Anderen zu helfen, ist eine Tugend

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Gesellschaft

Indiens Kultur gehört zu den ältesten der Welt. Ihre Wurzeln reichen bis in das Jahr 4500 v. Chr. zurück. Viele Quellen beschreiben sie als „SaPrathama Sanskrati Vishvavara“ – die erste und höchste Kultur der Welt. In den letzten Jahren ist sie noch vielfältiger und einzigartiger geworden. Viele Elemente der verschiedenen Kulturen Indiens, wie die indischen Religionen, die indische Philosophie und die indische Küche, haben einen tiefen Einfluss auf die Welt.

Nächstenliebe und Wohltätigkeit gehören seit jeher zum Leitgedanken der indischen Traditionen. Seit der Antike tragen Privatpersonen und religiöse Einrichtungen zum Wohle der Armen bei. Almosen zu spenden, Essen anzubieten und Zakat zu offerieren und die muslimische Tradition des Gebens sind nur einige der Arten der Nächstenliebe, die auf der Basis des religiösen Glauben Indiens entstanden sind.

Die Menschen in Indien folgen seit Jahrtausenden dem Prinzip des „Paropkar param dharma“ – uneigennütziges Dienen als größte Glaubensrichtung. Es gab im Laufe der Zeit zahlreiche Beispiele für das selbstlose Dienen, für die Nächstenliebe und die Wohltätigkeit auf dem gesamten indischen Subkontinent.

Anderen zu helfen ist eine Tugend, die im Laufe der letzten Jahrhunderte in unsere Entwicklung eingeflossen ist. Einen Hungernden mit Essen zu versorgen, gilt als die heiligste aller Taten bei den Indern.

Jamnagar ist eine Stadt an der Westküste Indiens im Bundesstaat Gujarat in der Region Saurashtra im gleichnamigen Distrikt an der Südküste des Golfs von Kutch mit rund 2,16 Millionen Einwohnern. Sie wurde um 3700 v. Chr. als eine Siedlung der Industal-Zivilisation gegründet, eine der ältesten und fortschrittlichsten Zivilisationen überhaupt. Die Mehrheit der Bevölkerung lebt hier in Dörfern. Ihre Hauptbeschäftigung liegt in der Landwirtschaft und Fischerei, da dieser Bezirk über eine lange Küstenlinie verfügt.

Mit ihrem Sitz in der Stadt Jamnagar ist der Vimochan Shree Gangamata Charitable Trust eine gemeinnützige Organisation, die seit 56 Jahren den Armen und Bedürftigen hilft durch Spenden von Nahrung, die Vermittlung von Unterkünften, finanzielle Hilfe, die Bereitstellung von Medikamenten und das Angebot kostenloser Workshops für die Ausbildung von Menschen in verschiedenen Bereichen. Als die Organisation 1962 gegründet wurde, begann sie im ersten Jahr ihres Bestehens damit, einer kleinen Anzahl armer Menschen Tiffins (eine Art Mahlzeit, die sich auf das Mittagessen oder, im südindischen Sprachgebrauch, auf ein leichtes Frühstück bezieht) zu spendieren; dabei ging man noch von Haus zu Haus. Nach einiger Zeit wurde die Operation der Organisation in einen Saal verlegt, der ihnen vom G.G. Hospital zur Verfügung gestellt wurde. Im Laufe der Jahre hat sich der Verein in der Nähe des G.G.-Krankenhauses etabliert.

Helping Others is a Virtue-

Dieser Verein wurde 1962 von dem Sohn eines Bauern namens Shree Lavjibhai Kababhai Patel gegründet, der in der Nähe des Bezirks Jamnagar in einem kleinen Dorf namens Khimrana lebte.

Der verstorbene Shree Lavjibhai war ein sehr großherziger Mensch. Er war tief berührt, als er sah, wie arme Menschen nachts ohne Nahrung schlafen mussten, und beschloss, etwas für diese hilfsbedürftigen Menschen zu tun; somit gründete er diesen Verein und spendete die Hälfte seines Reichtums zum Wohle der Menschheit.

