Der Tag, als meine Frau mich mit ihr alleine ließ

Der Tag, als meine Frau mich mit ihr alleine ließ
Lebenswelten

Ich hatte ein Stadium erreicht, in dem mein Verstand völlig von ihr eingenommen war. Schließlich entschied ich, sie zu heiraten. Aber wie könnte das möglich werden? Würde sie mich akzeptieren? Wäre sie vorbereitet, den Mann ihrer eigenen Schwester zu heiraten?

(aus: Als sie bei uns einzog)

Eines Tages musste meine Frau am frühen Morgen zur Bushaltestelle gehen, um eine Sendung mit Gemüse und einigen anderen Dinge abzuholen, die ihre Familie uns geschickt hatte. Ich konnte es an diesem Tag nicht selbst erledigen, weil ich zum College musste. So bekam ich endlich eine Gelegenheit, der Schwester meiner Frau zu sagen, welche Gefühle ich ihr gegenüber empfand; es fühlte sich an, als habe Ashmita uns mit Absicht zu Hause alleine gelassen, so dass ich etwas Zeit mit ihrer Schwester Aashika verbringen konnte. Ich hatte lange auf eine solche Gelegenheit gewartet, und an diesem Tag war sie nun endlich gekommen.

An diesem Morgen bereitete Aashika das Frühstück für uns in der Küche zu, und während ich ihr dabei zusah, wusste ich, dass ich diese goldene Gelegenheit nutzen musste, um ihr meine Gefühle zu gestehen. Doch als ich ihr sagte, was ich fühlte, wurde sie sehr ungehalten und meinte, das sei ganz und gar unmöglich. Daraufhin war mein Herz voller Angst, sie könne meiner Frau, ihrer Schwester, davon erzählen.

Nach zweieinhalb Stunden kam Ashmita zurück nach Hause. Ich saß einfach nur in unserem Schlafzimmer, während mir der Schweiß übers Gesicht lief. Aber es war völlig still. Ashmita kam ins Zimmer, zog sich um und ging wieder in die Küche. Ich war nun sicher, dass Aashika ihr nichts darüber erzählt hatte, was zwischen uns geschehen war, und das machte mich sehr glücklich.

Danach versuchte ich noch viele Male mein Bestes, um Aashika zu überzeugen, doch sie war nicht dazu bereit, meine Frau zu werden. Sie sagte stets, es sei unmöglich. Wann immer sich die Gelegenheit ergab, versuchte ich mein Glück, doch alles war umsonst. Mir wurde klar, dass meine Bemühungen nicht erfolgreich sein würden, und so begann ich, über alternative Ideen und Pläne nachzudenken, wie ich sie doch noch für mich gewinnen könnte.

Bis zu diesem Tag hatte ich absolut niemandem davon erzählt, wie sehr ich mich zu ihr hingezogen fühlte. Doch eines Tages beschloss ich, Hilfe zu suchen, und meine Wahl fiel auf Timki Dai, der Reinigungskraft im White Himalayan College war. Timki ist sein Name, und „Dai“ bezeichnet in Nepal einen älteren Bruder. Er war ein Einheimischer und gehörte zu einer der untersten Kasten, doch hatte er ein großes Herz und eine große Familie. Er lebte in der Nähe unserer Wohnung und erledigte manchmal kleinere Dienste für uns.

Eines Tages also entschloss ich mich, ihm von meinem Problem zu erzählen und besuchte ihn zu Hause. Ich berichtete ihm alles über meine Gefühle für meine Sali (meine Schwägerin), dass ich sie um jeden Preis wollte und ohne Erfolg schon alles in meiner Macht Stehende versucht hatte, um sie zu überzeugen. Ich bat ihn um seine Hilfe und erzählte ihm, dass ich „Tuna-Muna“ anwenden wollte, um zu bewirken, dass sie sich in mich verliebte. Tuna-Muna ist eine spirituelle Kraft, von der es in Nepal seit alter Zeit heißt, man könne ein Mädchen damit in sich verliebt machen, wenn sie sonst nicht dazu bereit sei. Er antwortete, er kenne einen Jhākri, der spirituelle Kräfte habe, und erzählte, er habe schon viele Liebesgeschichten von Paaren erlebt, die anfangs nur eine einseitige Attraktion waren. Er versprach, mich zu diesem Mann zu bringen.

