Der Muttertrieb ist gefährlicher als die Atombombe (Loriot)

LebensweltenPädagogik neu gedacht

Nimmt ein Krähenvogel einen Menschen als Gefahr für seine Jungen wahr, wird das Aufeinandertreffen zwischen den beiden meistens für den Menschen sehr unangenehm. Ebenso bei Schwänen, wenn man ihren Jungen beispielsweise beim Füttern zu nahe kommt.

Wenn ein Bär während der Paarungszeit ein Weibchen auserkoren hat, das noch Junge hat, versucht er die Kleinen zu attackieren, zieht aber für gewöhnlich den Kürzeren, weil das Weibchen plötzlich im wahrsten Sinne des Wortes „Bärenkräfte“ entwickelt, sogar gegen den körperlich überlegenen männlichen Artgenossen.

Primaten, speziell Gorillas sind besonders bekannt dafür, wie sehr sie ihre Jungen verteidigen, aber auch Wale, Elefanten, Nashörner, um nur einige Säugetiere aufzuzählen, die keine Grenzen kennen, wenn es um den Schutz und die Verteidigung ihres Nachwuchses geht. Es gibt unzählige Beispiele für Mutterliebe in der Natur.

Offenbar gilt die ungeschriebene Regel: je weniger Nachkommen und je mehr Aufwand die Brutpflege ist, desto intensiver der Einsatz des – in den meisten Fällen – Muttertiers. Vergleichen wir die Entwicklung menschlicher Babys mit jener anderer Säugetiere, so ist die „Brutpflege“ bei uns wohl am aufwändigsten, weil unsere Babys noch lange nicht fähig sind zu gehen, während das so gut wie alle Neugeborenen in der Fauna binnen weniger Stunden können. Kann man davon ableiten, dass Menschenkinder umso mehr Schutz benötigen?

Degeneriert oder dekadent?
Ein Muttertier, das seinen Nachwuchs nicht schützt, gilt als ent-artet, es schlägt aus der Art, es handelt nicht wie üblich. Aus dem Lateinischen abgeleitet von den Worten „de“ und „genere“, wurde im 16. Jahrhundert daraus das Wort „degeneriert“. Synonyme dafür sind körperlich oder geistig verfallen, verkümmert, zurückgebildet.

Ein anderes Wort, das einen Zustand beschreibt, in dem ein Lebewesen nicht mehr so handelt, wie das seiner Art entspricht, ist „dekadent“, das ausdrückt, dass sich die Fähigkeit Widerstand zu leisten infolge kultureller Überfeinerung reduziert hat oder verloren gegangen ist. Auch dieses Wort wird aus dem Lateinischen abgeleitet, wo es „hinabsinken“ oder „verfallen“ bedeutet, vermutlich erklärbar durch die Zusammensetzung aus „“, was „hinunter“ bedeutet und „cadere“, dem Wort für „fallen“. Synonyme dafür sind etwa überfeinert, übersättigt, verdorben, verfallen, verkommen, zügellos.

Dass nach einer kulturellen Hochblüte ein durch Dekadenz eingeleiteter Abfall kommen kann, zeigt uns die Geschichte am Beispiel des Römischen Reiches, von dem wir alle wissen, wie es endete. Dieses Ende kommt nicht unangekündigt. Schon Tacitus erkannte, dass „Je verdorbener der Staat, desto mehr Gesetze hat er.“ Darauf stütze sich seine Annahme: “Corruptissima Re Publica, Plurimae Leges”. Auf Deutsch: Je größer die Anzahl der Gesetze, desto korrupter ist die Regierung. Die Anzahl der Gebote, Verbote, Maßnahmen und Verordnungen steigt und steigt mit immer mehr und immer, so meine Meinung, irrwitzigeren Ideen.

Wenn es darum geht, was erwachsene Menschen in ihrem Privatleben mit anderen erwachsenen Menschen tun, so geht das niemand anderen etwas an, solange es beiderseits freiwillig geschieht. Im Koalitionsvertrag 2021 bis 2025 der deutschen Ampelregierung findet man allerdings nicht nur die Möglichkeit einmal jährlich je nach aktuellem eigenen Befinden sein Geschlecht wechseln zu können, sondern es werden viele neue Regelungen im Zusammenhang mit Kindern vorgestellt.

Cui bono
Bleiben wir gleich bei der Lateinstunde. Cui bono bedeutet „Wem nützt es“ und genau das frage ich mich jeden Tag. Unter dem Titel „Mehr Fortschritt wagen“ möchte die Ampelregierung noch 2024 das Familienrecht modernisieren. So sollen die Mitmutterschaft und die Mehrelternschaft eingeführt werden, sodass ein Kind bis zu 4 Elternteile haben kann. Warum? Wozu?

