38 Stunden schuften? Blöd wäre ich!

Meinung

Dumm? Ich sicher nicht!

Diese rhetorische Frage stellt sich ein langjähriger Arbeitsloser, um sie im gleichen Atemzug auch selbst zu beantworten:

Sicher nicht!

Denn: Ginge er einer Arbeit nach, so die Meinung des Arbeitslosen, würde er nicht mehr verdienen, als wenn er stattdessen Sozialhilfe empfinge. Und wer ist denn bitte schon so „dämlich“? Wer gehe unter vergleichbar besseren Umständen tagtäglich in eine Firma, stehe früh auf, arbeite bis zum Abend und erledige zeitweise völlig gefrustet sämtliche aufgetragenen Arbeiten, wenn man dabei nicht einmal mehr dabei verdiene, als wenn man:

morgens lange schläft und das tut, was – zwar auf Kosten der Allgemeinheit, aber doch – einfach Freude und Spaß macht?

Jene, die arbeiten, sind zwar sozial und produktiv – in Anbetracht eines Sozialhilfe(„schlaraffen“)lebens wohl eher: „dumm“.

Wie geht so etwas überhaupt?

Wie kann es sein, dass ein Leben ohne Arbeit genauso viel Geld abwirft wie ein Leben mit Beschäftigung? – Dafür sind meines Erachtens genau zwei Faktoren verantwortlich:

  1. Der derzeitige Wirtschaftsprozess sorgt nur bedingt dafür, Arbeitslosigkeit zu vermeiden. – Im Gegenteil: Entledigt man sich sämtlichen Personals, erhöht sich dadurch der Gewinn – und es werden dabei sogar mehr Dividenden ausgeschüttet. Personalabbau stellt also den simpelsten Weg der Kostenreduktion für jedes Unternehmen dar. Und die in Arbeitslosigkeit geschickten Personen kosten kaum etwas – bis gar nichts. Der Arbeitssuchende wird schließlich dazu benötigt, den Konsum weiter anzukurbeln – dazu muss er nicht einmal beschäftigt sein. Jeder Euro, der in die Hände der Sozialhilfeempfangenden kommt, fließt so auch wieder in die Wirtschaft. Einfache Rechnung: Je mehr Geld man Beschäftigungslosen gibt, desto mehr Geld wird in den Wirtschaftskreislauf gepumpt. Wieso sollten reine Wirtschaftsbetriebe also großes Interesse dafür hegen, einen Arbeitslosen sofort wieder in den Arbeitskreislauf zurück zu bringen? Ein solcher konsumiert auch nicht viel weniger als ein tatsächlich Beschäftigter.
  2. Das Existenzminimum sichert nicht nur die Existenz, – es tut viel mehr: Es handelt sich hierbei mittlerweile um eine Art Grundeinkommen, das sämtliche Bedürfnisse abdeckt; und zwar nicht nur den Bedarf nach Nahrung und Behausung.. Ein AMS-„Stammkunde“ erhält – von steuerzahlenden Arbeitenden – alles erdenklich Nötige, was auch ein Mensch, der redlich arbeitet und selbst verdient, bekommt. Vergessen wir nicht all die Befreiungen und Zuschüsse wie die TV-Gebühr und das Internet. Dienen diese Posten etwa zur Existenzsicherung? Öffentliche Bibliotheken stellen sowieso gratis Internet zur Verfügung. Handytarife für Telefon und SMS gibt es monatlich bereits ab ein paar läppische Euro, aber keine Datentarife zum Surfen im WWW. Auch Chatten via WhatsApp, Facebook, Twitter, Youtube und Onlinespiele stellen – Hand auf’s Herz – keine elementaren Bedürfnisse zur Sicherung einer Existenz dar. Der Ausbau der öffentlichen Infrastruktur für die erfolgreiche Arbeitssuche ist sicherlich notwendig. Auch Hilfestellungen für Bewerbungen und professionelle Anwendungen im Online-Selfservice am Arbeitsamt selbst. Nicht aber die weitere Finanzierung von eigentlich privaten Freizeitaktivitäten, nur um vielleicht Internet-Firmen in den USA mit mehr Umsatz zu bereichern ..

