Dr. Daniele Ganser – Jahresrückblick 2017 (Teil 2)

Titelbild-P'Cay-Ganser
Gesellschaft

Im 2. Teil des Jahresrückblicks mit dem Schweizer Historiker und Friedensforscher Dr. Daniele Ganser stehen die Grundsätze und Prinzipien der Friedensbewegung sowie die Mechanismen der Kriegspropaganda im Vordergrund.

Es sei essenziell, die Menschen zusammenzuführen, einander nicht herabzuwürdigen, Gewalt abzulehnen, das Gewaltverbot der UNO zu achten und die Menschen nicht in Gruppen aufzuspalten.

Dr. Ganser spricht von seinen persönlichen Existenzängsten, da er aufgrund der Forschungen zu 9/11 einem enormen Druck ausgesetzt gewesen sei und dabei die Angst entstanden sei, seine gut bezahlte Stelle als Forscher an der ETH Zürich zu verlieren. Seine Frau habe ihm aber den nötigen Rückhalt gegeben, um mutig seinen Weg der Aufklärung fortzusetzen.

Doch auch 2018 gelte es, die eigenen Ängste zu (er)kennen und diese zu überwinden, und er empfiehlt: 1. Ängste zuzugeben und 2. sie nicht ans Steuer zu lassen und achtsam zu sein (Angst sei ein schlechter Ratgeber und lähme).

Die Kluft zwischen Arm und Reich müsse reduziert und die UNO-Charta gestärkt werden. Der seit sechzehn Jahren laufende Krieg gegen den Terrorismus sei illegal und abzulehnen. Diesen Bombardierungen gehe fast immer eine systematische Abwertung des Gegenübers voraus. Man habe Syriens Regime jahrelang abgewertet, um damit eine spätere militärische Intervention zu rechtfertigen. Die CIA habe seit 2011 eine Milliarde Dollar investiert, um die Gegner von Assad zu bewaffnen. In diesem Zusammenhang kritisiert Dr. Ganser den Ex-Präsidenten Barack Obama, der die Drohnenkriege in seiner Amtszeit massiv ausgeweitet habe, aber auch Trump, der die Syrienkriegspolitik Obamas 2017 im Wesentlichen fortgesetzt habe. Es gebe kein Land weltweit, bei dem ein Angriff notwendig sei.

Dr. Ganser ist für ein Gewaltverbot und verweist auf die Wichtigkeit der Friedensbewegung.

In Deutschland und Japan seien die meisten US-Soldaten außerhalb der USA stationiert, die amerikanischen Drohneneinsätze würden über die US-Basis in Ramstein koordiniert. Daher fordert Dr. Ganser eine Schließung Ramsteins. Die Rede von Eugen Drewermann, die 2017 bei der Veranstaltung „Stopp Ramstein“ gehalten wurde, habe den Wissenschaftler tief berührt.

Man müsse übrigens nichts tun, um Würde zu erlangen – denn die Würde sei in jedem Menschen bereits vorhanden.

Hinsichtlich Katalonien wünscht sich der Friedensforscher einen friedlichen Dialog, rund um den G20-Gipfel in Hamburg habe eine substanzielle Diskussion über den Kapitalismus gefehlt und Trumps Nordkoreapolitik sieht er als kritisch an.

Dr. Ganser erinnert auch an die Mechanismen der Eliten, die den öffentlichen Diskurs innerhalb eines abgesteckten Spektrums eingrenzen würden und rät allen BürgerInnen, sich Medien mit Bedacht auszusuchen, um Medienkompetenz zu gewinnen und sich stets zu fragen, warum manche Medien gewisse Mitmenschen von der Menschheitsfamilie ausschließen.

Zum Schluss spendet Dr. Ganser Hoffnung, denn er habe jetzt schon Lust auf 2018, und appelliert an uns alle, das neue Jahr mit Zuversicht zu starten.

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