Oft genug gibt es schon Probleme zwischen 2 Elternteilen, besonders nach einer Scheidung, aber durchaus auch innerhalb einer intakten Familienstruktur und die Leidtragenden, auf deren Rücken das zumeist ausgetragen wird, sind die Kinder. Wenn Kinder zwischen zwei Elternteilen zum Spielball der Interessen der Erwachsenen werden können, wie leicht passiert das dann, wenn sie bis zu vier Elternteile haben?

Wenn die Überarbeitung des Familienrechts das Wohl der Kinder in den Mittelpunkt stellt, warum fragt man nicht die Kinder? Ist uns die Empathie vor lauter Degeneration oder Dekadenz abhandengekommen? Das Einzige, was es braucht, um zu erkennen, was Kinder wollen, ist, dass wir achtsam hinsehen und sie beobachten. Im kindlichen Spiel drücken sie unmissverständlich aus, was sie sich wünschen. Sie spielen weiterhin aller herrschenden Idiotie, pardon: Ideologie zum Trotz im Kindergarten „Vater – Mutter – Kind“. Sie spielen nicht „Mehrelternschaft“ und sie spielen auch nicht „Mitmutterschaft“.

Kinder haben nach traditionellen Mustern abgesehen von Eltern und Großeltern auch Patentanten und -onkeln, die gewisse Rechte und Pflichten haben und sind in ein soziales Gefüge eingebettet, zu dem die Familie und der Freundeskreis der Eltern zählen. Über Jahrtausende hat das ausgereicht, damit sich Kinder gesund entwickeln und es reicht auch für weitere Jahrtausende aus, ohne dass es nötig wäre, dass der Staat schon wieder regulierend, oder eigentlich bestimmend, eingreift.

Triangulierung als Urform der Beziehungsmuster
Das gleichseitige Dreieck gilt in der Geometrie als die stabilste Form. Es ist einfach unmöglich, es zu verbiegen. Drei gleich lange Stäbe an den Eckpunkten zusammengesetzt ergeben immer ein und dasselbe Dreieck, während vier oder gar mehr Stäbe unterschiedlichste Formen bilden können.

Genauso braucht es die Triangulierung in der kindlichen Entwicklung, auch hier ist es die stabile Form, in der jeder der drei, also Vater – Mutter – Kind ihre Rolle haben. Nach Ernst Abelin, der das Konzept der „frühen Triangulierung“ in den 1970er Jahren erstellte, ist die Mutter anfangs die bedeutsamste Person im Leben des Kindes, so bedeutsam, dass es den Vater braucht, damit sich das Kind in seiner Entwicklung aus dieser dyadischen Beziehung herauslösen kann, was essenziell für den weiteren Entwicklungsverlauf ist. Durch die Stabilität der triangulären Beziehung lernt es gegensätzliche Gefühle zu ertragen und neue soziale Fähigkeiten zu entwickeln. Ursprünglich setze das Konzept bei Kindern ab etwa 18 Monaten an, neue Beobachtungen gehen aber davon aus, dass der Vater von Beginn an gleichwertig neben der Mutter gesehen werden kann.

Wenn ich nochmal Kind wäre
Als ich noch keine vier Jahre alt war, haben sich meine Eltern scheiden lassen. Wenn ich mich richtig erinnere, war ich in meiner Schulklasse in einer katholischen Privatschule das einzige Kind – oder zumindest eines von sehr wenigen -, dessen Eltern geschieden waren. Ich konnte gut damit umgehen, aber irgendwie war trotzdem klar, dass es eigentlich nicht so sein sollte. Es war nicht stimmig. Aber weniger aus sozialen Gründen, sondern weil ich es schön fand, wenn ich sah, wie Väter von Freundinnen mit ihren Töchtern umgingen und die Beziehung zu meinem Vater ganz anders war.

Eine intakte Triangulierung besteht aus weiblichen Elementen, aus männlichen Elementen und dem Kind und genau das fühlt sich für das Kind richtig an. Natürlich bedeutet das nicht im Umkehrschluss, dass jedes Kind, das nur bei einem Elternteil aufwächst, Entwicklungsmängel haben muss. Aber das Fehlen der Struktur, die archaisch für die optimale Entwicklung des Kindes ist, muss durch andere Elemente kompensiert werden.

