Immer wieder Österreich?

hofer vdb
Politik

Montag, 8. Oktober 2018. (Chronik-Teil)

Gestern fand die mit wenig Spannung erwartete fünfte Wiederholung der Präsidentschaftswahl 2016 statt. Die beiden Kandidaten Norbert Hofer (FPÖ) und Alexander van der Bellen (Die Grünen – er trat bekanntlich nach der dritten Wahlwiederholung wieder den Grünen bei) gaben bereits routinemäßig ihre Stimme in ihrer jeweiligen Heimatgemeinde ab. Nach einem auf Grund der finanziellen Verhältnisse äußerst kurzen Wahlkampf von nur vier Tagen – dem günstigsten bisher in der Geschichte von Wahlwiederholungen in Österreich – traten die beiden in einer fünfminütigen Sondersendung auf ORF 3 um 23Uhr45 vor die Öffentlichkeit, um sich bei ihren Wahlhelfern und ihren Wählern, die ihnen über so lange Jahre die Treue gehalten haben, zu bedanken. Dies war das erste Zusammentreffen der beiden vor laufender Kamera seit der letzten Wahlwiederholung: Kein TV-Sender konnte trotz „intensiver Bemühungen“ einen Sendetermin für eine Wahlkonfrontation finden. Zum Ergebnis wollte sich keiner der beiden äußern, zu viel sei noch unklar, obwohl die Wahlkarten (wie nach mehreren Wahlrechtsreformen beschlossen) bereits mitausgezählt sind. Das gemeinsame Versprechen, diesmal die neu geschaffene Abteilung für Wahlanfechtungen im Verfassungsgerichtshof nur bei groben Verstößen zu bemühen, soll eingehalten werden. Ob dieser Burgfriede hält, darf aber bezweifelt werden: Laut FPÖ-Dauerwahlkampfleiter Herbert Kickl meldeten unabhängige Beisitzer der freiheitlichen Partei aus mehreren Gemeinden, daß die eingesendeten Wahlkarten in Länge und Breite um bis zu drei Millimeter variierten. Die Stimmzählung sei deshalb umstritten.

Der Trend des abnehmenden Medieninteresses wurde auch diesmal fortgesetzt: Außer dem ORF waren nur zwei Journalisten österreichischer Tageszeitungen und Richard Lugner anwesend, der sein seit dem ersten Wahlgang immer wieder reduziertes Gehaltsangebot für den Posten des Bundespräsidenten in einer konzertierten Flitzeraktion seiner neuen Lebensabschnittspartnerin Schnucky wiederholte:

I mochs um a Viertel!

Ausländische Medien waren keine anwesend. Dies lag zum einen an der gleichzeitig stattfindenden Nationalratswahl – hier erst der erste Durchgang (die Kollegen berichten) – zum anderen sei  – wie wir auf telefonische Anfrage beim ARD-Korrespondenten erfuhren:

die Luft raus: Wahlwiederholungen sind zur Normalität geworden, siehe Spanien, Belgien oder jetzt auch Deutschland. Nur die ersten beiden Wahldurchgänge lassen sich medial verkaufen, danach geht ohne Sexskandal oder Mord am Spitzenkandidaten einfach nix mehr.

Nicht mal mit Scherzen wie Wahl-Dösis kann man beim Leser/Seher mehr punkten.

Gratulationen aus dem Ausland sind bisher rar: US-Präsident Donald Trump sandte ein Glückwunschtelegram an beide Kandidaten, das mit den Worten begann:

Congratulations Arnie!

Aus Simbabwe und Nordkorea kamen, wie schon beim letzten Durchgang, wohlmeinende Worte:

Diktatur ist der einzige Weg.

Die Wahlbeteiligung lag diesmal bei 9,4 Prozent, ein Rückgang von zehn Prozent zum Mai diesen Jahres. Und das trotz gratis Kaffee & Kuchen in allen Wahllokalen landesweit.

Desmoi geh i des letzte moi hin,

sagte uns Anna B. aus dem zehnten Wiener Gemeindebezirk, „und a nur, weu i den Haider so toll find.“

Wahlforscher sprechen mittlerweile nicht mehr von Wahlmüdigkeit, sondern vom Wahlschlaf. Auch die sozialen Medien nehmen kaum mehr Bezug auf die Wahl: Die Facebook-Unterstützungsgruppen beider Kandidaten zusammen zählen gerade einmal 527 Mitglieder. Weder van der Bellens Wahlspruch Heimat für immer, noch Hofers Jetzt erst recht rechts-Kampagne konnten die Wähler motivieren. In Zeiten von Pokemon run und Klimaerwärmung (die Freibäder haben heuer bis Mitte Oktober geöffnet) scheint Politik aus der Mode gekommen zu sein.

Einen kleinen Seitenhieb konnte sich Norbert Hofer im ORF nicht verkneifen: Er habe immerhin erreicht, daß van der Bellen eines seiner wichtigsten Wahlziele nicht einhalten könne: Die Angelobung HC Straches als Bundeskanzler zu verhindern.

Credits

Image Title Autor License
hofer vdb hofer vdb Heiko Heinisch CC BY-SA 3.0/2.0

Diskussion (2 Kommentare)

  1. Chris du bist der Größte!!!

  2. *schmunzel*