Kommunikationstechniken zur Unterstützung der frühkindlichen Sprachentwicklung

Gesellschaft

Im Rahmen der Baby Expo finden an jedem Messetag Vorträge für Eltern und professionell Tätige statt, um sich zu unterschiedlichen Babythemen zu informieren. Einer dieser Vorträge war „Kommunikationstechniken zur Unterstützung der frühkindlichen Sprachentwicklung“, der einen Bogen spannte schon ab dem Tag der Geburt bis zu den Sprachfähigkeiten eines etwa zweijährigen Kindes.

Ein Neugeborenes ist bekanntlich kaum zu bewussten Handlungen im Stande, deshalb ist es eine Zeit lang auf körperliche Reflexe angewiesen. Jene Reflexe, die im Hals/Rachen/Mund-Bereich stattfinden, lösen Geräusche aus. Bestimmte Bedürfnisse erzeugen bestimmte Reflexe, somit kann von dem Laut des Reflexes das Bedürfnis des Babys abgeleitet werden.

Die Australierin Priscilla Dunstan hat dank ihres fotografischen, akustischen Gedächtnisses an ihrem Sohn erkannt, dass er zu verschiedenen Zeiten des Tages unterschiedliche Laute von sich gab. Sie legte Mitschriften an, in denen sie notierte, wann Thomas welches Geräusch gemacht und wie sie darauf reagiert hatte, verglich ihr Verhalten mit seiner weiteren Reaktion – nämlich friedliche Beruhigung oder Weinen – und konnte so die Reflexlaute dekodieren. Fünf der insgesamt 12 Laute, die Priscilla erkannt hatte, wurden von der Universität Sydney in einer zehn Jahre andauernden Studie erforscht und schließlich als erwiesen angesehen.

Wenn man weiß, was das Charakteristische an jedem Reflexlaut ist, ist es babyleicht, sich einzuhören. Vätern gelingt das Erkennen genauso gut wie Müttern und anderen Bezugspersonen des Kindes. Die Situation, dass ein Elternteil vertrauter mit dem Baby ist, es durch Körpersprache und andere nonverbale Kommunikation besser versteht, ist nicht mehr gegeben. Jeder, der „Dunstan“ spricht, kann kompetent und schnell die Bedürfnisse des Babys erfüllen. Die Praxis hat gezeigt, dass sich Anwender sicherer in ihrer Elternrolle fühlen und mehr Spaß am Familienleben haben und sich weniger überfordert fühlen.

Wer möchte, kann beim Sprechen mit dem Baby bereits passend zu den vernommenen Lauten einfache Handzeichen zeigen. Diese Handzeichen sind die zweite Kommunikationstechnik, auf die in diesem Vortrag der Fokus gelegt wurde. Es empfiehlt sich, dem Baby nicht nur mit Worten zu verstehen zu geben, dass Mama oder Papa weiß, was es braucht, sondern auch ergänzend mit bewussten Gesten, den „Babyzeichen“. Wird beispielsweise für den Reflexlaut „Nah“, der ausgelöst wird, wenn das Baby hungrig ist, das Zeichen für Milch responsiv gezeigt, so kann das Baby nach einiger Zeit zwischen dem Bedürfnis, dem Handzeichen und seiner Erfüllung eine Verbindung herstellen. Sobald die Feinmotorik so weit ausgereift ist, dass es das Handzeichen nachmachen kann, wird es dieses für die Kommunikation einsetzen.

Mit den Babyzeichen haben wir das Rad nicht neu erfunden, sondern beziehen uns einerseits auf Gesten, die schon seit Generationen Kindern gezeigt werden, wie winken, Kusshand, bitte, leise etc und andererseits nutzen wir Gebärdensprache in vereinfachter Form, um vielen Worten ein Handzeichen zuordnen zu können. Auf diese Weise bekommen Babys ein Kommunikationswerkzeug buchstäblich an die Hand, mit dem sie sich erfolgreich verständlich machen können, noch lange bevor sie Sprache nutzen können.

Das gegenseitige Verstehen ist eine unschätzbare Bereicherung für Familien. Nicht nur, dass es Raunzen reduziert und auf Alltagsbedürfnisse sicher eingegangen werden kann: Kinder können ihren Bezugspersonen zeigen, was schon alles in ihrem kleinen Köpfchen vor sich geht. Sie können nachfragen oder berichten, was sie erlebt haben. Das hebt Babys auf die Ebene eines Kommunikationspartners auf Augenhöhe, wovon wiederum die Kinder emotional und psychisch profitieren, weil es ihre Entwicklung optimal unterstützt.

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