Meiner Meinung nach: Das Goldene Brett 2023 – Der Negativpreis

Meinung

Österreich ist eine Demokratie. In Demokratien herrscht Meinungsfreiheit. Trotzdem gibt es hier zu Lande eine Gruppe von Menschen, sie nennen sich Gesellschaft für kritisches Denken – Wiener Skeptiker, die jedes Jahr den ihrer Meinung nach größten unwissenschaftlichen Unsinn des Jahres mit dem „Goldenen Brett vorm Kopf“ küren. Des weiteren gibt es eine Gruppe von Menschen, die Karten dafür kaufen, um sich anzusehen, wie vermeintlich überlegene Experten die Erkenntnisse der Andersdenkenden auf einer Bühne in den Schmutz ziehen.

Mit voller Absicht werden hier Menschen ihrer Meinung und Ansichten wegen diffamiert. Was wirft man den Andersdenkenden vor, was solch eine Behandlung durch die öffentlich-rechtlichen Medien und die Kollegen aus der Wissenschaft rechtfertigen würde? Dass sie ein als alternativlos aufgestelltes Narrativ nicht glauben. Sie denken kritisch. Warum gefällt kritisches Denken der Gesellschaft für kritisches Denken nicht?

Im Umkehrschluss ist wohl daraus abzuleiten, dass sich die Gesellschaft für kritisches Denken dafür ausspricht, dass eine Meinung postuliert und dieser einen, richtigen Meinung widerstandslos gefolgt wird. Das ist ein sehr interessanter Ansatz von Wissenschaft. Während meiner Studienzeit an der Uni Wien wurde noch gelehrt, dass wissenschaftliches Arbeiten eine klar formulierte Forschungsfrage benötigt, verbunden mit einer These bzw. Antithese, also der Behauptung oder Vermutung des Autors und deren Gegenbehauptung. Eine These muss überprüfbar und als Basis für argumentative Diskussionen geeignet sein. Je nach Wissenschaft und Forschungsfrage wählt der Autor eine passende wissenschaftliche Forschungsmethode aus, um seine These zu stützen oder zu falsifizieren. Eine These kann nicht bestätigt werden, ist aber so lange gültig, bis sie widerlegt wird. Um den wissenschaftlichen Diskurs aufrecht zu halten, sind Gegenargumente, kritisches Denken und das Hinterfragen von aufgestellten Narrativen Grundvoraussetzung.

Aus der Geschichte kennen wir Fälle von Menschen, die sich nicht beirren ließen, selbst wenn sie als Häretiker beschimpft, von der Inquisition verfolgt und für ihr Wissen und ihre Meinung mit dem Leben bezahlen mussten. Heute sind sie anerkannte Vordenker, ohne deren Ideen die Entwicklung von Wissenschaft, Medizin und Kultur nicht in dieser Weise voranschreiten hätte können.

Und trotz unseres Bewusstseins, dass nur Mut und kritisches Fragen dieser Menschen zur Weiterentwicklung führen konnte, haben die vergangenen Jahre aufgezeigt, dass mittelalterliche Methoden wie Verhetzung und Ausgrenzung auch heute unter den neuen Begriffen wie Framing oder Cancel Culture auftauchen und auf diese Weise wieder gesellschaftsfähig werden. Menschen, die unbequeme Fragen stellen, dürfen in den öffentlich-rechtlichen Medien lächerlich gemacht, aus der Gesellschaft verbannt sowie zu Hause eingesperrt werden, man darf ihnen auch die Freundschaft kündigen. Zerbrochene Beziehungen, Auswandern oder Arbeitsplatzverlust sind eben Kollateralschäden oder werden von anderen oft mit einem Schulterzucken als „selbst schuld“ abgetan, wenn jemand in den letzten drei Jahren anders dachte, als es Regierungen und von diesen Regierungen ausgewählte Wissenschaftler vorgegeben haben. Dabei wird gerne vergessen, wie viel Mut und Engagement dazugehört, sich gegen die große Mehrheit zu stellen, wenn man erkannt hat, dass etwas schiefläuft. Denn nur, weil viele Menschen etwas machen, heißt das nicht, dass es das Richtige ist.

Wer sich trotz aller Widrigkeiten nicht den Mund verbieten ließ, wurden als Schwurbler oder Querdenker beschimpft. Verwunderlich, nicht? Schließlich ist Wien voll von Statuen und Denkmälern von Personen, die zu ihrer Zeit als Querdenker gegolten haben, definiert als jemand, „der eigenständig und originell denkt und dessen Ideen und Ansichten oft nicht verstanden oder akzeptiert werden“. Und heute sind wir froh und glücklich, dass ihr Denken und ihr Wissen in unsere Kultur mit eingeflossen ist und stolz auf ihre Leistung.

Gut, dass der Grüne Verein für Grundrechte und Informationsfreiheit (GGI) am 5. Oktober diese mit der Verleihung seiner Anerkennungsmedaillen vor den Vorhang geholt hat.

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MMN – 001-Goldenes Brett vorm Kopf-YOUTUBE Wolfgang Müller CC BY-SA 4.0