Dr. Marlen Schachinger – Die neue Normalität ist einer Demokratie unwürdig

Gesellschaft

Zum Kamingespräch begrüßt Doris Peczar die Literaturwissenschaftlerin
Dr. Marlene Schachinger, um mit ihr über den auf der Plattform „Kein Zustand“ publizierten Artikel „Die Zumutung des Schürhakens“ zu sprechen.

Derzeit verweilt die freischaffende Autorin aus Niederösterreich als Stadtschreiberin in Magdeburg und ist daher online via Zoom zugeschaltet.

Dr. Schachinger möchte als Literatin die Menschen um sie herum zu literarischen Diskursen begeistern. Diese Leidenschaft möchte sie in die Seelen der Menschen tragen: Jugendliche und Erwachsene, quer durch die Bank, um zu zeigen, wie schön Literatur sein kann. Überwiegend werden von Dr. Schachinger philosophische Fragen zu den Themen
„Was ist Wahrheit?“, „Was ist das ICH?“ oder „Gibt es Identitäten?“ literarisch behandelt.

In den letzten Monaten hat sie das Großprojekt „Arbeit statt Almosen“ gestartet, ihr erster Aufschrei gegen den derzeitigen Zustand des Weltgeschehens.

In ihrem Text „Die Zumutung des Schürhakens“, zu dem Sie Hannes
Hofbauer vom pro Media Verlag mitinspiriert hat, geht es im Wesentlichen beschreibt Sie u.a. wie die Politik auf die Bevölkerung Druck durch Slogans und Propaganda ausübt, Kunst- und Kulturschaffende kompromittiert werden und Sprache zu einem Machtwerkzeug missbraucht wird.

Für die 51-jährige Literatin ist die mit der Coronamaßnahmenpolitik aufgekommene sogenannte „neue Normalität“ ein furchtbarer Terminus und einer Demokratie jedenfalls unwürdig. Ihre gesammelten Eindrücke und spezielle Aussagen aus ihrem Umfeld haben sie erkennen lassen, dass viele gar nicht mitbekommen, wenn die Regierung eine verfassungswidrige Verordnung nach der anderen auf Schiene bringt. Es ist schmerzlich, zu erfahren, dass die Regierung meint, Kunst und Kultur fehle nur ein paar Kulturverliebten, macht Dr. Schachinger klar.

Viele literarische Kunstschaffende leben von der Hand in den Mund; das ist wohl auch der Grund, warum sich so wenige österreichische Künstler kritisch zu den Coronamaßnahmen äußern. Kulturschaffende in Österreich nehmen meist auf dem „Schleudersitz“ der Mächtigen Platz; viele von ihnen haben keine Kraft zum Widerstand.

Umbruchsituationen mehren sich im Kreise der Kulturschaffenden, und viele, die in Österreich die Stellung halten, haben teilweise resigniert und wenden sich einem anderen Brotjob zu oder verfassen literarische Werke, weil im Lockdown einfach zu viel Zeit zum Scheiben vorhanden ist. Eine Flut an Manuskripten strömt daher schier unaufhaltsam an sämtliche Verlage, ein nie da gewesenes Phänomen berichtet die renommierte Schriftstellerin. Ist man als Autorin bereit die Coronamaßnahmen der Regierenden zu kritisieren wird man durchaus in die zu kritische Ecke geschoben und nicht immer sind Verleger diesen kritischen Künstlern wohl gesonnen. Oder das Buch landet auf dem Berg der „verbrannten Erde“.

Dr. Marlene Schachinger sieht die aktuelle Regierung als eine nicht zu unterschätzende Gefahr an, da diese eine Politik der geschürten Angst betreibt und wir dadurch in eine Mehrklassen-Gesellschaft abdriften. Das ist für viele Menschen im Land aber weder besorgniserregend noch empörend. Mit ein Grund dafür ist die Angst im Vorder- & Hintergrund, die zu einem ständigen Begleiter geworden ist, womit die Menschen zum Gehorsam erzogen werden und Wachs in den Händen der Politik werden.

Die Literatin appelliert daran, dass wir vor allem jetzt nicht vergessen sollten, darüber nachzudenken wie wir unsere Zukunft gestalten wollen. Dafür braucht es ehrliche Aufklärung und fundierte soziale Maßnahmen, um die durch die Coronamaßnahmenpolitik erzeugten sozialen und gesellschaftlichen Schäden abzufedern und Dr. Schachinger wünscht sich, dass wir als Gesellschaft mehr reflektieren, wie wir in Zukunft mit solchen Extremsituation umgehen können.

 

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Dr. Marlen Schachinger Wolfgang Müller CC BY SA 4.0