Was schenken wir unseren Kindern #05: Seelenheil

LebensweltenMeinungPädagogik neu gedacht

Würde, Liebe, Wertschätzung, Respekt, Kommunikation, Achtsamkeit, Resilienz, Autonomie, Freiheit, die Werte, die wir aus meiner Sicht unseren Kindern schenken sollten, tragen zu einem glücklichen Leben bei. Wieviel unseres Wohlbefindens auch als Erwachsener in unserer Kindheit verortet ist, zeigt uns die Beschäftigung mit dem „Inneren Kind“, einem Modell zur Betrachtung innerer Erlebniswelten, das vor etwa 30 Jahren Einzug in die Psychotherapie gehalten hat.

Erfahrungen und Erinnerungen aus der eigenen Kindheit sind mit Gefühlen verbunden, mitunter mit sehr heftigen Gefühlen, guten und schlechten. Sie sind in bestimmten Bereichen des Gehirns abgespeichert und können bewusst wieder erlebt werden. Die vor Jahren oder Jahrzehnten empfundene Freude, Wut, Trauer, das Glück oder die Neugierde können wieder empfunden werden, unabhängig davon, wieviel Zeit dazwischen vergangen ist. Bei der Arbeit mit dem Inneren Kind wird bewusst eine Spaltung in das Ich und das Innere Kind herbeigeführt, damit die kindlichen Gefühle auferstehen können, das erwachsene Ich darüber reflektieren kann.

Das innere Kind heilen

Die Auseinandersetzung mit dem inneren Kind wird unterschiedlich interpretiert, manchmal wird dabei ein innerer Erwachsener oder ein anderes helfendes Wesen zur Seite gestellt. Das Ziel an sich ist es, durch das Wiedererleben der Gefühle und das Analysieren der Perspektive des Kindes seelische Verletzungen heilen zu lassen und Muster im Erwachsenenleben zu erkennen und auflösen zu können, indem der Erwachsene einen liebevollen Umgang mit seinem eigenen inneren Kind erlernt: nämlich Selbstliebe.

Menschen, die in ihrer Kindheit zu wenig Anerkennung und Wertschätzung erfahren haben, deren Erlebnisse von Missachtung, Verlassenheit oder Liebesentzug gekennzeichnet waren, allesamt schmerzhafte Erfahrungen, die in den Beiträgen der vergangenen Wochen thematisiert wurden, spüren die Folgen dieser Erziehung bzw. Behandlung in Form von mangelndem Selbstwert oder einem besonders starken Bedürfnis nach Nähe. Häufig sind sie sich dessen nicht bewusst, weil sie aus Schutz vor schmerzenden Erinnerungen ihren Zugang zu den kindlichen Gefühlen bewusst abgeschnitten haben in der Hoffnung, die Scham, die Schuldgefühle, die Hilflosigkeit oder den Verlust von damals nie wieder erleben zu müssen. Dieses Schutzbedürfnis mag einleuchtend sein, jedoch verhalten sich Erwachsene, die sich mit diesen Verhaltensmustern nicht auseinandersetzen, weil sie sie wie eine Black Box in sich verschlossen halten wollen, schließlich so, wie jene Erwachsene, die sie selbst so geprägt haben, weil sie dieselben Glaubensmuster in sich selbst verankern. Selbst wenn sie es sich anders wünschen würden, sie werden nicht in der Lage sein, einen Raum zu schaffen, in dem das eigene innere Kind heilen kann.

Xavier Naidoo

[Refrain]
Und wenn du nicht mehr staunen kannst, tust du mir leid
Dann hast du keine Chance mehr
Und wenn du nichts mehr fühlen kannst, ist es vorbei
Dann bleibst du ewig leer
Und wenn du nicht vergeben kannst, vergibst du viel
Ist denn deine Weste rein?
Wenn du so weiter leben kannst, erlebst du’s nie
Dein eigenes Seelenheil

Die Verantwortung übernehmen

Wer erkannt hat, dass das Leben im Erwachsenen-Ich sich nicht so erfüllt, wie er es sich wünscht, so ist die Auseinandersetzung mit den Schmerzen der Kindheit für den Heilungsprozess unvermeidbar. Je tiefer die Verletzungen waren, desto größer ist oft der Widerstand, eine Aufarbeitung auch nur anzudenken. Sie lehnen die Arbeit daran ab, weil sie das Kind in sich selbst ablehnen, dabei blenden sie aber aus, dass gerade das Auferstehen der damaligen Gefühle aus Sicht des jetzt Erwachsenen die Erinnerung relativieren kann. Dann darf die Sicht des Kindes angenommen werden, weil sie eben jene des Kindes war. Und dann darf das Gefühl jetzt im Leben als Erwachsener eine Erinnerung sein, die verarbeitet wird und gleichzeitig neu bewertet.