Eines Tages am frühen Samstagmorgen kaufte ich also zusammen mit Timki Dai einen Keks und ging zum Jhākri. Ein Jhākri ist in Nepal ein traditioneller Heiler, der Hilfesuchende mit spirituellen Kräften unterstützt, und diesem Mann erzählte ich, dass ich mich in ein Mädchen verliebt habe, das mich aber nicht wolle. Ich bat ihn darum, seine spirituellen Kräfte zu nutzen, um sie von mir zu überzeugen. Der Jhākri fragte nach einigen Details aus ihrer Vergangenheit, dann bat er um den Keks, den wir gekauft hatten, belegte ihn mit einem Zauber und gab ihn mir zurück. Er sagte, ich müsse diesen Keks Aashika innerhalb der nächsten zwölf Stunden zu essen geben.

Wir eilten mit dem Keks zurück zu meiner Wohnung. Unterwegs kauften wir noch etwas Milch, sodass wir Tee zubereiten und Aashika diesen zusammen mit dem Keks anbieten könnten. Für meine Frau und meinen Sohn kauften wir zwei weitere Kekse. Wir machten folgenden Plan: Timki Dai würde den verzauberten Keks Aashika anbieten und ich die beiden anderen meiner Frau und meinem Sohn, denn wir dachten, dass Aashika den Keks nicht annehmen würde, wenn ich ihn ihr anbieten würde.

Mit diesem Plan kamen wir zu Hause an. Meine Frau bereitete den Tee zu, und ich bot ihr und meinem Sohn die Kekse an, die sie auch annahmen. Nun war Timki Dai dran, Aashika den Zauberkeks anzubieten – doch sie lehnte ihn ab und sagte, sie wolle ihn nicht. Timki Dai tat sein Bestes, um sie davon zu überzeugen, den Keks anzunehmen, und sagte, er habe ihn mit Liebe für sie gekauft, als wäre sie seine eigene Tochter. Doch Aashika lehnte ab und sagte, sie würde andere Dinge annehmen, aber nicht diesen Keks. Timki Dai fragte Aashika, was sie essen wolle, und sie antwortete, sie würde Joghurt mögen. „Oh mein Gott“, dachte ich – unser ganzer Plan war im Eimer! Niemand aß an diesem Tag diesen Keks.

Am Samstag der folgenden Woche gingen wir nochmals einkaufen, doch diesmal kauften wir Joghurt. Wir gingen wieder zum Jhankri und ließen von ihm den Joghurt verzaubern. Zu Hause bot Timki Dai den Joghurt Aashika an. Mein Herz raste bei dem Gedanken, sie würde auch diesmal wieder nein sagen – doch sie tat es nicht!
Liebestrank

Oh mein Gott, ich war so glücklich an diesem Tag! Ich dankte Timki Dai und bot ihm etwas Whisky an, weil ich wusste, dass er einen Drink schätzte.

An diesem Abend hatten wir eine Party, und als ich in meinem Bett lag, dachte ich viel über sie nach. In dieser Nacht glaubte ich fest daran, dass sich Aashika innerhalb von 24 Stunden zu mir hingezogen fühlen und sich in mich verlieben würde, wie der Jhākri es gesagt hatte.

Wie es weiterging, könnt ihr bald im vierten Teil lesen!

Übersetzung Englisch-Deutsch: Martin Krake

Credits

Image Title Autor License
Liebestrank Liebestrank Patryk Kopaczynski CC BY-SA 4.0
Der Tag, als meine Frau mich mit ihr alleine ließ Der Tag, als meine Frau mich mit ihr alleine ließ Adina Voicu CC0 1.0