Allein diese beiden Punkte führen dazu, dass ein Leben als „Sozialschmarotzer“ möglich und lukrativ gemacht wird. Und ich habe mir genau zwei Gegenmaßnahmen überlegt, um für mehr Fairness für alle zu sorgen:

  • Zum Einen muss die sogenannte Freisetzung von Beschäftigten für das Unternehmen zum Kostenfaktor werden: Die Firmen sollten verpflichtet werden, einen Teil der Arbeitslosenzahlung übernehmen zu müssen – und zwar sollte dieser Teil je nach Größe der Firma steigen. Die Wirtschaft könnte endlich Interesse dafür entwickeln, Menschen wieder zu beschäftigen. Unter diesen neuen Umständen würden diese deutlich mehr Geld ausgeben und viel weniger Kosten für die Firmen verursachen.
  • Zum Anderen sollte eine Vollversorgung für Menschen unter 30 einfach nicht mehr existieren. Vielmehr sollte man dafür sorgen, dass diese in den Arbeitsprozess (wieder) integriert werden und sie dadurch auch einen natürlichen Willen zur Arbeit entwickeln. Vermisst man nämlich etwas im Leben, steigt bekanntlich der Wille, sich diesen Wunsch auch erfüllen zu können – also eben etwas dafür zu tun. Die Versorgung sollte im Verhältnis zur Arbeitsplatzsituation ablaufen – Beispiel: Für einen 49+ Arbeitssuchenden sieht die Arbeitsfindung schlecht aus; bei einem über 50-Jährigen verschlimmert sich die Situation um einiges mehr – und da tritt die Grundsicherung zwangsläufig in Kraft. Um diesen Menschen ein geregeltes Leben möglich zu machen. Wird ein Mensch nämlich ab einem gewissen Alter arbeitslos und deshalb auch nicht mehr vermittelbar, so wäre ein Entgegenkommen mittels einer Art Frühpension günstig; schließlich hatte es der Staat in derartigen Fällen verabsäumt, Arbeit auf gerechte Art und Weise aufzuteilen. Dadurch entstünde übrigens noch ein weiterer Vorteil: Die Garantie nämlich, dass alle Anstrengungen darauf fokussiert würden, die Belastung des öffentlichen Haushalts durch Neubeschäftigung dieser Menschen zu verringern. – Doch wie sieht es bei Adoleszenten aus? Die lässt man volle Wucht in Untätigkeit versinken, wenn man ihnen nämlich keine Anreize bietet. Will man so wie in Deutschland HARZ-IV-Familien heranzüchten, in denen bereits die Eltern als Vorbild für ihre Kinder von der Sozialhilfe leben und diesen „Berufswunsch“ dem Nachwuchs „vererben“?

Und was passiert bei uns in Österreich: In jeder Diskussion über die Sozialabsicherung wird sofort eingewendet, dass eine Kürzung nicht machbar sei, weil ein Existenzminimum eben auch für seinen Namen stehe. Seltsamerweise ist es aber möglich, bei Menschen, die für ihre Kinder arbeiten und Unterhalt zahlen, um bis zu 25% unter das Existenzminimum gekürzt zu werden – und davon sollten und könnten sie trotzdem leben. Warum gilt denn dasselbe Prinzip nicht auch bei Menschen, die sagen:

Für gleich viel Geld wie ich vom Staat ohne schuften erhalte, geh ich in keine Firma arbeiten!

Vielleicht würde genau diese 25% Kürzung bei jenen, die noch keine Arbeit haben, aber auch noch nicht zu alt und durchaus vermittelbar sind, gemeinsam mit einem Anreiz für Firmen, Menschen woanders unterzubringen, um Kosten zu reduzieren – anstelle sie für mehr Profit rauszuschmeißen -, ausreichen, um die Zahl der Arbeitslosigkeit drastisch zu senken? Eine Maßnahme zu entwickeln aufgrund einer Bewertung der Aktivität eines Menschen und dadurch Arbeitslosengelder zu streichen, ist meiner Meinung nach: untauglich. Damit trifft man nämlich genau jene, die schon älter sind und eher Schwierigkeiten haben, einen Job zu finden – selbst wenn sich diese mit allen Kräften darum bemühen. Ein AMS-Betreuender sieht die Lage aber anders ..

Willkür hat aber auch in einem Sozialsystem nichts zu suchen.