[Strophe 1]
Du bist nicht mehr das Kind, das du mal warst, das ist wahr
Obwohl du besser wärst, was du mal warst, das ist wahr
Das Kind, das in dir schläft, weck es auf
Das Kind, das in dir schläft, bring es raus
Du bist nicht mehr das Kind, das du mal warst, das ist wahr
Obwohl du besser wärst, was du mal warst, das ist wahr
Das Kind, das in dir schläft, weck es auf
Das Kind, das in dir schläft, bring es raus

[Refrain]
Und wenn du nicht mehr staunen kannst, tust du mir leid
Dann hast du keine Chance mehr
Und wenn du nichts mehr fühlen kannst, ist es vorbei
Dann bleibst du ewig leer
Und wenn du nicht vergeben kannst, vergibst du viel
Ist denn deine Weste rein?
Wenn du so weiter leben kannst, erlebst du’s nie
Dein eigenes Seelenheil

Der Abhängigkeit von Wohlwollen der Mitmenschen entkommen

Wer Würde, Liebe, Wertschätzung, Respekt, Kommunikation, Achtsamkeit, Resilienz, Autonomie, Freiheit als Kind nicht erlebt hat, für den bleiben sie trotzdem nicht zeitlebens verschlossen. Die Gründe für Probleme im Erwachsenenleben auf Erlebnisse in der Kindheit mit den Eltern, der Familie, den Institutionen zu schieben, ist leicht. Es ist häufig nicht unbegründet, weil Erziehungsmuster oder Regeln im System zu Verletzungen geführt haben. Das ist richtig und das ist traurig. Doch ein Erwachsener kann entscheiden, ob die Grundlage des aktuellen Befindens ursächlich bleiben soll, oder ob er sich mit den Erfahrungen von damals auseinandersetzt, mit dem Ziel eines selbstbestimmten Lebens.

[Strophe 2]
Vielleicht bist du ja ein guter Mensch
Eine gute Frau, ein guter Mann
Und auf dieser Welt so unerwünscht
Wie man unerwünscht sein kann
Bitte stumpf nicht ab, halt die Ohren auf
Denn Rettung naht gewiss aus einem hohen Haus
Zieh deine Rüstung an, du weißt, welche ich meine
Zieh seine Rüstung an, so eine hat keine
Zieh deine Rüstung an, du weißt, welche ich meine
Zieh seine Rüstung an, so eine hat keine

[Refrain]
Und wenn du nicht mehr staunen kannst, tust du mir leid
Dann hast du keine Chance mehr
Und wenn du nichts mehr fühlen kannst, ist es vorbei
Dann bleibst du ewig leer
Und wenn du nicht vergeben kannst, vergibst du viel
Ist denn deine Weste rein?
Wenn du so weiter leben kannst, erlebst du’s nie
Dein eigenes Seelenheil

Die menschliche Schöpferkraft

Das Ziel der Verarbeitung kindlicher Traumata – sei die Auseinandersetzung auch noch so schmerzhaft – ist die liebevolle Verbindung des Erwachsenen, der sein inneres Kind heilt, von nun an beschützt und durch diesen Schritt die Verantwortung für das eigene Glück übernimmt. Unter dem Schutz des Erwachsenen gelingt es, die eigenen Gefühle, alle Gefühle, zu spüren, zu akzeptieren und zuzulassen. Ein Prozess der Veränderung tritt ein, bei dem verletzende Erinnerungen abgelegt werden, Neues entsteht und Gutes ans Licht gebracht wird.

[Bridge]
Du fragst dich, warum bist du hier, in dieser dunklen Welt
Mach dir endlich Licht, mach es endlich hell
Es liegt wirklich an dir und was du daraus machst
Es liegt nicht an der Welt, weil die Welt darüber lacht
Die Welt liegt uns zur Last, die Welt treibt uns zum Hass
Liebe hat hier keinen Platz, doch die Liebe ist ein Schatz
Die Welt liegt uns zur Last, die Welt treibt uns zum Hass
Liebe hat hier keinen Platz, doch die Liebe ist ein Schatz

[Outro]
Wenn du nicht mehr staunen kannst, tust du mir leid
Dann hast du keine Chance mehr
Wenn du nichts mehr fühlen kannst, ist es vorbei
Dann bleibst du ewig leer
Wenn du nicht vergeben kannst, vergibst du viel
Ist denn deine Weste rein?
Wenn du so weiter leben kannst, erlebst du’s nie
Dein eigenes Seelenheil

Credits

Image Title Autor License
PNG – 018-DE-PC Wolfgang Müller CC BY-SA 4.0
Was-schenken-wir-unseren-Kindern-05-Seelenheil