Die Menschlichkeit und ihre Ebenen – Johanna Tschautscher

Gesellschaft

Im Gespräch zwischen der Psychotherapeutin Nadia Danneberg und der Regisseurin und Schriftstellerin Johanna Tschautscher werden die Menschlichkeit und ihre Ebenen thematisiert.

Ihre Kraft schöpft Tschautscher aus ihrer intensiven Beziehung mit Gott, immer wieder vertieft sie sich ins Gebet. Authentizität hat etwas mit persönlicher Wahrheit zu tun. Zu sein, wie man ist, ist eine wichtige Lebenseinstellung, sie hat ein gewaltiges Urvertrauen, das sie durch diese Beziehung erhält. Gebet ist für sie weniger ein Sprechen als vielmehr ein Zuhören.

Das wichtigste auf der Welt ist für sie der andere, es ist der größte Geschenk, den anderen wahrzunehmen, ihn für wahr zu nehmen, ihn so zu nehmen wie er ist, diese Beziehung im Jetzt zu leben. Es geht nicht darum, den anderen in allen Winkeln seiner Seele zu kennen.

Im Kurzfilm „Vom Mythos der erlösenden Gewalt“, einem Essayfilm, der mit Musik und künstlerischen Mitteln sowie Literatur einer Ausstellung gleich kommt hat sie Texte des Theologen Walter Wink zusammengestellt. Er hat sich mit den Seelen von Institutionen beschäftigt. Man spürt bei Häusern und Kirchen, das ein bestimmter Geist herrscht, das gilt auch für Städte und Institutionen. Im Film wird die Grundüberzeugung, dass Gewalt retten kann, legitim und sogar nötig ist, thematisiert. Biblische Schöpfungsmythen sind von einem liebenden Gott begleitet, andere Mythen zur Entstehung der Welt stellen einen Helden, durch dessen gewaltsames Handeln die Welt entsteht, in den Mittelpunkt. Tschautscher vergleicht auch James Bond mit einem solchen Helden. Diese Bild ist uns eingeprägt, sagt sie. Licht und Wahrheit sind das beste „Desinfektionsmittel“, dort wo gesprochen wird, dort wird aufgedeckt. Gespräch statt Gewalt ist für sie wesentlich besser. Das Menschliche im Mörder ist ein faszinierendes Phänomen, dem sie sich seit Kindheit widmet.

Im Weiteren wird die These, dass man nur mit Gewalt Frieden stiften und Menschenleben retten kann, diskutiert. Das Zurücktreten von der Logik der Gewalt ist dabei ein wichtiges Thema für sie geworden. Gewalt ist nämlich das Feld, wo kein Wachstum stattfindet.

Sie muss sich unbedingt ihre Liebesfähigkeit bewahren, um arbeiten zu können, betont Johanna Tschautscher. Wenn diese verloren geht, dann kann sie nicht weitermachen. Die Wirklichkeit wird oft so verformt, dass sie versteinert ist. Es obliegt letztlich der eigenen Entscheidung, wie man damit umgeht.

Kennengelernt haben sich Danneberg und Tschautscher bei einer Kundgebung für den Frieden und gegen den Krieg, wo Tschautscher eine Friedensrede gehalten hat. Für sie war das ein erster Auftritt in der Öffentlichkeit nach längerer Zeit. Das Thema war ihr sehr wichtig, sie wollte dabei aber keine Anschuldigungen vornehmen, nur für den Frieden reden und zeigen, was passiert, wenn wir uns gegen den Frieden entscheiden.

Die Chance einer Krise, so auch in der aktuellen, liegt immer darin, dass alles sichtbar wird. Es kommt ans Licht und wir müssen uns damit auseinandersetzen und dann kann es gut, heil werden. Die damit verbundene Scham ist sehr schmerzvoll und oft hindert sie uns daran, uns diesem Prozess auszusetzen. Eine Folge ist auch eine ehrliche Entschuldigung für das, was man falsch gemacht hat.

Ihre Furchtlosigkeit resultiert weniger aus dem Glauben, denn aus ihrem spirituellen Vertrauen, das aus einem ganz persönlichen Ereignis mit ihrer Tochter resultiert. Auch Jeanne d’Arc ist diesbezügliche eine wesentliche Inspiration für sie.

Zuletzt erfolgt ein Blick auf den Beginn ihrer Arbeit als Regisseurin. Bei einem Staatsstipendium für ein Drehbuch bzw. einen Roman in Sizilien hat sie eine Anti-Mafia-Staatsanwältin und die Loge Propaganda Due kennen gelernt. Diese hat Attentate unter falscher Flagge verübt und der Linken in die Schuhe geschoben. Bei ihren Recherchen zu ihren Filmen hat sie noch die eine oder andere „Verschwörung“ entdeckt, dabei aber niemals Angst empfunden, was sie ihrem guten Kontakt mit sich selbst verdankt.

Abschließend spricht Johanna Tschautscher noch über ihr aktuelles Projekt den Kulturanthropolgen Rene Girard betreffend.

Idealism Prevails ist ausschließlich Verfasser der Zusammenfassung des Gespräches und nicht für den Inhalt des Interviews verantwortlich.

Credits

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IP – Johanna Tschautscher bei Nadia Danneberg-YOUTUBE-IPHP Wolfgang Müller CC BY SA 4.0