Vorwärts! – Oesterreichische Sozialdemokratie seit 1889

Politik

Die drei Herausgeber des Buches Vorwärts! – Österreichische Sozialdemokratie seit 1889 blicken im Rahmen der gleichnamigen Veranstaltung des BSA auf die Geschichte ihrer Partei zurück.

Die Sozialdemokratie sei immer für Demokratie und friedliche Lösungen gestanden, so Bundespräsident a.D. Dr. Heinz Fischer. In der schwierigen Zeit der Spanischen Grippe 1918-20 – direkt nach dem 1. Weltkrieg – sind wesentliche sozialpolitische Weichenstellungen erfolgt, die bis heute nachwirken.

Die aktuelle europaweite Krise der sozialdemokratischen Parteien hängt sowohl mit der veränderten Gesellschaftsstruktur, als auch mit dem geänderten Medienkonsum zusammen. Nationalistische und populistische Bewegungen nutzen diese Veränderungen geschickt aus. Der Sozialdemokratie sei es noch nicht gelungen, gute Antworten auf die brennenden Fragen zu formulieren.

Der ehemalige Vizekanzler und Finanzminister Dr. Hannes Androsch meint, dass die Sozialdemokratie bei ihren Überzeugungen bleiben müsse; diese müssen mittels zukunftsfähiger, starker Ideen und klaren Konzepten von fähigen Führungspersönlichkeiten präsentiert und umgesetzt werden.

Der Initiator des Bildungsvolksbegehrens sieht die wesentlichen Erfolge der letzten 75 Jahre im sozialen Bereich, in der Bildungspolitik und in der Fähigkeit, die wirtschaftlichen Voraussetzung für Genanntes zu schaffen. Doch habe die Sozialdemokratie das digitale Zeitalter verschlafen, so Androsch. Auch die Themen Bildung und soziale Ungleichheit werden zu wenig konkret angesprochen.

Die Sozialdemokratie war die erste massentaugliche Bewegung, die Demokratie als oberstes Prinzip lebte, so Dr. Wolfgang Maderthaner, früherer Generaldirektor des Österreichischen Staatsarchivs. Davor scheiterten seit 1848 mehrere Versuche, ähnliches zu erreichen – unter anderem an fehlenden Führungspersönlichkeiten. Viktor Adlers Verständnis des Begriffes Revolution meine eine friedliche „Revolution der Gehirne“, ohne Gewalt.

Für die Sozialdemokratie seien Krisen nichts Neues – von 1938-45 war sie verboten, und kam danach gestärkt zurück. Die aktuelle technische Revolution gehe viel tiefer und schneller als die industrielle Revolution, so Maderthaner. Im postindustriellen Zeitalter befinde man sich noch auf der Suche nach einer Neuausrichtung. Die Nachwehen der Coronakrise werde die existenzielle Probe für die Sozialdemokratie sein.

Im weiteren Verlauf des Gespräches werden Themen wie Menschenwürde, autoritäre Kontrolle durch Überwachung der Medien, Massenarbeitslosigkeit, die Notwendigkeit europäischer Zusammenarbeit, Erfolge kommunaler sozialdemokratischer Politik und vieles mehr besprochen.

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Oesterreichische Sozialdemokratie seit 1889 Wolfgang Müller CC BY SA 4.0
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