Wir brauchen Fairness in der Gesellschaft! Sowohl für jene, die arbeiten, als auch für jene, die Arbeit suchen. Wer Arbeit will, soll sie auch bekommen. Arbeitslos sein zu müssen, scheint ein unglaublich deprimierendes Los und sollte um jeden Preis vermieden werden. Und wer nicht arbeiten will, der hat auch nicht mehr davon zu profitieren, als er tatsächlich zum Überleben, zur Existenz braucht. Um sich wieder um Arbeit zu bemühen, um sich genau das leisten zu können, wonach er strebt und um es sich auch bitte:

redlich selbst zu verdienen.

Diskussion (9 Kommentare)

  1. „Seltsamerweise ist es aber möglich, bei Menschen, die für ihre Kinder arbeiten und Unterhalt zahlen, um bis zu 25% unter das Existenzminimum gekürzt zu werden – und davon sollten und könnten sie trotzdem leben.“

    Hab mir den link angeschaut -> Das steht dort:

    „Die folgende Berechnung dient zu Ihrer Orientierung. Wir können für die Richtigkeit keine Gewähr übernehmen. Bitte beachten Sie, dass Sie daraus keine Ansprüche ableiten können, die Berechnung basiert auf den Richtwerten von 2015“

    Auch wenn ich den Existenzminimumbetrag, der Existenzminimum Grundbetrag ist 2016: 882,78 Euro im Monat von 2016, in den kurz darunter angeführten Rechner (link) eingebe komme ich nicht ansatzweise auf einen Betrag der „Existenzminimum -25%“ darstellt.

    Also nicht nur das der Informationsbereitsteller schon darauf hinweist das es keine Gewähr für Richtigkeit gibt, auch der Rechner bestätigt die Aussage einer Pfändung von -25% unter das Existenzminimum nicht.

    1. Doch diese Reduktion ist gegeben. Aus dem Link „Eine Ausnahme bilden die Väter: Unterhaltsforderungen gegen Väter sind auch zulässig, wenn deren Existenzminimum um 25% unterschritten wird “
      Ich weiß dass niemand das so richtig glauben will. Aber der Hintergrund ist der, dass man dadurch „säumige“ Väter (warum immer der Vater der allein Unterhaltspflichtige sein soll, weis auch niemand) angespannt werden sollen, diesen zu leisten.
      https://www.help.gv.at/Portal.Node/hlpd/public/content/49/Seite.490530.html
      „Eine gesetzliche Belastungsgrenze für den unterhaltspflichtigen Elternteil gibt es nicht, in Einzelfällen ist es sogar möglich, dass das (pfändungsfreie) Existenzminimum unterschritten wird.“

      Es wäre schön wenn Leute die etwas nicht für möglich halten, nicht nur die eine angegebene Quelle nachrechechieren, sondern sich dazu etwas umfangreicher informieren würden. Dann wäre die Not vieler Menschen auch nicht so groß, weil diese in dieser Menge gar nicht existieren würde. Die informierten Menschen würden solche Politkmachenden nicht mehr wählen, die solche Gesetze machen wollen und die Bevölkerung bewusst spalten, damit sie ihr poltisches Kleingeld erwerben können.

  2. Bin überrascht, dass ein gescheiter und belesener Kerl wie Du auf den modernen Zug aufspringt, die Ärmsten gegen die noch Ärmeren (sprich Mindestlohnbezieher gegen Mindenstsicherungsbezieher) gegeneinander auszuspielen. Wenn ich Dich richtig verstehe, findest Du die Mindestsicherung noch zu hoch, weil sich deren Bezieher immer noch beispielsweise ein Handy leisten können. Da Handykonzern jedoch hier keine Steuern zahlt, ist der Mindestsicherungsbezieher volkswirtschaftlich schädlich. Ich muss schmunzeln. :-)) Wäre es nicht naheliegender, den erstmal den Konzern zu belangen?

    Mal abgesehen davon, dass ich meine, Internetanschluss und ähnliche Dinge sollten jedem zugänglich sein, gehts hier volkswirtschaftlich um absolute Peanuts und wäre der Diskussion nicht wert. In Wahrheit gehts wie immer viel mehr um eine Neiddebatte. Wer nix leistet, soll nichts bekommen.

