Sterben gehen müssen: Pflicht nur für Männer?

Gesellschaft
Die Wehrpflicht wird in vielen Staaten diskutiert. Was viele nicht wissen, ist, dass es dennoch in den meisten Staaten eine Pflicht nur für junge Männer gibt, im Kriegsfall ihr Leben zu opfern. Dieser geschlechtsspezifische Zwang zieht sich durch die gesamte Geschichte und wurde auch bis heute kaum in Frage gestellt.
Die Wehrpflicht galt anfangs nur für jene Männer, die einem Herrscher untertan und diesem verpflichtet waren. Wer Waffen trug, musste auch bereit sein, sein Leben zu opfern. Dafür aber kam nach und nach die Mitbestimmung. Diese Männer durften auch ihre Stimme erheben, das allgemeine Wahlrecht für Männer wurde allerdings erst kurz vor und nach dem ersten Weltkrieg in verschiedenen Staaten eingeführt und mit der Pflicht zum Wehrdienst verbunden. In England gab es sogar einen „Orden“ der Weißen Feder der dafür sorgte, dass junge Frauen jungen Männern, die sie auf der Straße trafen, während des ersten Weltkrieges eine weiße Feder zum Zeichen der Feigheit überreichten, um sie dazu zu drängen, doch in den Krieg zu ziehen. Emmeline Pankhurst und ihre Tochter, führende Feministinnen der damaligen Zeit, waren tonangebende Mitglieder dieses Ordens, der von Admiral Charles Cooper Penrose Fitzgerald mitgegründet wurde.
Als nach dem Krieg die Frauenbewegung das Wahlrecht für Frauen einforderte, war es genau diese (Wehr)Pflicht, die man nicht haben wollte und ausschloss. In der Schweiz wurde sogar noch bis 1990 darum gerungen. Erst als die Männer im letzten Kanton auch nachgaben und damit das Wahlrecht ohne Wehrpflicht für Frauen möglich machten, gab es diese Rosinenpickerei europaweit. In der Schweiz hat bis zum heutigen Tage jeder männliche Erwachsene eine Wehrpflichtersatzabgabe zu zahlen, wenn er „untauglich“ ist. Trotz dieser Tatsache wurde es als Diskriminierung dargestellt, dass die Schweiz so lange kein Wahlrecht für Frauen einführen wollte. Darüber gab es lange Zeit weltweite Empörung, der tatsächliche Grund wurde aber medial nur sehr selten dargestellt.
In den USA gibt es keine Wehrpflicht; allerdings gibt es den sogenannten „Selective draft„. Auch dieser gilt wieder nur für Männer und zwar ausnahmslos. Dabei wird erfasst, wer wehrfähig wäre, damit diese Männer im Falle eines Krieges eingezogen – und zum Sterben geschickt – werden können.
Es gibt allerdings auch fortschrittliche Länder wie Schweden, Norwegen und Israel, die die Wehrpflicht für beide Geschlechter gleichermaßen festgelegt hab
Deutschland geht einen besonders perfiden Weg. Es wurde festgelegt, dass die Wehrpflicht wieder eingeführt werden soll – allerdings in einer Lightform wie in den USA. Das heißt, Männer müssen sich registrieren lassen, Frauen können sich registrieren lassen. Das Grundgesetz sichert das rechtlich ab. Es fand zwar eine Diskussion darüber statt, ob auch Frauen verpflichtet werden sollten, jedoch wäre dazu eine Zwei-Drittel-Mehrheit im Bundestag notwendig gewesen, eine realpolitisch de facto unüberwindbare Hürde. Statt daher aufgrund der ständigen Forderung nach Gleichberechtigung diese durchzusetzen, will man nun wieder eine echte Wehrpflicht nur für Männer in Deutschland einführen. Damit genügend Kanonenfutter für die Verteidigung vorhanden ist.
Es gäbe noch viel zu sagen zum Thema „Männer sind nur eine gesellschaftlich jederzeit verfügbare, opferbare Ressource.“ Dieser Artikel soll sich aber auf den Aspekt des Kriegseinsatzes beschränken und darstellen, wie sehr hier eine einseitige Geschlechtertrennung noch immer Realität ist. In der Vergangenheit gab es Gründe für diese Haltung. So wurde befürchtet, wenn Frauen in Kriegen sterben, dass dann der Nachwuchs für das eigene Volk nicht mehr gesichert ist und es damit auch keinen ausreichenden Nachschub an künftigen Soldaten gibt. Es wird fallweise auch argumentiert, dass Frauen schon deswegen nicht eingezogen werden sollten, weil sie ja Kinder bekommen. 9 Monate Schwangerschaft würden daher das Äquivalent zur Wehrpflicht darstellen. Das ist jedoch Unsinn, denn eine Gebärpflicht gibt es nicht und natürlich auch keine Androhung einer Geldstrafe oder gar einer Gefängnisstrafe bei Nichterfüllung.
Heutzutage gibt es keinen Grund mehr für Kriege und je mehr unsere Töchter in dieses Zwangssystem einbezogen und an die Front geschickt werden, umso unwahrscheinlicher würden diese Kriege. Denn die Hemmung, Frauen aufgrund von notwendiger Verteidigung in den Krieg zu schicken, ist immer noch sehr stark vorhanden. Solange aber immer nur Männer gezwungen werden in die Schlacht zu ziehen, um zu morden und/oder um sich ermorden zu lassen, wird der Krieg ein letztes Mittel der Politik bleiben.
Denn Männer sind Material. Kriegsmaterial…

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