Viktor Frankl, Kollektivschuld und Sinn (Nadia Danneberg & Uwe Eglau)

Lebenswelten

Wichtige Anmerkung der Redaktion: Versehentlich haben wir Uwe Eglau im Video-Insert zum Magister gemacht. Tatsächlich aber hat er keinen akademischen Titel. Wir bitten dieses Versehen zu entschuldigen.

Der Psychotherapeut und Diakon Uwe Eglau war im September 2022 zum zweiten Mal Gast bei Nadia Danneberg. Das heutige Gespräch dreht sich vor allem um den Neurologen und Psychiater Viktor Frankl, den Eglau persönlich kannte.

Im Zuge seiner Tätigkeit an der Urologie im Alten AKH Wien traf er im Sommer 1991 erstmals auf Frankl, der ihn mit einer persönlichen Einladung überrumpelte. Er folgte dieser Einladung und wurde schließlich persönlicher Assistent und ein guter Freund Frankls. Trotz seiner weltweiten Berühmtheit blieb Frankl immer ein zutiefst bescheidener Mensch – eine Eigenschaft, die auch Eglau versucht, zu leben. Auch nach dem Tod Viktor Frankls riss der Kontakt zur Familie nicht ab: noch heute besucht er sie regelmäßig.

Die Erzählungen Frankls von seinen Erlebnissen in den vier Konzentrationslagern, in denen er im Laufe des 2. Weltkrieges eingesperrt war, haben Eglau stark geprägt. Nach der Befreiung aus dem letzten KZ bei München stellt Frankl für sich fest, dass all diese grauenhaften Ereignisse irgendeinen Sinn gehabt haben müssen. Er machte sich auf den Weg nach Wien, wo er dann unter anderem das Buch … trotzdem ja zum Leben sagen innerhalb von einer Woche verfasste. Freunde halfen ihm über den Verlust seiner Frau und seiner Eltern hinweg, u.a. ein Stadtrat, der ihm die Wohnung besorgte, in der er bis zu seinem Tod lebte. Auch Frankls starker Glaube hat ihm wohl über die schwere Zeit hinweggeholfen, meint Eglau: die Hoffnung, seine Frau und seine Familie irgendwann einmal wiederzusehen.

Würde Frankl heute noch leben, dann würde er den Österreichern raten, endlich ihre Vergangenheit restlos aufzuarbeiten: denn wenn man sich den Umgang miteinander in den letzten 2-3 Jahren ansieht, dann scheint diese ganz offensichtlich noch nicht aufgearbeitet zu sein. Die primäre Aufgabe jedes Menschen, bevor er beginnt, andere zu kritisieren, ist, sich selbst und sein eigenes Verhaltung zu reflektieren und den Sinn des eigenen Lebens zu finden. Die Ausgrenzung und die Egomanie der letzten Jahre war wohl notwendig, um sich wieder auf das Menschsein zu besinnen. Eglau ist fest davon überzeugt, dass vor uns zwar ein harter Weg liegt, wir aber aus dieser gesellschaftlichen Krise die notwendigen Lehren ziehen werden.

Im weiteren Verlauf des Gesprächs stehen Frankls Erfahrungen und Thesen und ihre Relevanz für die heutige Zeit und unsere Gesellschaft ebenso im Mittelpunkt, wie Eglaus Erfahrungen während der Coronapandemie bis hin zu seiner Suspendierung auf Grund eines offenen Briefes.

Idealism Prevails ist ausschließlich Verfasser der Zusammenfassung des Gespräches und nicht für Text und Inhalt des Interviews verantwortlich.

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IP – Viktor Frankl, Kollektivschuld und Sinn-YOUTUBE-IPHP Wolfgang Müller CC BY SA 4.0