Longevity & Verhaltensänderungen – Katharina Haar

Gesellschaft

Die Gesundheitstrainerin und Longevity-Expertin Katharina Haar ist der heutige Gast von Michael Winkler und Reiner Wein. Die Diagnose Alzheimer bei ihrem geliebten Großvater führte sie aus der Finanzbranche ins Gesundheitswesen. Sie absolvierte eine Gesundheitstrainerausbildung sowie eine Ausbildung im Bereich Longevity und im Verhaltenscoaching.

Die Longevity-Forschung hat zum Ziel, die Gesundheitsspanne an die Lebensspanne anzugleichen: wir werden zwar immer älter, dabei bleiben/leben wir aber nicht unbedingt gesünder. Menschen verbringen etwa ein Drittel ihrer Lebenszeit in chronischer Krankheit. Wissenschaftliche Erkenntnisse müssen schneller als bisher den Eingang in den menschlichen Alltag finden, so Haar.

Wichtig ist es, sich im Gesundheitswesen auf das biologische Alter des Menschen zu konzentrieren – also nicht darauf, wie alt ein Mensch ist, sondern in welchem Zustand sich sein Körper befindet (zB wie gut funktionieren seine molekularen und zellularen Prozesse). Weiters bedarf es eines systematischen Ansatzes bei der Bekämpfung von Krankheiten.

Der Mensch kennt grundsätzlich zwei Modi: den des Überlebens und den des Wachstums. Da es uns heute an nichts fehlt, wird der Überlebensmodus nur selten aktiviert – aber genau dieser hilft uns, unseren Körper zu erneuern bzw zu reparieren, was wiederum zu besserer Gesundheit führt. Deshalb sollte man diesen Modus von Zeit zu Zeit aktivieren. Das hormetische Prinzip besagt, dass es gesund ist, wenn man sich Stress in dosierten Mengen aussetzt; zB kann man durch intermittierendes Fasten dem Körper Nahrung verweigern und ihn somit gezielt in Stress versetzen. Damit werden Gifte abgebaut und Proteine recycled.

In ihren Coachings lehrt Haar ihren Kunden, wie man ein individuell angepasstes, zuverlässiges System erstellt, um langfristige Verhaltensänderungen – und damit auch einen besseren Gesundheitszustand – zu erreichen. Dabei greift sie auf das Verhaltensmodell von Stanford-Professor Dr. BJ Fogg zurück: Es bedarf der Motivation, sein Verhalten zu verändern; der Fähigkeit, dies zu erreichen; und eines Auslösers, der uns daran erinnert, dass wir dieses Verhalten ausüben wollen. Um dabei erfolgreich zu sein, sollte man die dafür notwendigen Prozesse in ganz kleine und einfache Schritte (Fogg nennt dies tiny habits) unterteilen, die man auch – entgegen möglicher innerer Widerstände – leicht umsetzen kann. Das aus der Umsetzung erwachsende Glücksgefühl wird mit dem Prozess verbunden und kann künftig als positive Emotion abgerufen werden.

Im weiteren Verlauf des Gespräches geht es um Versagensängste, die Umsetzung neuer Verhaltensweisen in allen Lebensbereichen, die Verführungen des Internet und der sozialen Medien, den Einsatz von Behavior Trackern, die Veränderungen der Arbeitswelt und vieles mehr.

Instagram:  www.instagram.com/katiehaar

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2022-05-17-RW-Katharina-HD
Katharina Haar-YOUTUBE Wolfgang Müller CC BY SA 4.0