„Wir miteinander“ – Vernetzung lösungsorientierter Initiativen

Gesellschaft

Im Gespräch mit dem Osteopathen Ernst Prossinger und dem Organisationsberater Dr. Konrad Breit, die gemeinsam die Vernetzungsplattform für lösungsorientierte Bewegungen „Wir miteinander“ gegründet haben, geht es um die Ideen und die Vorhaben dieser Initiative.

Ernst Prossinger schildert anfangs die Motivation für die Gründung der Plattform, die aus der Situation durch die Corona-Maßnahmen insbesondere durch die von der Regierung geplante Impfpflicht entstanden ist und sich nicht als neue Initiative sondern eben als Vernetzungsplattform versteht, die durch das Zusammenwirken der einzelnen Mitglieder größere Schlagkraft hat. Es gilt auch für etwas zu sein anstatt nur dagegen. Auch für Konrad Breit war die Corona-Krise der Auslöser, er selbst hat in dieser Zeit die Initiative „Brightside“ gegründet, deren Präsident er ist. Nun sei es an der Zeit durch Verknüpfung der Mitwirkenden die gemeinsamen Synergien zu heben.

Angesprochen auf Chancen und Gefahren meint Konrad Breit, dass es in Krisen nicht nur darum geht, im Widerstand zu sein, sondern auch nachhaltig und vor allem bottom-up zu denken, sich also nicht nur von oben steuern zu lassen. Risiken sind immer dann gegeben, wenn die „Bedrohung“ weniger wird, weil dann das Engagement der Einzelnen abnimmt und man dazu neigt, zur Tagesordnung zurückzukehren. Für Ernst Prossinger liegen die Chancen im wachsenden Bewusstsein für direkte Demokratie und Selbstbestimmung. Er berichtet vom mittlerweile zum zweiten Mal stattgefundenen Vernetzungstreffen in Goldegg, das in diese Richtung arbeitet. Das bringt die Beteiligten in den Dialog und schafft Vertrauen. Ein Scheitern ist immer dann möglich, wenn persönliche Befindlichkeiten über die Sache gestellt werden.

Für Konrad Breit ist Dezentralisierung ein wesentlicher Faktor für den Erfolg, dieser liegt in der Themenvielfalt jener Initiativen, die auf der Plattform vernetzt werden. Es geht dabei um die Entwicklung einer gemeinsamen Strategie und gemeinsamer Werte, die von einer gemeinsamen Struktur unterstützt werden. Diese Vernetzung bewirkt einen Mulitplikatoreneffekt. Die Mitwirkenden wissen voneinander und können im Fall miteinander etwas tun.

Angesprochen auf die Unterstützung durch Medien betont Ernst Prossinger, dass es vorerst nicht so sehr um die Wirkung im Außen, sondern um eine Stärkung im Inneren geht. Konrad Breit findet es irritierend, dass die Medien anfangs die Initiative in ein bestimmtes Eck gestellt haben, was dann in Ignoranz übergegangen ist; das wird sich aber aus seiner Sicht nicht halten, denn die Medien sind von Lesern, Hörern und Sehern abhängig und können nicht auf einen wachsenden Teil der Gesellschaft verzichten. Ähnlich agieren die Parteien, das ist für ihn nur dadurch erklärbar, dass ein System umso mehr um sein Bestehen kämpft, je bedrohter es ist. Die Strategie der vielen, kleinen Nadelstiche ist aber jedenfalls wirksam, auch wenn die Unterstützung der Medien natürlich hilfreich wäre.

Informationsaustausch innerhalb der Initiative wird über diverse Kanäle gepflegt, Selbstverantwortung ist gefragt, die beteiligten Initiativen stellen ihre Infos den anderen zur Verfügung. Geplant ist eine Wissens- und Termindatenbank. Auch Webinare zu bestimmten Themen werden zur Verfügung gestellt, ebenso besteht eine Verlinkung der Websites. In Goldegg wurde dazu auch eine Akademie des Wechsels angedacht, Lösungswege und Lösungspfade sollen hier ausgetauscht werden.

In Zukunft geplant sind die Konzentration auf 4-5 Themenbereiche, eine Organisation des Wechsels auf Kreisbasis, wobei sich die bestehenden Kreise intern austauschen und ihre Erkenntnisse „in die Mitte“ tragen, auch eine Akademie sowie eine Professionalisierung der gemeinsamen Arbeit, um sie effizienter zu machen.

Zuletzt kommt die Sprache noch auf die Jugend und das von beiden konstatierte geringe Engagement dieser Gruppe. In unserer Generation, so Konrad Breit, sind wir offenbar die Vorreiter. Das liegt einerseits auch am immer geringeren Hang zur Eigenverantwortung durch die wachsende Abhängigkeit vom Staat; andererseits hat die Jugend andere Themen, die erst mittelfristig wirksam werden. Der bevorstehende Wertewandel wird diese befördern.

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KG – Wir miteinander-YOUOTUBE-IPHP Wolfgang Müller CC BY SA 4.0