Das innere Kind wünscht sich die Stabilität und das Gefühl, zu wissen, aus welchen beiden Teilen es hervorgegangen ist, wo seine Wurzeln sind. Es wünscht sich Sicherheit und Unbeschwertheit, damit es Probleme besser bewältigen kann. Es wünscht sich den stabilen Rahmen der gleich langen Dreieckseiten, der ihm ermöglicht es selbst sein zu dürfen, angenommen und wertgeschätzt zu werden als selbstbestimmtes Subjekt. Und es wünscht sich Unversehrtheit, die eine Selbstverständlichkeit sein sollte.

Wunsch versus Realität

Die westlichen Länder Europas preisen ihre Toleranz, ihr modernes Denken und ihre Offenheit allen Gesinnungen gegenüber, während die Osteuropäischen Staaten so viele Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs noch immer als zu oder zumindest als sehr konservativ gelten. Das Hochhalten ihrer Traditionen wird vom Westen teilweise belächelt, während politische Vertreter, die ihre kulturelle Lebensweise im Heimatland erhalten und schützen möchten, häufig als politisch zu weit rechts bezeichnet und in den Medien permanent kritisiert werden.

Aber sind es nicht gerade die Werte und Traditionen, die Feste, die Geschlechterrollen, der Halt in der Familie und das Gefühl der Zusammengehörigkeit, die Kindern ihre Wurzeln verleihen. Gerade der Zusammenhalt der Familie und eine Nulltoleranz beim Thema Gewalt gegen Kinder sind genau die Voraussetzungen, die eine glückliche Kindheit gewährleisten.

Wenn in einem Land, eine Präsidentin zurücktreten muss, weil sie einen Straftäter, der sich an Kindern vergangen hat, begnadigt, dann ist das kein Zeichen von altmodischen oder rechtsradikalen Ansichten, sondern ein Zeichen dafür, dass in diesem Land der Schutz der Kinder noch funktioniert. Das Volk in diesem Land ist laut den Begriffserklärungen in der Einleitung weder degeneriert noch dekadent, sondern es handelt, wie es der ureigenen Art von uns Menschen entspricht.

Wir haben in den mittel- und westeuropäischen Staaten zwar mehr Gesetze, Regeln, Verbote und Gebote als noch vor ein paar Jahrzehnten, sind aber dennoch unfähig, Frauen und Kinder zu schützen. Wir haben einen Rechtsstaat, der bei jedem Fall von Pädophilie, der nicht vertuscht werden konnte, den Täter schützt und Erklärungen findet, warum der arme Mensch so gehandelt hat: Ob das ein Richter ist, der seinen 8jährigen Sohn missbraucht hat, weil der gestresste Mann überlastet war, Kirchenvertreter – an diese Meldungen sind wir schon seit Jahrzehnten gewöhnt -, Schauspieler oder seit neuestem nun Asylwerber, die manchmal sogar in Gruppen Minderjährige missbrauchen. Aktuelle Zahlen aus Deutschland sprechen von zwei Gruppenvergewaltigungen pro Tag. Auch dafür hat man Verständnis, denn die Täter sind bedauerlicherweise traumatisiert von den Zuständen in ihrem Heimatland und finden bei den Frauen hier oft nicht das gewünschte Entgegenkommen, so Erklärungen, wie man sie den Medien entnehmen kann.

Und die Bevölkerung? Wir nehmen das alles einfach hin. Haben wir uns wirklich schon so sehr an diese Meldungen gewöhnt? Ist es die Einstellung „Ich kann ja eh nichts tun“ warum einfach nichts passiert, warum niemand klar und deutlich NEIN sagt?

Dieser Tage bin ich auf ein Meme gestoßen, das mich sehr bewegt hat. Darauf waren erboste Fans einer Fußballmannschaft zu sehen. Was darunter stand, wandle ich hier ein wenig ab, damit es inhaltlich besser zum Beitrag passt:
„Stell Dir nur einen Moment vor,
wie die Welt aussehen würde,
wenn Menschen genauso wütend über Pädophilie,
sexuelle Gewalt und milde Urteile wären,
wie sie es sind,
wenn ihre Lieblingsmannschaft verliert“

Ich stelle mir jeden Tag diese neue Welt vor, in der Kinder wieder Kinder sind, unbeschwert und sicher, in der sie sich so entwickeln, wie es gesund, normal und richtig ist, in der sie in einer Gesellschaft Halt haben, die sich dessen bewusst ist, dass es nichts Wichtigeres gibt als die Zukunft unserer Kinder.

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PNG – 024-DE-PC Wolfgang Müller CC BY-SA 4.0
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