Die Zukunft der Medizin – Chancen, Visionen & Grenzen

Soziales

Diese Veranstaltung der Waldviertel Akademie in Kooperation mit der Donauuniversität Krems beschäftigt sich mit dem wichtigen Thema, wie wir als Gesellschaft künftig mit der Digitalisierung der Medizin umgehen wollen.

Nach einer kurzen Eröffnungsrede von Dekan Dr. Christian Hanus und Thomas Arthaber, dem Vorsitzenden der Waldviertel Akademie, stellt Moderatorin Dr. Maria Harmer die Diskussionsteilnehmer vor.

Die ehemalige Gesundheits- und Familienministerin Dr. Andrea Kdolsky versucht, den Begriff Digitalisierung zu definieren: die Umwandlung analoger Information in ein digitales Format. Im Gesundheitsbereich stolpert man immer öfter über den Begriff E-Health, deren drei Schwerpunkte (Datenverwaltung, Virtual Reality, Robotik) Kdolsky im Folgenden erklärt. Für die Zukunft stellt sie fest: nicht die Technologie darf den Menschen bestimmen, sondern sie soll ihm als Unterstützung dienen, damit der Mediziner wieder mehr Zeit für das Gespräch mit dem Patienten hat – denn dieses setzt Empathie voraus und kann von einem Roboter niemals ersetzt werden.

Zu Beginn der Coronapandemie unterlag Univ.-Prof. Dr. Dr. Thomas Klestil wie viele andere Experten der Fehleinschätzung, dass diese Krankheit, wie so viele vor ihr, kein Problem für die Welt wird. Schicksalsschläge sind Teil des Lebens, jeder Mensch kennt sie. Oft beinhalten sie – neben der Tragödie – auch etwas Gutes: Im Falle der Pandemie war dies die Digitalisierung des Gesundheitssektors. Sei es ELGA, sei es der elektronische Impfpass, seien es Konferenzen von Experten über neue telekommunikative Kanäle, sei es die Abwicklung von Rezepten und von Krankenständen etc.

Der Arzt und Autor Dr. Christian Maté ist dafür, Technik einzusetzen, um den Ärzten Verwaltungsaufgaben abzunehmen. Dann kann man auch in der Ausbildung mehr Wert auf die Kommunikations- und Empathiefähigkeit der Mediziner setzen, nach der sich viele Patienten sehnen. Das laufende Tracken von Gesundheitsdaten löst in uns eine natürliche Angst aus – es birgt aber auch sehr viele Möglichkeiten, die medizinische Betreuung wesentlich zu verbessern. Aktuell leben wir (noch) in einer Reparaturmedizin; künftig wäre zu hoffen, dass wir zu einer Regulaturmedizin wechseln, die frühzeitig Probleme erkennt und auf Prävention setzt.

Computer verändern unser Menschen- und Weltbild, meint der Theologe und Mediziner Univ.-Prof. Dr. Dr. Matthias Beck. In seinem Seminar über Künstliche Intelligenz an der theologischen Fakultät stellt er immer wieder fest, dass Studenten die neuen Technologien völlig enthusiastisch anwenden, sich aber selten kritisch mit deren Auswirkungen auf die Gesellschaft auseinandersetzen. Künstliche Intelligenz sei eigentlich ein Fehlbegriff: denn Computer können zwar Muster erkennen, aber keine Sinnzusammenhänge. Kinder, die jeden Tag mehrere Stunden am Computer/Handy verbringen, verlernen Empathie – langfristig ein großes Problem für unsere Gesellschaft. Die Pharmaindustrie unterstützt Ärzte vor allem deshalb mit Infrastruktur, weil sie an den Daten der Patienten interessiert sind. Diese Daten ergeben aber nie das Gesamtbild des Menschen: das kann nur ein Mediziner entwickeln. Treten die Ärzte aber die taktilen Kontrollmethoden (abklopfen, abhören etc) an Maschinen ab, dann verlieren sie den direkten Kontakt zum Patienten – und sie verlernen diese Skills. Zum Abschluss seines Statements geht Beck auf die Unterschiede zwischen individualisierter und personalisierter Medizin ein.

In der folgenden Podiumsdiskussion wird auch das Publikum eingebunden.

Credits

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Die Zukunft der Medizin Wolfgang Müller CC BY SA 4.0