Wer will mehr Schulerfolg – Eine neue Erfolgsgeschichte in zwei Teilen

Schulerfolg
Soziales

Wo alles begann!

In vielen Bezirken Wiens benötigen schulabbruchsgefährdete Jugendliche [1] und deren Eltern in der schwierigen Phase der Entscheidungsfindung über den weiteren Bildungs- und Berufsweg intensive, regelmäßige sowie professionelle Unterstützung und Beratung [2].

Vor allem Jugendliche aus anderen Kulturkreisen, die den österreichischen Arbeitsmarkt bzw. die Ausbildungsmöglichkeiten hierzulande nicht so gut kennen, und Jugendliche mit Lernschwierigkeiten, können durch gezielte Förderung ihre Potenziale entdecken und ihre Fähigkeiten rascher einsetzen.

Aufgrund unserer langjährigen Erfahrungen mit den SchülerInnen der WIENER LERNTAFEL, den alarmierenden Ergebnissen aus verschiedenen Studien [3] und in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Soziales ist es uns gelungen, ein weiteres Sozialprojekt mit Schwerpunkt auf präventive interventionelle Maßnahmen für diese Zielgruppe zu starten. Gleichzeitig wurde mit dieser Zusammenarbeit die finanzielle Förderung bis Ende 2018 zu 90% sichergestellt.

Wer ist die Zielgruppe?

Zielgruppe unseres Projekts sind Jugendliche ab der 9. Schulstufe bis zum Alter von 18 Jahren, die nicht ausreichend durch das Bildungssystem unterstützt werden können und Lücken in den schulbezogenen Kompetenzen aufweisen. Diese Jugendlichen besuchen im 21. oder 22. Bezirk mehrheitlich das Polytechnikum und wollen entweder die nächste Schulstufe erreichen, oder streben eine weiterführende Ausbildung an, oder wollen nach Beendigung der Ausbildungspflicht den Übertritt ins Berufsleben erfolgreich meistern.

Angesichts der aktuellen Schulentwicklungen ist es notwendig, verstärkt präventive Förderung und Unterstützung anzubieten. Um den vorsorglichen Gedanken auch wirklich leben zu können, ist es wichtig, Interventionen frühzeitig zu setzen, d.h. dass dies nicht kurz vor einem frühzeitigen Schulabbruch stattfindet, sondern bevor eine nicht passende Ausbildungs- und/oder Berufswegentscheidung getroffen wird. Dies bedingt, dass der Kontakt zu den Jugendlichen bereits zu Beginn des 9. Pflichtschuljahres aufgenommen wird, damit die geplante einjährige Begleitung stattfinden kann.

Unsere Ziele – erster Teil: Jugendraum!

Unsere Unterstützung mittels Nach- und Lernhilfe soll sozial benachteiligten Jugendlichen eine stabilere schulische, berufliche und gesellschaftliche Partizipation ermöglichen. Die fachliche Ausgangsbasis für unser Projekt vor Ort ist eine differenzierte Lernstands-Erhebung bei den SchülerInnen. Dabei wird das individuelle Leistungsniveau der Jugendlichen in den Bereichen der Basisbildung Deutsch und Mathematik erfasst, wodurch die Generierung einer auf den/die jeweiligen/e Jugendlichen/e passenden Förderung rascher möglich ist.

Aufbauend auf die Ergebnisse der Lernstands-Erhebung folgt die Intensivförderung in 4er Gruppen im Rahmen einer Doppel-Stunde, wobei alle Projekt-TeilnehmerInnen wöchentlich 1-2 Doppelstunden Gruppenunterricht, bzw. im Einzelfall zusätzlich Einzelstunden erhalten und darüber hinaus ihre Hausaufgaben unter Betreuung erledigen können. An diesem Modellprojekt können vorerst 100 – 150 schulabbruchsgefährdete Jugendliche teilnehmen.

Sobald die aktuellen Adaptierungsarbeiten, wie z. B. der Einbau der Akustikdecke, die Verlegung des Bodenbelags und die farbpsychologische Ausmalung des neuen Lernzentrums in 1220 Wien, in der Donaufelder Straße, abgeschlossen sind, kann mit der Besiedelung begonnen werden. Wenn alles plankonform abläuft, eröffnen wir Ende Jänner 2017 unsere Pforten.

Unsere Ziele – zweiter Teil: Elternraum!

Nach Eröffnung des neuen Lernzentrums starten wir mit der Planung, Organisation und Umsetzung der ersten „Eltern-Lern-Schule“ (ELS) in Österreich, die im zweiten Quartal 2017 ihren Betrieb aufnehmen wird. Diese Initiative richtet sich prinzipiell an alle Eltern (Erziehungsberechtigte) von SchülerInnen im Alter von 6 bis 18 Jahren.

Ausgangslage

In Wien gibt es ca. 50.000 Eltern (damit sind auch alle Allein-ErzieherInnen gemeint), deren Kinder in einem oder mehreren Unterrichtsgegenständen Probleme haben. Davon wären 5-10% bereit an einem speziellen Unterstützungsprogramm für Eltern teilzunehmen [4].

Es belegen bereits viele Studien, dass die Mitwirkung der Eltern im Bereich der schulischen Förderung ein Schlüsselfaktor für den späteren Schulerfolg der Kinder darstellt. Eine enge Kooperation zwischen Elternhaus und Schule fördert die schulischen Leistungen der Kinder und ist wichtige Voraussetzung für einen erfolgreichen Schul- bzw. Bildungsabschluss.

Unser Angebot

Unser Konzept „Elternraum“ ist ein innovatives Modellprojekt und ein richtungsweisendes Bildungsangebot mit hoher familien-, bildungs- und arbeitsmarktpolitischer Wirkung, indem Eltern als Lernbegleiter ihrer Kinder ein ganzes Schuljahr lang regelmäßig gestärkt und unterstützt werden, mit dem Ergebnis, dass sich die Lernausgangsbedingungen der Kinder verbessern, den Kindern mehr Bildungschancen eröffnen und die Erreichung weiterführender Bildungsabschlüsse sowie höhere Integrationschancen auf dem Arbeitsmarkt leichter gelingen.

[1] EU-weit gibt es ca. 5,5 Millionen frühe Schulabbrecher/innen; in Österreich sind es laut Statistik Austria derzeit 7 von 100 aus der Gruppe der 18 bis 24-Jährigen.
[2] IHS-Studie, 2013, im Auftrag des BMASK, Evaluierung „Jugendcoaching“ – Endbericht
[3] Siehe https://www.bmb.gv.at/schulen/unterricht/ba/schulabbruch.html
[4] Ergebnis aus der Befragung der Eltern von WIENER LERNTAFEL SchülerInnen (2015)

Credits

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Schulerfolg Schulerfolg Jim Cianca CC BY-SA 3.0