Der verstorbene Shree Lavjibhai hatte mit dieser guten Tat aber den Beistand von drei weiteren großen Persönlichkeiten: Dr. Swami Maha Chaitaniya Nishtak, Jivrajbhai Devjibhai Kakadiya und Devjibhai Thakkar Singhbhai Kakadiya (ebenso bereits verstorben). Sie alle investierten jeweils 3.000 Rs. bei der Gründung dieser Stiftung; die Position des Marketingdirektors der Stiftung wurde damals an Shree Lavjibhai Patel übergeben.

Um die Verteilung der Nahrungsmittel zu vereinfachen und weil der Verein so erfolgreich bei der Nahrungsmittelvergabe an Bedürftige war, beschloss Shree Lavjibhai, alle seine Geschäftsaktivitäten einzustellen und schließlich sein gesamtes Geld an den Verein zu spenden.

Am 6. Mai 2009 verstarb er, und seine Seele stieg in den Himmel empor. Nichtsdestotrotz ist sein Segen innerhalb des Vereins noch immer zu spüren – und durch seine Gnade setzt der Verein seine Tätigkeiten fort.

Jeden Tag versorgt der Verein mindestens 1.000 Bedürftige mit Lebensmitteln. Sie bekommen täglich zwei Mahlzeiten. Auch die Patienten, die in das G.G.-Krankenhaus aufgenommen werden, sowie deren Angehörige und auch die Armen in Jamnagar werden kostenlos verpflegt. Man zieht von Haus zu Haus und bietet Tiffins für Behinderte, Blinde und Witwen an. Die Tiffins werden mittels batteriebetriebener Rikschas geliefert, 365 Tage im Jahr, ohne Unterbrechung.

Die Arbeit im aktuellen Bildungsbereich setzt sich zusammen aus:

  • Kosmetikkurse für Frauen
  • Bildung für arme Kinder
  • Computerunterricht (die Mindestgebühr wird kostenlos erteilt)
  • Nähmaschinenkurse für Frauen und Mädchen

Der Unterricht für die Kinder ist seit drei Jahren kostenlos. Die Schüler erhalten Bücher, Leitfäden und Lernmaterialien aller Art, ohne dafür bezahlen zu müssen. Diese Einrichtung steht nur Kindern zur Verfügung, die arm sind und kein Geld für das Studium aufbringen können. Die Stiftung leistet auch finanzielle Hilfe für arme Mädchen, die sich verheiraten.

Die Stiftung betreibt auch eine Allgemeinpraxis, in der ein versierter Arzt alle Arten von Patientenanliegen behandelt und die Patienten auch berät. Von Zeit zu Zeit werden sogar Blutspende-Camps organisiert. Der Verein stellte weiters dem G.G. Hospital zwei Rollstühle für jeden Patienten zur Verfügung. Alle diese Dienstleistungen werden kostenlos angeboten.

Die Stiftung stellte nach dem Erdbeben 2001 in Gujarat Nahrungsmittel und Medikamente bereit. Darüber hinaus betreibt sie zwei kostenfreie Ambulanzdienste für bedürftige Patienten. In der Entbindungsstation des G.G.-Krankenhauses werden täglich schwangere Frauen mit heißem und süßem „Shira“ versorgt, einem Pudding aus reinem Ghee (indischem Butterschmalz), und in der Kinderstation werden gelegentlich Früchte und Decken gespendet.

Der Verein ist komplett auf die Spenden von Menschen angewiesen. Einige Personen unterstützen die Organisation auf unterschiedlichste Weise, z.B. durch die Spende von Getreide, Reis und Hülsenfrüchten und durch finanzielle Hilfe. Diese Art von gemeinnützigen Stiftungen sind im gesamten Land verbreitet, um Bedürftigen zu helfen und die 1.000 Jahre alte indische Kultur und Tradition des „Paropkar param dharma“ zu würdigen.

Übersetzung Englisch-Deutsch: Anna Dichen

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Helping Others is a Virtue- Helping Others is a Virtue- Idealism Prevails CC BY-SA 4.0