Prof. Bernhard Heinzlmaier – „Generation Corona“

Gesellschaft

Bernhard Heinzlmaier lehrt Soziale Arbeit an der FH Joanneum in Graz und der FH Burgenland in Eisenstadt. Er ist Mitbegründer des Jugendkulturinstituts und seit 2003 Ehrenvorsitzender. Seine Hauptaufgabe ist die Leitung des Hamburger Marktforschungsunternehmens tfactory. Am 20. Dezember 2018 verlieh ihm Bundespräsident Van der Bellen den Professorentitel für seine Verdienste als Meinungs- und Nachwuchsforscher.

Heinzlmaier schreibt nicht gerne Bücher, doch sein wohl letztes Buch „Generation Corona – über das Erwachsenwerden in einer gespaltenen Gesellschaft“ ist eine hervorragende Lektüre über unsere heutige Jugend im 21. Jahrhundert und eine seit Monaten anhaltende Krise.

Auch nach dem Motto: Wer über die Jugend spricht, manipuliert bereits.

 

„Die Jugend“, die Probleme macht

Der ausschlaggebende Punkt für Heinzlmaier sind die empirischen Auswirkungen in der Psychologie. Im Zusammenhang mit Corona spricht man über „die Jugend“, die Probleme macht, was z. B. die Impfneigung betrifft. Was man ganz eindeutig sehen kann ist, dass es isolierbare Gruppen gibt, die Vorbehalte und Probleme mit der Impfung haben. Diese Problematiken könnte man untersuchen und lösen – aber man macht es nicht, weil man manche Dinge nicht mehr auszusprechen vermag. Jedenfalls spricht immer irgendetwas dagegen, um gewissen Themen einfach nicht anzusprechen. Es ist schwer, vernünftig vorzugehen, wenn man immer das Opfer des Intellekts bringen muss.

Seine Buchpräsentation hat Bernhard Heinzlmaier auf das Wichtigste zusammengefasst. Das erste Kapitel umfasst „das gefasste Erdulden des Unvermeidlichen“. Die über zwei Jahre dauernde Studie ergab, dass sowohl die Mittel- als auch die Unterschicht Meister in Erdulden geworden sind. Diese Menschengruppen lehnen sich nicht mehr auf und rebellieren auch nicht mehr.

 

Das vorherrschende Prinzip einer gewissen Altersgruppe

 Der Druck auf die Jugendlichen steigt, denn ein Mal wird es politisch, dann drei Jahre später wieder pragmatisch, aber in Wirklichkeit geht es darum, sich nicht aufzulehnen. In gewissen Altersgruppen ist das vorherrschende Prinzip der Wettbewerb zwischen Aufstieg und Anpassung. Dieses Prinzip gilt zunächst für Universitäten. Die Universität bietet einen Rahmen dafür, was gesagt werden darf, und was nicht. Vor allem in Bildungseinrichtungen wird den Menschen beigebracht, stillschweigend alles zu akzeptieren, was Dozenten und Mitarbeiter den Studierenden vorlegen. Dabei stellte Professor Heinzlmaier in seinen Vorlesungen im Hörsaal fest, dass es überhaupt keine Interaktion mehr gibt. Anregende und kritische Diskurse werden nicht mehr verfolgt. Man nimmt es hin, wickelt es ab, geht zu Prüfungen und damit ist der Fall erledigt.

 

Das Wesen wird dadurch völlig in den Hintergrund gedrängt.

Das nächste, was erwähnenswert ist, ist die Abkühlung der Leidenschaft. Bernhard Heinzlmaier berichtet, dass im Kapitalismus laut Karl Max alles, was Menschen tun, dem Austausch unterliegt. Doch am Ende des Tages wird alles mit allem vergleichbar, und das Wesen des Menschen wird dadurch völlig in den Hintergrund gedrängt. Im neoliberalen Kapitalismus überwiegt diese Tatsache und basiert auf denselben Prinzipien. Denn Kapital sucht nach Investitionen. Tatsächlich dient all dies der Kapitalvermehrung.

Deshalb kühlt die Leidenschaft ab – und sie wird auf sich selbst reduziert: Sie haben eine Leidenschaft für Erfolg und Geld, und dann sind Sie leidenschaftlich daran interessiert, Erfolg und Geld zu zeigen. Die Jugend ist abgeklärt, getrieben von Nützlichkeit, distanziert und geht stillschweigend durch die Coronazeit: Man will keine Schwierigkeiten mit Staat, Politik, Universität und Arbeitgeber. Gesellschaftlicher Kontext ist nicht mehr vorhanden und man lebt völlig ICH-bezogen.

 

 

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Generation Corona Wolfgang Müller CC BY SA 4.0