Solidarität am Prüfstand: Verarmt unsere Gesellschaft durch Reichtum?

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Politik

Veranstaltungsdaten

Datum
5. 10. 2017
Veranstalter
Idealism prevails
Ort
Forum Mozartplatz
Veranstaltungsart
Podiumsdiskussion
Teilnehmer
Daniela Holzinger-Vogtenhuber, Abgeordnete zum Nationalrat, Liste Pilz
Dr. Stephanie Krisper, Juristin, NEOS
Dr. Silke Ötsch, Finanz- und Wirtschaftssoziologin, Attac Deutschland
Ing. Robert Lugar, Abgeordneter zum Nationalrat, FPÖ
Mag. Markus Koza, gf. Vorsitzender der UG im ÖGB, Die Grünen
Kai Jan Krainer, Abgeordneter zum Nationalrat, SPÖ

Idealism prevails wagte sich am 8. Oktober 2017 an eines der vermutlich wichtigsten Themen, welches unsere Gesellschaft momentan betrifft, aber konsequent von Politik und Medien ausgespart wird und wenn thematisiert, dann nur in homöopathischen Dosen.

Es ist natürlich spekulativ und rein subjektiv betrachtet, aber es steht die Frage im Raum, warum über die berühmte „soziale Gerechtigkeit“ nur in abgedroschenen Phrasen zu Wahlkampfzeiten schwadroniert wird, aber die harten Fakten konsequent von großen Teilen der Politik und eben leider auch von den Medien ausgespart werden.

Laut einer aktuellen Berechnung der Nationalbank besitzt das reichste Prozent, also in etwa 85.000 Menschen, in etwa 45% des Gesamtvermögens in Österreich. Das ist ein winziger Teil der österreichischen Bevölkerung, der aber aufgrund seiner kapitalen Macht einen tiefen und gestaltenden Einfluss auf unser Land hat. Im Jahr 2010 ergab eine Berechnung, dass die reichsten zehn Prozent der Österreicher über 60 Prozent des Gesamtvermögens hält – dazu gehören auch die großen Zeitungsmacher und Verleger in unserem Land, die anhand ihrer medialen Macht die Themensetzung innerhalb der Bevölkerung dominieren.

Fast zwei Drittel der österreichischen Bevölkerung verfügt gerade einmal über 2,5 Prozent des Gesamtvermögens. Diesen Menschen wird es nie gelingen, über Erbschaft und vermutlich auch nicht durch harte Arbeit einen Wohlstand aufzubauen, der auch nur im Ansatz mit den oben erwähnten Parallelgesellschaften zu vergleichen ist. Und trotzdem ist in ihrem Bewusstsein zum Beispiel eine sehr negative Wahrnehmung gegenüber einen gerechten Erbschaftssteuer, die sich erst an Erbschaften von über einer Million Euro richtet, konditioniert. Auch hier steht dann wohl die Frage im Raum, wie sehr sich die Massenmedien ihrer wichtigen Aufgabe bewusst sind und ob diese nicht komplett gegenteilig verwendet und missbraucht würde. Immerhin schaffte man es zum Beispiel bei religiösen und kulturellen Themenfeldern sehr gut, die Bevölkerung zu mobilisieren – und, vorsichtig ausgedrückt, zu übersensibilisieren. Ein Verhüllungsverbot wird noch schnell vor dem Wahlkampf auf uns Österreicher losgelassen und auch dankbar von einem guten Teil der Bevölkerung angenommen.

Viel schwerwiegender als total verhüllte Körper und Gesichter wäre eigentlich der Umstand, dass in Österreich fast ein Fünftel unserer Mitmenschen direkt armutsgefährdet ist. Es leben 1,5 Millionen Menschen in täglicher Existenzangst mit einem ungewissen Blick in ihre Zukunft.

Es ist kein Trost, dass sich nun eine Regierung anbahnt, deren Parteien schon gekonnt im Wahlkampf, gespielt über die Bande, von diesen Themen ablenkten, die unsere Bevölkerung viel härter betreffen als zum Beispiel Migration und Islam. Eine freie und offene Gesellschaft wird auch dadurch ausgezeichnet, dass die in ihr lebenden Menschen gerechte und angemessene Möglichkeiten für Bildung und Gesundheitsvorsorge haben.

Gerechterweise muss man auch anmerken, dass selbst Parteien wie die SPÖ und „die Grünen“, die sich eher dem linken politischen Spektrum zuordnen, kaum mit der Frage nach sozialer Gerechtigkeit im Wahlkampf auf sich aufmerksam machen konnten oder vielleicht auch wollten. Am Beispiel der skandinavischen Länder würde sich aber zeigen, dass eine gerechtere Verteilung doch auch der Schlüssel für eine gebildete und offene Gesellschaft ist und bleibt.

Idealism prevails scheut sich nicht, sich an diese Tabuzone heran zu wagen und versucht, in einer freundlichen und verbundenen Diskussionsrunde, mit Menschen, die mit durchaus unterschiedlichen Standpunkten zusammengekommen waren, Möglichkeiten, Wege und Ideen für eine gerechtere Verteilung von Ressourcen und Vermögen zu ergründen.

Wenn man sich nämlich über Wissenschaft und Fakten an die momentane Situation heranwagt, dann wird schnell klar, dass die immer ungerechtere Vermögensverteilung, die immer größere Kluft zwischen Arm und Reich, auch mit dem Aufstieg der neuen reaktionären Parteien und Bewegungen einhergeht. Das Gefühl der Angst wird mit einem Ruf nach Sicherheit übertönt, und es wäre und ist wichtig, sich nicht in diesem lauten Geschrei zu verlieren, sondern ruhig, sachlich und vernunftbegabt nach Lösungen und neuen Wegen zu suchen:

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Titelbild-Solidarität am Prüfstand-Panel Titelbild-Solidarität am Prüfstand-Panel Idealism Prevails CC BY-SA 4.0
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