Mag. Elisabeth Meyerweck „Lasst´s die Leute in Ruhe“

Gesellschaft

Im Gespräch zwischen Gastgeber Gunther Sosna und der klinischen Psychologin, zweifachen Mutter und Stimme gegen den Ausnahmezustand, Frau Mag. Elisabeth Mayerweck, geht es um Österreich und seine Psyche.

Zu Beginn definiert die Psychologin den Begriff „psychische Gesundheit“, was mehr als die Abwesenheit von Krankheit bedeutet. Vielmehr gehe es um Lebenszufriedenheit und Wohlbefinden. Lebenszufriedenheit habe viel mit sozialen Kontakten zu tun, Wohlbefinden müsse vom Einzelnen definiert werden, hänge aber viel mit körperlicher Gesundheit und guter finanzieller Basis zusammen. Zufriedenheit ist laut Mayerweck eher eine kognitive Sache, während Glück die emotionale Seite beschreibe. Gäbe es Defizite im sozialen Umgang, wirke sich das auf alle Lebensbereiche aus. Ein wesentlicher Faktor im Bezug auf den Erwerb der sozialen Kompetenz sind Gestik und Mimik. Anhand von Mimik gelingt es den Menschen, sein Gegenüber einzuschätzen. Fehlt diese Möglichkeit – wie aktuell durch das Tragen von „Masken“, dann komme es zu Irritationen, die Angst auslösen und mit einem Verlust an Empathiefähigkeit einhergehen. Auf diese Weise bestehe die Gefahr, dass asoziales Verhalten entsteht. Soziale Distanzierung finde, so Mayerweck, nicht erst seit Corona statt, der Rückzug ins Private, vor allem vor den Bildschirm, sei schon ein länger währendes Phänomen.

Depressionen werden laut WHO 2030 die Volkskrankheit Nr. eins sein. Diese Prognose bestätigt Elisabeth Mayerweck: Depressionen seien oft auch eine Folge anderer Grunderkrankungen. In diesem Zusammenhang sei es völlig kontraproduktiv, dass psychologische und psychotherapeutische Unterstützung nur sehr eingeschränkt auf Krankenschein möglich ist. Durch die aktuellen Gegebenheiten, nämlich die Maßnahmen gegen die so genannte Pandemie, werden Menschen in die Perspektivlosigkeit gedrängt:

„Wenn keine Perspektiven mehr vorhanden sind, wenn nicht absehbar ist, wann eine Situation endet“ so Psychologin Mayerweck, „dann tut man oft gar nichts mehr.“

Sie nennt diesen Zustand „erlernte Hilflosigkeit“. Es entstehe ein Teufelskreis aus Abhängigkeit von Autoritäten, die diese Situation herbeigeführt haben und nun als einzige, die aus dieser Situation herausführen können, wahrgenommen werden. Die aktuellen Maßnahmen, die nun sogar in einem De-Facto-Impfzwang münden, bezeichnet sie als Unterdrückung und psychischen Missbrauch. Es handle sich allenfalls um Nötigung. Auch sei der Denunziation Tür und Tor geöffnet. Hier verweist sie auf das „Stanford Prison-Experiment“, das zeige, was passiert, wenn Menschen „Polizei spielen“ dürfen. Auf diese Weise entstehe eine „toxische Gesellschaft“.

Obrigkeitshörigkeit und Konformismus bilden laut Mayerweck die Basis für Totalitarismus, der in Österreich langsam wieder im Kommen ist. Autoritätshörigkeit sei in Deutschland und Österreich überdurchschnittlich vertreten, sie sei auch anerkannt, man stehe dazu. In diesem Bereich müsse man zwischen der künstlichen und der natürlichen Autorität unterscheiden. Dass man seine eigene Verantwortung an diese abgeben könne, ist Mayerweck nach ein Trugschluss. Dennoch werde diese Möglichkeit nach dem Motto „Er hat’s gesagt“ gerne genutzt. Bezüglich Konformismus liege die Sache anders, man gebe nicht gerne zu, konformistisch zu sein. „In mehrdeutigen Situationen orientieren wir uns gerne an anderen, an der Mehrheit. Die Mehrheit liegt aber immer falsch“, betont die Psychologin.

Im weiteren Gespräch geht sie konkret auf die aktuellen Maßnahmen ein, die sie für unethisch hält und die dazu beitrügen, dass die ohnehin schon angeschlagene psychische Gesundheit noch weiter beschädigt werde und die Gesellschaft insgesamt immer weiter auseinander drifte. „Lasst’s die Leute in Ruhe“, appelliert Mayerweck und zitiert Hannah Arendt, die meinte, dass tyrannische Regime immer auf Basis von Isolation funktionieren. Und dieser Zustand sei nun seit Monaten Alltag. Hier wirke dann Propaganda ganz besonders effektiv. Anfällig dafür seien vor allem die Intellektuellen, weil sie den Bezug zum einfachen Leben verloren hätten. Es ist weiters vom Präventionsparadoxon und von der Rechtfertigung des Aufwands die Rede, der Menschen in der Abhängigkeit von ihrem Peiniger hält. Mayerweck konstatiert auch einen moralischen Relativismus, betont aber gleichzeitig, dass der Mensch nie Mittel zum Zweck sein dürfe.

Einen Ausweg aus diesen Verhältnissen sieht sie in einer Haltung, die von einem „Man kann über alles reden“ getragen ist. Jeder Mensch sehne sich nach Vergebung – und diese ist möglich, wenn die Mitmacher erkennen, dass sie falsch liegen und aussteigen. Sie sei jedenfalls zu diesem Dialog bereit, der die entstandenen Wunden heilen kann.

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Elisabeth Meyerweck – Lassts die Leute in Ruhe Wolfgang Müller CC BY SA 4.0