    Lustigerweise gilt dieses Argument nicht bei Vermögens und Erbschaftssteuern. Der Erber leistet null, bekommt teils riesiges Vermögen für null und muss der Volkswirtschaft dafür null bezahlen. Und zwar völlig egal ob es ich um ein paar Tausend Euro oder ein Millionenvermögen handelt.

    Das Durchschnittsvermögen der erwachsenen Österreicher liegt bei fast 200.000 Euro!!! pro Kopf. Klar fallen da auch ein paar Mateschitz rein, nur so viele Supereiche haben wir nicht, als das diese dies Statistik so verfälschen würden. Will sagen, die Mittelschicjht in Ö ist reicher als immer gerne populistisch behauptet wird. Dennoch werden viele Förderungen wie zb das Kindergeld, im Gießkannenprinzip verteilt.

    Wieviel Geld wird der Volkswirtschaft entzogen, weil hunderte Milliarden auf Sparbüchern sinnlos rumliegen. Die müssen nicht mal offshore geparkt werden. Auch wenn das Geld in Ö brach liegt, schadet es des dem Gemeinwohl. Denn 25% Kest von nicht vorhandene Zinsen, sind immer noch wenig von nichts.

    DAS sind die wahren Probleme für die Gesellschaft, die wirklich großen Summen die dem Gemeinwohl entzogen werden. Ob jedoch ein Mindestsicherungsbezieher vielleicht 50 Euro zu viel bekommt, ist eine reine Neiddiskussion, die von der oberen Mittelschicht angezettelt wird, um von ihren eigenen „Privilegien“ abzulenken. Die Wahrheit ist nämlich, die Schulden von Bund, Land und Gemeinden steigen, der Reichtum des Durchschnittsösterreichers (zb mit Immobilienbesitz, und damit meine nicht nur die wenigen Mateschitze) wird jedoch zeitgleich immer größer. Auch wenn immer das Gegenteil behauptet wird. Dennoch diskutieren wir immer wieder über die angeblichen Priviliegien der einzige Gruppe, die nachweislich nichts hat. Nämlich die Mindestsicherungsbezieher. Eine völlige Themenverfehlung, den die 900 oder 1000 Euro sind ein volkswirtschaftlicher Durchlaufposten und kosten defacto nichts.

    lg
    Christoph

    1. Leider hast du nicht auch gelesen, dass ich die Unternehmen genauso in die Pflicht nehmen will und das die Reduktion der Mindestsicherung in abgestufter Weise nach Alter gemacht werden sollte. Damit junge Menschen schnell wieder zu einer Beschäftigung finden und ältere Arbeitslose in der sinnvollen Art voll versorgt werden, da diese kaum mehr vermittelbar sind. Da kann auch keine Maßnahme etwas daran ändern. Würde man die Beschäftigung älterer Menschen teurer machen, würden noch mehr vor dem Alter wo dieser Schutz greifen würde, freigesetzt. Werden sie aber voll versorgt und muss das Unternehmen einen Teil dieser Kosten für eine Zeitlang tragen, dann findet auch bei älteren Arbeitnehmenden ein Umdenken in den Chefetagen statt.
      Das einzige was also Firmen daran hindern kann, dass zu tun, ist ihnen einen Teil der Kosten für die Arbeitslosikgeit von Menschen zu übertragen. Diesen Aspekt des Artikels den ich nicht umsonst an erste Stelle gestellt habe, hast du ignoriert. Warum?

      1. Nein lieber Gerhard, das habe ich schon gelesen. Unternehmen zu belangen ist bei Dir eine „Auch-Maßnahme“ . In viele Punkten stimme ich auch sonst mit Dir überein, nur … die brauchen wir ja nicht diskutieren. 🙂 Wo wir nicht übereinstimmen: Deine Kernaussage ist, wer nicht hackelt, soll nur noch soviel bekommen um nicht zu verhungern. Ich aber sage, er soll soviel bekommen, um MENSCHENWÜRDIG leben zu können. Da gehört ein Smartphone mit Internetverbindung schon dazu.

        Um noch zu untermauern, dass die Österreicher immer reicher werden: 60% aller Ö sind Immobilienbesitzer, am Land noch viel mehr…. Man schaue sich nun die Entwicklung der Immopreise in den letzten 5-10 Jahren an. Die Schere geht deshalb auseinander, weil Dynastien über Jahrhunderte weitervererben ohne auch nur irgendetwas fürs Gemeinwohl zu tun. Das geht alles am Fiskus vorbei. Wenn sie etwas geben, dann nur auf freiwilliger Basis mittels Charity oder dergl, um in den Seitenblicken zu stehen… Und wir reden über eine Kürzung der Mindestsicherung…..

