Die letzten Tage der Vernunft – DDr. Christian Fiala

Gesellschaft

Der Allgemeinmediziner und Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe spricht im Kamingespräch mit Doris Peczar über sein Engagement im Rahmen der Corona-Pandemie, das auf dem Bedürfnis beruht, sachlich und wissenschaftlich fundierte Informationen zu Covid-19 jeglicher Entscheidung zugrunde zu legen.

DDr. Fiala hat auf der ganzen Welt gearbeitet und sich dem Thema Infektionskrankheiten und ihrer Behandlung maßgeblich gewidmet. Bald nach Beginn der Pandemie war ihm klar, dass es sich bei Covid-19 um eine lediglich mäßig gefährliche Infektionskrankheit handelt, was auch am Vorfall auf dem Kreuzfahrtschiff Diamond Princess und dem ersten Covid-Patienten in Österreich zu erkennen war. Diese beiden Vorfälle gaben für den Wissenschaftler schon zu einem sehr frühen Zeitpunkt klare Informationen über Gefährlichkeit und Ansteckungsgefahr, in der Öffentlichkeit wurde das aber nicht so wahrgenommen bzw. war die Diskussion darüber nicht erwünscht.

Immer mehr zeigte sich, dass das, was in der Öffentlichkeit durch Politik und Medien verbreitet wurde, mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen nicht korrelierte. Daher gründete er in mit einer Gruppe interessierter Wissenschaftler die Plattform „Initiative für evidenzbasierte Corona-Information“ ( https://www.initiative-corona.info/), um eine übergreifende Faktensammlung zu schaffen und der Öffentlichkeit bereitzustellen. In den Medien wurden und werden Informationen oft verzerrt dargestellt, oder Zahlen falsch interpretiert.

In diesem Kontext ist auch das Thema der für 2020 gemeldeten Übersterblichkeit zu sehen. Durch die immer älter werdende Bevölkerung muss diese Statistik altersbereinigt gelesen werden. Darüber hinaus ist zu beobachten, dass die Erhöhung der Sterblichkeit mit den Lockdown-Zeiten korreliert, was darauf zurückzuführen ist, dass Altenpfleger aus dem Ausland aufgrund der verhängten Maßnahmen nicht mehr nach Österreich kamen und daher die Pfleglinge nicht mehr angemessen behandelt werden konnten. Der in Österreich ohnehin seit Jahren präsente Pflegenotstand wurde durch die Maßnahmen der Regierung noch erheblich verschärft. Die schützenswerte Bevölkerungsschicht wurde also zynischerweise durch die Maßnahmen gefährdet und geschädigt, statt beschützt zu werden.

Auch die Zählweise der Corona-Toten, dass jeder Verstorbene, der innerhalb von 28 Tagen einen positiven Covid-Test hatte, als Corona-Toter gezählt wird, ist aus wissenschaftlicher Sicht zumindest bedenklich, da diese Zählweise zur Verzerrung der Statistik führt.

Schlüsse müsse man aufgrund erhobener Daten und Fakten ziehen, nicht aufgrund pauschaler Aussagen oder Annahmen. Diese validen Schlussfolgerungen sollten dann in Form von Handlungen umgesetzt werden. Leider wurden viele Entscheidungen seitens der Regierung nicht aufgrund wissenschaftlich fundierter Fakten getroffen, bzw. wurde einfach unvernünftig gehandelt. Auch sind viele Verordnungen widersprüchlich und daher ist ihre Sinnhaftigkeit schwer nachvollziehbar.

Sehr erstaunlich ist, dass vernünftige Argumente nicht gehört werden, Vernunft als Leitstern nicht erwünscht ist. Es ist leicht, Menschen von rationalem Denken abzulenken, vor allem durch Propaganda und Verbreitung von Angst. Politik und Medien kommunizieren in Form reißerischen Pauschalaussagen, statt sich auf wissenschaftlich fundierte Aussagen zu berufen. Dennoch wird das, was von Politik und Medien verbreitet wird, vielfach geglaubt und nicht hinterfragt, auch, wenn diese Aussagen jeglicher Vernunft entbehren. Zu beobachten war das immer wieder in der Geschichte, wie zum Beispiel im ersten Weltkrieg, hervorragend beschrieben von Karl Kraus in „Die letzten Tage der Menschheit“. In diesem Buch wird auch die Rolle der Medien beschrieben, wie sie auch in der heutigen Zeit zu beobachten ist.

Da es zu vielen Themen auch von Experten diametrale Aussagen gibt, fällt es schwer, sich seine Meinung zu bilden, daher sollten wir uns darauf besinnen, unsere Selbstwahrnehmung zu schärfen und diese auch über die Außenwahrnehmung zu stellen. Den Menschen wurde die Selbstwahrnehmung abtrainiert, stattdessen wurde ihnen beigebracht, sogenannte Expertenmeinungen als einzig richtig anzunehmen. Verschärft wird die Situation auch durch Social Media und die Informationsflut, die die konkrete Auseinandersetzung mit einem einzigen Thema erschwert, weil die Datenmenge nicht bewältigbar ist.  Daher ist es schwer, zu einem Thema in die Tiefe zu gelangen, ähnlich wie im ersten Weltkrieg, als Informationen kaum zur Verfügung standen. Heute hat man im Gegensatz zu damals ein Übermaß an Information, der Effekt ist aber der Gleiche, da es schwierig ist, aus der Datenflut valide Informationen zu extrahieren.

Ein öffentlicher Diskurs zu diesem Thema wäre wünschenswert, Übernahme von Eigenverantwortung, selbständige Entscheidungsfindung sind Fertigkeiten, die wieder erlernt werden sollten. Die Selbstwahrnehmung in Gesprächen zu stärken und als einzige persönliche Wahrheit anzuerkennen wäre überaus wichtig, um aus dem bestehenden Konformismus ausbrechen zu können.

Entscheidungen für sich selbst und sein Leben hat nur das Individuum selbst zu treffen und sich nicht von der Regierung vorsagen zu lassen, wie man leben soll. Selbstbestimmung ist das Thema in der Demokratie, dies hat sich erst in den letzten 100 Jahren entwickelt, da zuvor totalitäre Regierungssysteme im Einsatz waren. Diese Selbstbestimmung führte dazu, dass die Menschen gesünder und auch älter werden, Selbstbestimmung ist ein wichtiger Faktor der Lebensqualität.

Im Laufe des letzten Jahres kann hinsichtlich der Selbstbestimmung ein massiver Rückschritt beobachtet werden, der Staat nimmt den Menschen die Eigenverantwortung und greift in höchstpersönliche Bereiche ein. Historisch besehen, hat das oftmals zu katastrophalem Machtmissbrauch geführt. Herrn DDr. Fialas Anliegen ist es daher, dass wir uns dieser Gefahr bewusst werden und achtsam mit unserer Freiheit und Eigenverantwortung umgehen.

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DDr. Christian Fiala Wolfgang Müller CC BY SA 4.0