am Herzen liegt ist, die künftigen Volontäre auf ihre Rollen vorzubereiten. Sie sollen wissen, wie der Hase läuft und wachsam sein.

War es das wert, das alles durchzumachen? Definitiv!

Alles in allem war dieses Projekt die beste Erfahrung meines Lebens, auch wenn ich all diese Hürden, wie ich sie beschrieb, überwinden und sehr viel lernen musste.

Es ging grundsätzlich gar nicht darum, dort etwas zu lernen, sondern vielmehr darum, sich selbst zu erfahren.

Nun möchte ich meinen Freunden, die sich soeben in Volontär-Arbeit in Afrika und Indien befinden, ein bisschen über die Art des Volontierens selbst berichten. Denn am Ende ist es genau das, worauf es ankommt – und ich hätte es nicht besser ausdrücken können:

„Du kommst mit dem Gefühl rein, nützlich sein zu wollen und bedingungslos zu helfen – und am Ende wirst du mit Werten beschenkt, die du auf keine andere Weise sonst erwerben hättest können. Ich denke, dass Volontärarbeit im Leben essentiell ist. Es erfüllt dein Herz, wenn du Erfolg hast in der Arbeit, ohne etwas dafür zu erwarten. Die letzten zwei Jahre, die ich mit der Freiwilligenarbeit in einem auszubildenden Bereich verbrachte, waren die allerschönsten Jahre meines Lebens. Ich habe so nette Menschen getroffen, mit denen ich wahrscheinlich ein Leben lang befreundet sein werde. Ich tat so viele Dinge, die über meine Komfortzone hinausgehen. Ich reiste, ich kämpfte, ich verliebte mich in Orte und versprach, dorthin wieder zurückzukehren … und all das machte mich stärker und weltoffener… schenkte mir eine andere Lebensperspektive und zeigte mir, wieviele andere Menschen es auf der Welt gibt, die so wie ich denken und genau dieselben Dinge wie ich brauchen …“

-Geo, Romania, volunteering in India-


„Meine Voluntärsarbeit in Mozambique scheint die beste Entscheidung meines Lebens gewesen zu sein, weil ich so viele tolle, ergebene und wissende Menschen aus aller Welt kennengelernt habe. Sie brachten mir bei, ein besseres Verständnis für Dinge aufzubringen, die uns täglich in unserer Gesellschaft begegnen, aber auch mit menschlichen Herausforderungen und tieferen Ebenen besser umzugehen.“

-Stoyo, Bulgaria, volunteering in Africa-

Übersetzung Englisch-Deutsch: Anna Dichen

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Unsere erste Pizzaspende Unsere erste Pizzaspende Carina Toma CC BY-SA 4.0
IICD Schule IICD Schule Carina Toma CC BY-SA 4.0
Die Volontäre Die Volontäre Carina Toma CC BY-SA 4.0
Beim Infostand Beim Infostand Carina Toma CC BY-SA 4.0
Kampf gegen Armut Kampf gegen Armut Carina Toma CC BY-SA 4.0
Sao Paulo Sao Paulo Carina Toma CC BY-SA 4.0
Iguacu Nationalpark Iguacu Nationalpark Carina Toma CC BY-SA 4.0
Neujahr, Feuerwerke in Rio de Janeiro Neujahr, Feuerwerke in Rio de Janeiro Carina Toma CC BY-SA 4.0
Florianopolis Florianopolis Carina Toma CC BY-SA 4.0
Favela Rocinha Favela Rocinha Carina Toma CC BY-SA 4.0
Salvador Salvador Carina Toma CC BY-SA 4.0
Unser Haus in der Community Unser Haus in der Community Carina Toma CC BY-SA 4.0
Der Transport Der Transport Carina Toma CC BY-SA 4.0
Auf dem Weg Auf dem Weg Carina Toma CC BY-SA 4.0
Ich organisierte einen Kinoabend für die Community Ich organisierte einen Kinoabend für die Community Carina Toma CC BY-SA 4.0
Schule aus TATU Schule aus TATU Carina Toma CC BY-SA 4.0
Die Tiere wurden mit Kakteen gefüttert - nachdem die Stacheln entfernt wurden Die Tiere wurden mit Kakteen gefüttert – nachdem die Stacheln entfernt wurden Carina Toma CC BY-SA 4.0
Wäsche waschen Wäsche waschen Carina Toma CC BY-SA 4.0
Keep Smiling! Keep Smiling! Carina Toma CC BY-SA 4.0
Das Lernen in der Schule Das Lernen in der Schule Carina Toma CC BY-SA 4.0
Die Aussicht beim morgendlichen Joggen Die Aussicht beim morgendlichen Joggen Carina Toma CC BY-SA 4.0
Das Osterfest mit den Familien Das Osterfest mit den Familien Carina Toma CC BY-SA 4.0
Mein jüngster Student Mein jüngster Student Carina Toma CC BY-SA 4.0
Einige meiner Studenten Einige meiner Studenten Carina Toma CC BY-SA 4.0
Einige meiner Studenten Einige meiner Studenten Carina Toma CC BY-SA 4.0
Einige meiner Studenten Einige meiner Studenten Carina Toma CC BY-SA 4.0
Mein geliebtes Team Mein geliebtes Team Carina Toma CC BY-SA 4.0
Eunji und ich während des Abschiednehmens Eunji und ich während des Abschiednehmens Carina Toma CC BY-SA 4.0
Eunji und ich während des Abschiednehmens Eunji und ich während des Abschiednehmens Carina Toma CC BY-SA 4.0
Mein Leidensgenosse Eunji Mein Leidensgenosse Eunji Carina Toma CC BY-SA 4.0
08-new-year-fireworks-rio-de-janeiro Carina Toma CC BY-SA 4.0

Diskussion (Ein Kommentar)

  1. Ich habe als Journalist in vielen Afrikanischen und südamerikanischen Ländern Jahrelang gearbeitet. Meine Erfahrung war, dass das meiste Geld überall in unsichtbaren Kanälen verschwindet oder sinnlos verschwendet wird.