Nach uns die Arbeit – Gunther Sosna

Gesellschaft

Der Journalist und Mitbegründer der Plattform Neue Debatte, Gunther Sosna, geht in seinem Beitrag bei der Zukunftskonferenz 2022 auf die Auswirkungen der Automatisierung von Arbeit auf unsere Gesellschaft ein. Technologischer Fortschritt ist für unsere Gesellschaft in den meisten Fällen positiv. Wie er am Beispiel der Entwicklung der Windmühle und der Dampfmaschine beschreibt, geht es bei Automatisierung aber grundsätzlich darum, tierische und/oder menschliche Arbeitskraft aus dem Produktionsprozess herauszunehmen und die Produktivitätsrate zu erhöhen. Paradoxerweise führte die Einführung der Spinning Jenny zu einer Erhöhung der Nachfrage nach Sklaven. Bei technologischen Sprüngen werden immer wieder Menschen aus dem Arbeitsprozess freigesetzt, die sich um neue Arbeit umsehen müssen. Der Mensch versucht seit je her, sich das Leben so leicht wie möglich zu machen, um möglichst wenig arbeiten zu müssen.

Die Landwirtschaft ist ein gutes Beispiel dafür, wie sich der Anteil menschlicher Arbeit auf Grund von Automatisierung über die Jahrzehnte immer weiter reduziert hat, sodass heute in Deutschland nur noch rund 1% der Beschäftigten in diesem Bereich arbeiten. Viele Menschen gingen in die Produktion bzw danach in den Dienstleistungssektor. Die verbliebenen Arbeitstätigen üben vor allem Controlling-Aufgaben aus, die früher oder später – ebenso wie die meisten Tätigkeiten im Dienstleistungsbereich – von automatisierten Systemen übernommen werden.

Da wir heute immer schneller immer mehr Wissen anhäufen, ist es notwendig geworden, dieses Wissen mit technischen Hilfsmitteln (der sogenannten Digitalisierung) zu verarbeiten bzw über Suchmaschinen auf dieses Wissen zuzugreifen.

Was machen wir nun mit den vielen arbeitslosen Menschen? Das Bedingungslose Grundeinkommen ist Sosna nicht radikal genug: er fordert eine Ökonomie des Schenkens. Menschen geben etwas, weil sie es gerne tun, oder weil das Gegenüber einen gesellschaftlichen Mehrwert schafft. In unserem heutigen Denken zählt nur die Erwerbsarbeit; Reproduktionsarbeit wird zB einfach vorausgesetzt und nicht vergütet. Menschen sind von Erwerbsarbeit abhängig. In Sosna‘s Utopie gibt es das nicht mehr; es gibt auch keine Bullshit Jobs mehr; das Handwerk würde wieder an Bedeutung gewinnen; die Gesellschaft der Zukunft belohnt die Tätigkeit des Menschen aus sich heraus – und zwingt den Menschen nicht in (Erwerbs)Arbeit, wie es heute der Fall ist.

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Zukunftskonferenz 2022 – Vortrag – Gunther Sosna-YOUTUBE-IPHP Wolfgang Müller CC BY SA 4.0