        1. Lieber Christoph!
          Nein meine Kernaussage ist wer keine Arbeit hat, soll sich darum bemühen müssen und wenn sie/er das tut soll auch schnell eine gefunden werden können. Ein Mensch der noch jung genug ist, soll nicht „menschenwürdig“ leben können auf Dauer auf Kosten der Allgemeinheit, sondern soll so schnell wie möglich in den Arbeitsprozess rein oder zurück.,
          Du siehst wie viele, Arbeitslosigkeit als einen Zustand, ich aber nur als eine Phase. Arbeitslosigkeit ist kein Schicksal, wie Berufsunfähigkeit, sondern muss überwunden werden. Deswegen die Abstufung der Mindestsicherung, damit der Wille diesen Zustand schnell wieder zu ändern, bei jedem geweckt wird, bei dem er sonst nicht vorhanden wäre. Und gleichzeitig müssen die Wirtschaftbetriebe dazu gebracht werden, mitzuhelfen diesen Zustand schnell zu beenden.
          Es ist nur ein Aspekt von sehr vielen den ich hier aufgezeigt habe und ich habe vor noch viele andere darzustellen. In diesem Fall ging es mir um das Zusammenspiel zwischen Wirtschaftsystem und Sozialsystem, dass besser geordnet werden müsste, damit unnötige Arbeitslosigkeit eingedämmt werden kann. Die Freisetzung von Arbeitskräften ist ein Bestandteil jeder funktionierenden Wirtschaft, weil sonst lauter kranke Betriebe entstehen. Aber die Wiederaufnahme dieser Menschen in den Arbeitsprozess ist ein ebenso wichtiger Bestandteil und wird derzeit sträflich vernachlässigt.

          1. Tut mir leid, ich sehe das ganz anders. 400.000 Arbeitslose stehen 40.000 offenen Stellen gegenüber. Dazu kommen noch viele Menschen die auf Jobsuche sind, obwohl sie nicht beim AMS gemeldet – und daher auch nicht in der Statistik erfasst- sind. Man kann über einzelne Zahlen streiten, man braucht jedoch kein Mathematiker zu sein um zu erkennen, daß sich das hinten und vorne nicht ausgehen kann.
            Es stimmt schlichtweg nicht, daß jeder der will auch arbeit findet. Das is eine mathematische Unmöglichkeit.
            Wo wir uns einig sind: Die Differenz zwischen Mindestsicherung und Mindestlohn muss größer werden. Du willst die einen kürzen, ich will den Lohn der Arbeitenden erhöhen. Die Gesellschaft wäre reich genug hierfür.
            Das ist übrigens mein Hauptargument für das bedingungslose Grundeinkommen. Mit dessen Einführung wären Unternehmen gezwungen, menschenunwürdige Löhne zu bezahlen um Arbeitskräfte zu finden. Das trifft dann nicht so sehr die KMU`s , denn die zahlen auch jetzt schon besser als Konzerne. Mindestlöhne sind vor allem im Dunstkreis der Konzerne anzutreffen. Callcenter, Macjobs, Bewachungsgewerbe usw… Ausgerechnet jene Betriebe also, die ohnehin schon Meister im Finden von Steuervermeidungsstrategien sind, verarschen die Leute auch noch mit Hungerlöhnen.

            Abschließend noch eine philosophische Frage. Wer sagt, daß Arbeit der Hauptsinn des Lebens ist? So wird es allerorts dargestellt.
            Unsere Zivilisation wäre, nicht zuletzt dank des technisches Fortschritts, reich genug, um die meisten Menschen nicht mehr arbeiten gehen lassen zu müssen. Es wäre schlichtweg nicht nötig. Die Menschen sollen mit dieser Fleißdoktrin klein und dumm gehalten werden. Durch Schüren von Neid funktioniert das auch wunderbar. Der angeblich brave, fleissige, kleine Mann wird auf den in der Hierarchie noch weiter unten stehenden Arbeitslosen gehetzt.
            Kann jedem nur ein schon älteres Interview mit DM Gründer Werner nahelegen.
            http://www.spiegel.de/wirtschaft/dm-chef-werner-zum-grundeinkommen-wir-wuerden-gewaltig-reicher-werden-a-386396.html

