Max Lercher – Mehr Empathie für die wahren Leistungsträger

Politik

Dieses Mal begrüßen wir den SPÖ-Nationalratsabgeordneten Max Lercher bei ´Reiner Wein – Der politische Podcast´ aus Wien. Der Obersteirer schildert zu Beginn, dass es vor allem das Thema Gerechtigkeit war, das ihn in die Politik trieb. Schon während seiner Schulzeit trat er der Sozialistischen Jugend bei und erlebte hautnah mit, wie seine Mutter aufopfernd um den Erhalt eines lokalen Postamtes kämpfte, welches letztlich aber doch den Restrukturierungsmaßnahmen der Post zum Opfer fiel. Auch ein von ihm mitorganisiertes „Rockkonzert gegen Rechts“ war prägend für sein politisches Engagement.

Sozialdemokratie hat die Aufgabe, den Leistungsbegriff wieder neu zu definieren: denn wer zahlt tatsächlich die meisten Steuern, und wer arbeitet unentgeltlich, ohne dafür eine Gegenleistung zu erhalten? Die Empathie, die die Ära Kurz gegenüber den Arbeiternehmern und den Klein- und Mittebetrieben vermissen ließ, müsse man politisch rekultivieren. Das Wirtschaftssystem müsse endlich wieder für die Menschen da sein, und nicht für die Milliardäre.

Im Folgenden schildert Lercher den Kampf um das ATP-Werk in der Steiermark, das von chinesischen Investoren sukzessive ausgehöhlt wurde. Über eine Stiftung konnte das Land die meisten gekündigten Mitarbeiter in anderen Unternehmen unterbringen. Die Ungerechtigkeit, dass Verluste meist vergemeinschaftet und Gewinne privatisiert werden, zeigte sich auch in diesem Fall. Die anhaltende Umverteilung von unten nach oben, für die auch das kurz (!) skizzierte Beispiel KTM ein Beleg ist, schwächt die Mittelschicht, der angesichts des zunehmenden ökonomischen Drucks eigentlich dringend geholfen werden müsste.

Grundsätzlich ist es für Lercher schwer verständlich, wie man zB bei einem Jeff Bezos davon sprechen kann, dass er durch Leistung Milliardär geworden ist. Auch sollte jemand, der so viel Geld besitzt, dieses großzügiger mit seinen Arbeitnehmern teilen, anstatt es zu bunkern. Der Fehler der Gesellschaft und der Medien liegt daran, dass man sich ständig mit dem Platz des reichsten Mannes beschäftigt, als damit, welcher Menschen am meisten für die Gesellschaft und die Umwelt leistet. Dem Marketingschmäh der Leistungsgesellschaft müsse man endlich eine soziale Gegenerzählung entgegensetzen, die das Wirtschaftssystem auf komplett neue Füße stellt und das Belohnungssystem für Manager reformiert.

Man kann ein Land mit Angst oder mit Hoffnung führen. Sebastian Kurz hat sich in der Coronazeit eindeutig auf die Angst festgelegt. Die Kosten der Krise dürfen nicht wieder auf die Mittelschicht abgeladen werden, sondern es müssen jene zur Kasse geboten werden, die während der Krise stark dazugewonnen haben. Eine breite gesellschaftliche Debatte darüber ist dringend nötig. Die Regierungen nach dem Krieg haben das erwerbsbasierte Sozialsystem geschaffen, weil sie genau wussten, dass das die Grundlage für sozialen Frieden ist.

Es ist weltweit zu erkennen, dass der Neoliberalismus gescheitert ist. Die Politik ist dazu angehalten, dort einzugreifen, wo die Marktlogik nicht funktioniert bzw zu negativen Verwerfungen führt. Menschen, die Positives für die Gesellschaft leisten, müssen endlich gut bezahlt werden. Dieses und weitere Themen, wie zb die Notwendigkeit einer glaubhaften politischen Alternative, werden im Verlauf des Gespräches vertiefend besprochen.

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RW – Max Lercher (SPÖ)-YOUTUBE Wolfgang Müller CC BY SA 4.0