  3. Angesichts einer europaweit recht niedrigen Nettoersatzrate von 55% sowie einer zusätzlichen „Deckelung“ der Notstandshilfe auf rund 900 Euro sowie Anrechnung des Partnereinkommens ein ziemlich dummer Artikel. Außerdem werden Arbeitslose permanent mit dem Entzug der Existenzgrundlage durch Bezugssperren – die in Österreich im Gegensatz zu Hartz IV immer 100% sind! – bedroht. Es ist eine glatte Lüge zu behaupten, fürs Arbeiten gehen würde man nicht mehr bekommen als fürs „Nixtun“. Das Problem ist, dass es immer mehr Teilzeitjobs gibt (dzt. Teilzeitquote ca. 40% !!! auch eine der höchsten in der EU), bei denen das dann stimmt (warum es auch bei der Minisicherung so viele „Aufstocker“ gibt. Hinzu kommt der Stress durch das AMS, Arbeitslose befinden sich statistisch gesehen zu 25% in teuren aber oft sinnlosen AMS-Kursen!
    Natürlich sind wir auch für ein bedingungsloses Grundeinkommen, damit alle Menschen an der Produktivität der Maschinen und sonstigen automatischen/abbezahlten Ressourcen Anteil haben. Doch dieses wird nicht von alleine kommen und keinesfalls einfach so vom Himmel herab regnen …

    1. „Außerdem werden Arbeitslose permanent mit dem Entzug der Existenzgrundlage durch Bezugssperren – die in Österreich im Gegensatz zu Hartz IV immer 100% sind! – bedroht.“ Das war im Artikel ganz klar angeführt, dass genau das eine Sauerei ist und sofort beendet werden muss.
      „Eine Maßnahme zu entwickeln aufgrund einer Bewertung der Aktivität eines Menschen und dadurch Arbeitslosengelder zu streichen, ist meiner Meinung nach: untauglich.“ und war in einer vorherigen Fassung so geschrieben: „Die untaugliche Maßnahme aber aufgrund einer Bewertung der Aktivität eines Menschen die Arbeitslosengelder zu streichen, ist das Einzige was gestrichen werden muss.“
      Das nächste was ich angeführt habe, war das ein Arbeitsloser so schnell wie möglich wieder in den Arbeitsprozess zurück soll. Daher ist das Verbringen von Lebensstunden in Kursen die nicht freiwillig gewählt werden, etwas was ich strikt ablehne. Eine derartige Vergeudung der Zeit von Menschen die dieses Schicksal oft nicht mal selbst gewählt haben (gekündigt wurden), ist eine pure Frechheit des Staates.

      Für ein bedingungsloses Grundeinkommen bin ich nicht, weil garantiert am Ende nichts anderes steht wie das HarzIV in Deutschland. Eine Grundversorgung durch den Staat, damit diese Menschen der Wirtschaft nicht mehr zur Last fallen. Menschen dies sich in dieses Schicksal fügen keine Arbeit mehr zu haben und deren Kinder bereits damit aufwachsen, dass Mami und Papi vom Staat versorgt werden.
      Dagegen möchte ich dass die Betriebe und Unternehmen, einen Teil der Kosten für die Bezahlung der Mindestsicherung ebenfalls übernehmen. Damit sie sich nicht einfach aus der Verantwortung stehlen können. Wer Menschen wie es so beschönigend heißt „freisetzt“ soll gefälligst dafür eine Zeitlang die Kosten mittragen müssen. Dies damit nicht der Rauswurf von Menschen als Kostenreduktionsfaktor verwendet werden kann in Unternehmen. Jetzt brüsten sich viele CEOs in Konzernen mit Personalabbau von tausenden Mitarbeitenden und dann mit Millardengewinnen die sie freudig bekanntgeben. Dann wäre das nicht mehr möglich, weil die Kosten auch nach der Kündigung für eine längere Zeit von der Firma getragen werden müsste. Was mit Sicherheit dann auch die Überlegungen Abteilungen zu schließen und Leute „freizusetzen“ nur mehr als Notmaßnahme für diees Managenden erscheinen liese.